Rheine, der Waal und der Nord-See gebildet wurde, schon,
vor Ankunft der Römer bedeicht w a r , wie Velsen glaubt. Sie
wurde indessen durch die Cymbrische Ueberschwemmung,
die wir (B. I. S. 449-) der Erweiterung des Canals zwischen
England und Frankreich zugeschrieben haben , und die
( i. J. 110 . v. C. G. ) im Herbste einfiel, schrecklich verwüstet
(d) . Fast alle Wohnungen wurden zerstört ; die stärksten
Bäume aus der Erde gerissen und das Verderben war überall.
Dafs diese schreckliche Inondation von der Erweiterung des
Canals entstand , dafür scheint selbst die Lage der Bäume unter
den Veenerr( Torfgräbereyen), die alle südwärts liegen, zu sprechen.
Sonderbar genug ist es indessen , dafs diese fürchterliche
Begebenheit sich nicht umständlicher in den Traditionen bis
zur Zeit, wo man solche Ereignisse aufzeichnete, erhalten bat.
Nachdem die See das, schreckliche Eroberungsrecht auf Kosten
der bedauernswürdigen Bewohner der Insel ausgeübt hatte
; so verliefe dieses unglückliche Volk seinen väterlichen Boden,
in Moräste und Seen verwandelt. Was konnte es in den
damahligen finstern Zeiten nach solchen Drangsalen bessers
thun , als sich mit den Cymbern, die in Jütland wohnten,
Und mit den Teutonen zu vereinigen , um fremde Länder mit
Krieg zu überziehen ! Nachdem sich aber die Gewässer zurück
gezogen hatten , eilten die Batten , oder Bataver , ein Stamm
der Katten, der von den übrigen Stämmen ausgestofsen w a r ,
den Rhein hinab, das verlassene Land zu bewohnen (e). Von
ihnen erhielt die Insel den Nahmen Batavia, oder Insel der Ba-
(c?) Florus Libr. III. c. 3. — van Loon Aloude Holl. Hist. I. D. bl. 5.
Eben so wahrscheinlich es den Griechen war, dafs Sicilien von Italien
( Aeschyl. ap. Strab. lib. 6. p. 258 — Mem. da l’acad. des belles
Lettr. T. XXXVII p. 66) ; dafs Euböa von Böotien (Strabo Lib I.
p. 6o) losgerissen* ist • eben so wahrscheinlich ist es, dafs Frankreich
einst mit England zusammen hing : Dissertation sur l’ancienne jon- x
ction de-l’angleterre à la France, par Desmarest. Amiens 1753.
( e) Tac. Hist. Libr. IV. cap 12 ; Libr. V. 23• de M. G. c. 29.
taver. Duurstede ( Batavadorum ( ƒ ) ) und Battenburg (Bata-
vorum Oppidum (g ) ) wurden von ihnen erbauet. Es gehörte
ihnen also auch noch ein Theil von Gallien. Verschiedene
Oerter werden auch noch jetzt, dem Ursprünge von dem gemeinschaftlichen
Stamme zu Ehren so genannt, als: Kattwyk
op Ryn , Kattwyk op Zee ( bey Leiden); Kattendrecht bey
Rotterdamm ; der Kattenpolder zu Zevenhuyzen ; Kattenbroek
bey Woerden u. a. m.
Zustand der Flüsse bey Ankunft der Römer.
Die Bataver von jeher tapfer und unter ihrem grofsen Anführer
Civilis der Römischen Macht furchtbar, verbündeten
sich endlich mit den Römern. Diesen ihren Schriftstellern verdanken
wir allein die wenigen Nachrichten , welche von dem
alten physischen Zustande Hollands Auskunft geben.
Zu Caesars Zeiten war die Stromscheidüng der Flüsse Waal
und Rhein von der Mündung des ersten 80,000 Schritte entfernt
( h ). Die Waal vereinigte sich mit der Maas, und er-
gofs sich mit einer weiten Mündung in die Nord-See: Die
Vereinigung dieser beyden letzten Flüsse mufste schon damahls
bey Gervliet Statt haben , wie sie noch 14 2 1 war (T. 4 °.) ;
denn Tacitus sagt, dafs Civilis zur Aufstellung der Bataver
Flotte einen Raum, der einem See glich, und zwar, wo die
Maas den Rhein aufnahm, gewählt habe ( i). Auch bezeichnet
die Tradition und die Natur den alten Lauf der Maas sehr
(ƒ) Tacit. Hist. V. 20. — Ibidem Hist. XVIII. ig. — d. M. G. c. 29 —
Junius Bat. p. 314.
(g ) Tac. Hist. L. V. 19. — Ibid. L. IV. 18- — Ptol. geögr. II. c. 9. —
Europ. Tab. III.
( h) Caesar de Bello Gail. Lib. IV. c. 10.
(i) Tacit. Annal. Libr. V. 23. Unter den Rhein versteht Tacitns die
Waal, als einen Arm des Rheines,