davon. Wie geringe mag also damahls ihre Wassermenge nicht
gewesen seyn ?
Die Herwensche Serpentine, ( T. X I I I und X X II. ) deren Ursache und Folgen.
W enn man die Richtung der Oberwaal O O , O H , welche
auf die Herwensche Krümme gieng, betrachtet und in Erwägung
zieht: dafs die Waal ehemahls ( B. I. S. 471 ) zwischen dem Krius-
deich und ’sGravenwaard bey Q Q , nach den punctirten Linien,
flofs (T .X X I I ) ; wenn man ferner erwägt, dafs jezt der Strom
dieses zugeschlickte Bett fand , so wird die schleunige Zunahme
der Serpentine (der Abbruch des concaven Ufers ) erklärbar. Ein
Abbruch, den der von Preufsen ( i j 5o) auf den Bylandschen
Waard angelegte Damm, welcher bey dem Bimmenschen Deiche
begann und auf eine Länge von 260 Ruthen schräge über diesen
Waard dem hohen Strome entgegen lag, gar sehr beförderte. Er
leitete einen aus den Ufern O O getretenen Strom directe auf den
Bug der Serpentine; stauete ihn auf, nöthigte ihn die.’sGravenwaard
und Ossenwaardschen Deiche an mehreren Stellen ( i y 5i)
bey A. B. C ja! zwey Jahr nachher, noch an sechs andern zuzer-
reissen.
Je gröfser diese Serpentine ward, desto mehr Material, welches
von dem concaven Ufer abgerifsen war, sezté sich an dem
Pannerdenschen Waard und in der Canälmündung (T. XXVI.
Fig. B.) V o r dieser zog der niedrige Strom vorbey, aber nicht der
hohe. So war also diese Serpentine für die Stromscheidung äus-
serst Verderblich.
Es steht die Vereinigung der Waal bey Hertren mit dem Rhein bey Aart zu fürchten, T. XIV .
Das Dorf Herwen war bereits ein Raub der perpendiculair anfallenden
Waal geworden, und die Gewalt dieses Stromes schien, bey
dem lockern Boden, keine andere Grenze, als unzerstörbare Kunstmittel,
zu kennen. Konnte man sich aber wohl, eben bey diesem lockern
Boden, eine Stabilität, einen oeconomischen Beharrungsstand
der Ufer versprechen; und blieb die Serpentine für die Mündung
des Pannerd. Canals, von der sie den niedrigen Strom ableitete, und
für das Millingsche Ufer, nicht sehr nachtheilig ? Der Durchbruch
der schmalen Erdfläehe zwischen der Waal und Aart schien also
unvermeidlich , wenn man erwog: dafs der Rhein, bey diesem
Orte, in seiner Oberfläche fünf und dreyfsig Zoll niedriger lag als
die Waal bey Herwen in der ihrigen, und dafs das Terrain selbst
von Herwen nach Aart abhängend war.
Wäre dieser Durchbruch erfolgt , so würden die Provinzen
Holland , Utrecht, Overyssel und Geldern zum Theil in Sumpf
und Moräste verwandelt worden seyn. Dann hätten die Deiche
an der Yssel und am Leck die gesammte Wassermenge des unvertheilten
Rheins nicht halten können. Wären diese zerrissen
gewesen , so würden die andern Deiche als der Meerendeich , die
Deiche an der Langenlinschotten, die Wiericker Kade, der Dief-
und der Zouwendeich (T. 3g.40 4 1. ) auch zerstört worden, und
Hollands Verderben erfolgt, seyn. W e r war es, der diese Gefahr
nicht zugestand , nicht achtete?
Die Deputirten der Provinz Geldern — geleitet Von ihren leidenschaftlichen
oder unkundigen Landmessern. Sagten : «es
sey ein solcher Durchbruch unwahrscheinlich.» (e) «Wenn
derselbe indessen auch erfolgen sollte, so dürfe nur der Pannerd.
Canal geschlofsen werden, um alles in den alten Zustand zu versetzen,
und der Niederwaal werde der Durchbruch nicht alles
Wrasser entziehn. *' Welch ein sonderbares Raisonnement? Noch
kühner fast, als Gennetes Paradoxa (B .I. S.441.)
Erster Vorschlag zum Bylandschen Durchstich und erhobene
Schwierigkeiten dagegen.
Glücklicher Weise für die Niederlande lebte Lulofs, General-
Inspector des Flufsbaues und Professor der Mathematik zu Leyden.
Dieser schlug ( i y 5i ) in Gemeinschaft mit dem Landmesser
Bolstra, den Bylandschen Durchstich, als ein Mittel zur Erhaltung
des Herwenschen Ufers, vor , und zwar so wie es B.I. S. 545
beschrieben ist.
(e) Nach Lulofs Bericht vom 04*™ May 1754 gaben sie endlich den i8t,n
August 1753 das Gegentheil zu.