Erde zuzudammen. Als aber die Oefnung enge ward mufsten die
Unternehmer eine Faschinenzukribbung vornehmen : denn mit
dem Erddamme konnte nicht das strömende Wasser, welches durch
die alteYsselmündung P. Q. einflofs, durchgedammt werden. Dies
war auch diejenige Arbeit, welche diesen Durchstich, für andere
Durchstiche auszeichnete und mühsam machte. Der alte Flufs
(die oude Yssel) mufste nähmlich ganz abgedämmt werden, bis
der Durchstich, eröfnet wurde. Auf diese Abdämmung bestand
Geldern ohne besondere Gründe. Sie verzögerte die Vollendung
des Durchstiches sehr. Auch hätte sie für die Provinzen Holland
und Utrecht grofses Unglück bringen können: denn es durfte ja
nur, ihrer vor Vollendung, hohes anhaltendes Wasser eintreten,
welches ein unüberwindliches Hindernifs der Ausführung von der'
Durchgrabung und dem Oefnen des Abschlufsdammes I I. gewesen
seyn würde. Alsdann hätte der Niederrhein lediglich zwischen
seinen Deichen bleiben müssen , ohne von der Yssel eine
Erleichterung zu erhalten; und da war denn leicht vorauszusehn:
dafs verderbliche Deichbrüche und Ueberschwemmungen noth-
wendig hätten entsehen müssen. In dieser Hinsicht war es, dafs
Brünings darauf antrug; die alte Yssel nicht früher zuschliefsen bis
die neue geöfnet werden könnte. Selbst in der 177 1- festgesezten
Convention war diese Maafsregel angenommen worden. So wie
es an mehren Orten, gieng es auch hier, das Minderzweckmäfsige
wurde dem Zweckmäßigsten vorgezogen.
Wie sehr man sich in Ansehung des Erdreiches, worin der
Durchstich gegraben wurde, betrogen hatte ( i), ward man bald
gewahr. Anstatt dafs Klayerde vermuthet wurde, bestand das
Terrain nur aus einer geringen Klaydecke, dann aus feinem und
leichtem Sande, Auf der einen Seite machte dieses Erdreich die
Verstärkung der Leitdeiche und also gröfsere Ausgaben nöthigi
auf der andern, begünstigte es aber wieder den Austiefungseffect
Damit die Austiefung desto schleuniger von Statten gehen konnte,
( ;) Brünings Rapport vom a5sten May 1774 in den Verzaamelingen.
so mufste die alte KribbeK g (T .X V ) oberhalb der Westervoort-
schen Brücke ausgerissen werden.
Die Schwierigkeiten, Welcher der Ausführung durch Nach-
läfsigkeit des Unternehmers , andern Theils von den verschiedenen
Meynungen der Hydrotecten , gemacht wurden , hätten sehr verderblich
werden können : wenn Brünings auf die Beschleunigung
der Arbeiten nicht mit solchem rühmlichen Eifer, zum Besten
seines Vaterlandes, gedrungen hätte ; und wenn die Com-
mittirten, denen die Verbesserung der Stromscheidungen, als Commissarien
aufgetragen war, ihn nicht mit Beharrlichkeit unter-
stüzt hätten.
Wegräumung des Abschlufsdammes', in Rücksicht ähnlicher Arbeiten
lehrreich. Tab. 52. Fig. 4-
Sobald das linkseifige Ufer des Durchstiches auf 3y Ruthen
lang, und der Separatiönspuncf, mit einem Bleeswerke gedeckt
worden war, wurde der Abschlufsdamm I I . den 23 ten Sept. 177&.
durchgegraben (£). Er lag auf 21 FufsArnh.Pegel, hatte eine 7
Fufs breite Krone; RheinWä'rts drey, und binnenwärts zwey Fufs
Dossirungauf jeden Fufs Höhe, und war auf beyden Seiten be-
rauhwehrt worden. Das Mayfeld (die Pley) lag auf7 bis y j Fufs
Arnh. Pegel. Da leider dieErfahrung am Bylandschen Durchstiche
(S. 182) gelehrt hatte: dafs ein solcher Abschlufsdamm mit der
möglichsten Sorgfalt abgetragen und durchgestochen werden müsse;
so fing man diese Arbeit am lztenSept. an, als der Rhein
g Fufs am Arnheimer Pegel stand. Binnen zehn Tagen war er
zu 10 Fufs A. Pegelhöhe abgeflächt, und nun bildete er die Figur
c. 1. f. g. d. Die Krone f. g. war 5 Fufs breit. Am folgenden Tage
lag er nur noch in c. 1. h. i. d. fechs und dreyfsigZoll höher als der
Rhein. Jetzt, am 23ten, ward das Stück i. k. 1. in sieben Stellen
dergestalt abgegraben, so dafs nur noch eine kleine Scheidewand,
oben von einen Fufs stark, in diesen Stellen stehn blieb. Nacher
Wurden die Oefnungenso gemacht, dafs das Rheinwasser allmäh-
(/f) Verzaameling etc. B. I. pag. 220.