ihm wolle. Die Abnahme des Strandes ist für Holland sehr ge-
fahrvoll. Beträgt sie alljährlich Eine Ruthe, so werden die Dünen
von der Maas Mündung an bis Haag in 3oo Jahren und
von Haag bis Katwyck in 800 Jahren ein Raub des Meeres werden.
Dann müfste man also längs der See kostbare Deiche
Statt der Dünen unterhalten. In diesem Betracht ist also das
perpendiculaire Höfter System, welches beym Seebau so vortref-
liche Wirkung leistet, eine der wichtigsten Erfindungen für die
Batavische Republik.
Kon dem Sinken der Lande längs der Küste , und von der E r höhung
der Oberjläche der Nord-See.
Die Untersuchung alles dessen, was hierüber Aufsehlufs geben
kann, ist für Hollands Wasser Staat von der äufsersten
Wichtigkeit; denn die hohen Bassins, in denen das Binnen Wasser
aus den Gräben (Sloofen) aufgemahlen wird, woraus es wieder
in die See abläuft, und welche Boezems (*) heifsen, liegen
in ihren mittlerm Stande nur 2 Schuh über die mittlern Ebben
der Nord-See. Wenn diese See nun immer von Zeit zu Zeit
höher würde , so dürften sich die Holländer auf mehrere
Schöpfmühlen gefafst machen: aenn eine gewöhnliche bringt
das Wasser nur 5 Schuh auf. Selbst die Deiche würde man
erhöhen müssen, und die Lage dieses Landes würde immer gefahrvoller.
Unter solchen Unstände könnte an die Austrocknung
des Haarlemmer Meeres, in die Nord-See, mittelst einer ’Wasserableitung,
durch die ehemalige Rheinmündung bey Katwyck,
wovon in der Folge umständlich gehandelt werden soll, gar
nicht gedacht werden. Kein Wunder wenn diese Materie zu
verschiedenen Zeiten ein Gegenstand war, den die Naturkundigen
ihrer Nachforschungen würdig geachtet haben 1 Deswegen
Veranstaltete auch die Academie der Wissenschaften zu Haar-
(* ) Ein solches Bassin wollen wir künftig immer Sammelteich nennen.
lern 1759 eine Preisfrage: «ob das Sinken der Lande und die
Erhöhung der Nord-See gegründet sey»?
Lulofs, der den Preis davon trug, mag uns also als Führer
dienen.
Erz e igt, b e v o r er zu der eigentlichen Frage kömmt: dafs die
See längs der Schwedischen Küste seit Tausend Jahren 45 Schuh
niedriger geworden sey, und dafs hingegen das Meer bey Ravenna
und Venedig in einer Zeit von a3o Jahren Einen Schuh
an Höhe gewonnen habe, diefs letztere bestätigt auch Man-
fredi ( f) .
Von Nord-Holland hat es L ’Epie bewiesen, dafs es gesunken
sey. Er gibt sich auch Mühe die Erhöhung der See-Oberfläche
(seit 3oo Jahren) zu erweisen ( u). Ueberdem sprechen
auch die alten Chroniken von dem Sinken in Nord-Holland.
So hat z. B. das Drechter Land (Tab. 43.. 44-) noch im Jahre
1445 über der See gelegen. Zu dessen Entwässerung wurden,
sieben Jahr später, die ersten Schöpfmühlen angelegt (x).
Zum Regulativ dieser Entwässerung ward ein Pegel angeordnet,
dessen Bestimmung war, um darnach dem hohen Lande
nur gerade so viel Wasser zu entziehn, als ihm zur Entwässerung
des niedrigen Landes entzogen werden mufste. Weil
aber ( 16 4 7 ) der Sommer-Pegel 2 Zoll niedriger und der
Winter Pegel 5 Zoll höher als die ältern Pegel gesetzt werden
xnufsten; so wäre von 14^2 bis 1647 entweder die See Oberfläche
2 Zoll gestiegen oder das Land soviel gesunken. Von
16 16 bis 1732 , war es wieder nöthig den Sommerpegel zu
Enckhuysen 1 1 Zoll zu erniedrigen. Diese Data schienen indessen
dem Naturforscher l’Epie noch nicht hinreichend, um das
(«) Commentar : Bononiensis.
( a) L’Epie. onderzoek over de oudc eil tegenwoordig natuurlyke Gesteld-
heid van Holland.
( x ) Chronyk van Medenblik pag. 119 . Lulofs hält aber dafür: dafs die
Erfindung dieser Maschine noch älter sey.