Aus dieser Tabelle ersehn wir nun: wie nöthig die Kenntnifs
von der Lage der Gewässer und Lande, so der Deiche, ist; und
wie sehr man in Holland Ursache hat, sich darum aufs sorgfältigste
zu bekümmern. Insbesondere, da der hydrotechnische Zustand,
wegen der Versandungen der untern Flüsse, immer gefahrvoller
wird. Ja , es ist die höchste Zeit, dafs die Holländer
genugthuende Mafsregeln in Ausübung bringen, wenn sie ihren
Nachkommen nicht ein unfehlbares Verderben überliefern wollen.
Dieser Gefahr bringende Zustand der holländischen Flüsse wird
vielleicht, weil er allgemein erkannt wird, den nähmiichen Effect
hervorbringen, den die Pfahlwürmer in Nordholland bewirkt haben.
Von diesen kann man es im eigentlichen Verstände sagen:
dafs sie in Nordholland einen Uferbau einführten, der jeglicher
Gefahr trotzt. V o r dem ersten Viertel dieses Jahrhunderts
haueten nähmlich die Holländer gegen die Südersee mit Holzwerk,
dasselbe wurde immer wieder mit grofsen Kosten hergestellt,
ohngeachtet es so oft ruinirt wurde. Als nun endlich die Pfahlwürmer
diese Holzwände zermalten, da erst nahm man die Vorschläge
zweyer practischer Männer: Pieter Straat und Pieter van
der Deure, an, und deckte die Deiche mit einem Revettement
von Steinen. Viele Pfahlhöfter wurden auch noch abgesagt, in-
dem man es sah: dafs sie des Wellenschlages Kraft vermehrten.
Die grofsen Steine wurden nachher auf Ziegelgraus gelegt.
Es ist in der That sonderbar genug: dafs man in Friesland,
ohngeachtet der befsere Bau in Nordholland so nahe ist, dennoch
fortfährt mit Holz zu bauen. Eine Bauart, die dieser Provinz grofse
Summen gekostet hat. Ueberhaupt verdient der dortige Ufer-und
Deichbau eine radicaleVeränderung: denn so planlofs wie man da
die Höfter in die Südersee hineinlegt, das übersteigt allen Glauben.
Man kann seinen Augen kaum trauen, wenn man die Bauwerke
sieht, und ich werde im Ulten Bande diese Behauptung mit voll
wichtigen Gründen zu beweisen suchen; die genauesten Aufnahmen
vorlegen, um das Local anschaulich zu machen. Auch in der
Provinz Gröningen verdient der Seeuferbau einer Untersuchung
und totalen Veränderung, selbst an den wichtigsten Stellen, als
z. B. am Dollard östlich Delfzyl bey ter Heyde, ist er ohne allen
Plan betrieben. Bald liegen die hölzernen Höfter auf die Fluth;
bald auf die Ebbe, bald im Zickzak, baldkrum, bald gerade, bald,
sind sie kurz, dann wieder lang und das alles in einem kurzen Bezirk
beysammen. Doch! wir wenden uns von diesem Bau wieder
nach Holland.
Da ist der Binnen-Wasserstaat von Nordholland äufserst
merkwürdig und lehrreich. Vielleicht ist in Europa die Entwässerung
irgend einesLandes nicht so künstlich und sinnreich, als in
diesem, angeordnet. Zwey grofse und weit ausgedehnte Sammelbusen
sind es, worauf das Wasser, aus den ausgetrockneten Meeren,
durch Windmaschinen, aufgemablen wird. Der Schermeersbu-
s^p ist auf T. 41 43 und 44 grün und Raaxsmatsbusen ist roth illu-
minirt. Beyde führen das Wasser durch Seeschleusen in das Y ,
andern Theils in die Südersee. Aufser diesen Hauptbusen giebt
es noch einige von geringer Bedeutung. Im Ulten Bande werde
ich diesen nordholländischen Binnen-'Wasserstaat so vollständig als
möglich abhandeln. Hoffentlich wird diese Materie, bey grofsen
Austrocknungen, einen nicht geringen Vortheil gewähren,
und selbst über den äufserst verwickelten Binnen-Wasserstaat von
Nordholland einiges Licht verbreiten. Dabey wird dann zugleich
eine vollständige Beschreibung Von der Lage, Gröfse und dem
Zweck der nordholländischen Schleusen und von den Schöpfmaschinen
gegeben werden. Auch über diesen Gegenstand werde
ich einige Vorschläge wagen.
D ie Beharrlichkeit der Nordholländer bey ihren Austrocknungen
übersteigt allen Glauben, ich will nur ein Beyspiel unter vielen
anführen. Als im Jahr 16 1 a die Beemster, welche 7 bis 9
F. tief, war, bereits durch 26 Schöpfmaschinen, in zwey Jahren,
ausgetrocknet war, brachen die Dämme durch und das Wasser
tratt in die Beemster zurück. In 4 Monath wird der ungeheure,