Linder (*) und Leemans waren, in einem ihre Beschlüsse, w o durch
sie den Druck von sehr interessanten Memoiren verordne-
ten (**): « die Wasserbau kirnst betrachten wir als eine Wissenschaft,
wobey unser Vaterland, welches nur allein durch sie aufser dem
Wasser gehalten wird, stehn oder fallen mufs. * Diese W orte vereinbaren
in sich Kenntnifs und Patriotism; möchten sie doch allen
Niederländern beständig gegenwärtig seyn !
W enn wir sowohl im ersten Bande dieses Werkes (S. 241 bis
248 und 54o) als in der Nachricht derer vor das Jahr 179&vorgefallenen
Ueberschwemmungen, die Aufmerksamkeit des Lesers
auf den holländischen Wasserbau zulenken gesucht haben: so
sind doch in den Monathen Febr. und März d. J. die Deichbrüche
und Ueberströmungen so unerhört, so verderblich gewesen, dafs
es nicht überflüssig seyn wird, wenn ich aus den gesammleten
Nachrichten (***) ein Gemählde davon entwerfe, welches eben
so schauervoll als wahr ist. Das von dem grofsen Einflüsse
des holländischen Flufs- und Deichbaues auf die VFohlfahrt dieses
wasserreichen Landes zeugt, und einem jeglichen Leser die
Leberzeugung abgewinnen wird: wie der holländische Wasserbau
nie zweckmäßig betrieben werden könne, wenn er nicht einer einzigen
Direction anvertrauet ist. In dieser Hinsicht wurde auch
1798 ein Collegium etablirt unter dem der sämmtliche Wasserbau
(*) Herr van Linder hat seit vielen Jahren über die Feuermaschinen mit
Bolton und andern correspondirt. Er ist ein Beförderer dieser Maschine
in Holland deren Construction er zu verbessern sucht.
Sie sind unter folgenden Xitel 1 7 Q ^ in zwey Folio Bänden gedruckt
worden, und der Präsident Brünings hat ihren Druck besorgt „ Ver-
zameling van Rapporten, Verbaalen en verderere Stukken: betreffend
de Doorsnydingen en Werken welken sedert de Conventie van den
Jaare 1771 op de Boven Rivieren tuschen Emmerick en Arnhem, zyn
aangelegd, zo tot bevordering van derzelver Vaarbaarheid, als om, door
ene geregelde Verdeeling van het opp erwater, de overstroomingen (by
open Rivier) te voorkomen, uitgegeven op Last van het Provincial
Committe van Holland.
( * * * ) Bylage Nr0‘ i.T o t de oeconomische Courant 179g.
stehn soll. Es ist das Bureau van den Waterstat etc. wovon Brünings
Präsident und der Obrist Krayenhoff Director ist.
Von der verderblichen Ueberschwemmung des Jahres 1799 und
denen dabey erfolgten Deichbrüchen.
Wenn die batavische Republik ihren Gewässern den Reichthum
und den Wohlstand den der Reisende , in jedem Dorfe, in
jeder Stadt, erblickt, verdankt; so führen doch eben dieselben
Gewässer wieder den gröfsten Nachtheil, ja Verderben mit sich.
Nie waren indessen die Wirkungen der Eisströme und der hohen
Flüsse allgemein so Verderben bringend als in diesem Jahre.
Eisberge thürmten sich auf einander, die sich dann mit alles zermalmender
Kraft über die Deiche stürzten und so droheten
zahlreiche meilenlange Wasserfälle, über die Deiche rauschend,
des Deichanwohners Untergang. Man sah weder die sonst lachenden
Dörfer noch die grasreichen Gefilde; sondern nur Kirchen
und die Dächer der Gebäude aus den Eis - und Wasserfeldern
hervorstehn. Hier trieben zertrümmerte Häuser, dort zersplitterte
Schiffe, mit den Wurzeln aufgehobene Bäume; die unglücklichen
Einwohner, mit den Eisschollen und der Wooge kämpfend,
sanken vor den Augen ihrer Freunde, ihrer Mitbürger,
unter dem verheerenden Elemente. Das Geschrey der Kinder und
Weiber um ihre Angehörigen, um ihre eigne Existenz; des Viehes
Gebrüll, machte diese Scene schrecklicher. Die Nächte waren aber
noch weit gräslicher als die Tage, das über die Deiche strömende
Wasser braufste in den Ohren jedes Deichanwohners fürchterlich
: denn seine Existenz hieng nur von der Haltbarkeit des Deiches
ab, da er sich nicht mehr retten konnte. Die Deiche waren
mit Eise bedeckt und das überfallende Wasser setzte, der gerimmi-
gen Kälte wegen, auf ihreKroneEisdecken fest, die dasFortkommen
unmöglich machten. Und wohin sollte man sich auch retten , da
die Flüsse jeden Ausweg nach den Höhen versagten (*)?
(*) Seite 14 der angeführten Courant.