ne Oeffnung liege nicht in der Direction des Fluthstromes damit
das Auslaufen der Schiffe nicht ^gehindert und die Hafenwände
nicht unterwaschen werden ; damit endlich die hohen
Sturmfluthen in ihm mit ihrer ganzen Macht nicht hineinströmen
und der Eisgang nicht hineinziehe. Alle diese Eigenschaften hat
der Seehaafen Nieuwendiepl Aber ein vollkommener Seehafen soll
auch mit hinreichenden Vertheidigungsanstalten ; mit Arsenalen ;
Schifsdocken, Werften und Magazinen aller Art versehn oder sie
sollen in seiner Nähe seyn, wie (Belidor Arch. Hydr. T. III. 683 et
y o3 ) verlangt. Diefs letztere ist auch der Fall mit dem Nieuwen-
diep da die Magazine in Medenblick errichtet werden. Gesunde
Luft ist hier wohl gewifs und gutes Trinkwasser könnte ja durch
Röhrenleitungen, von den Dünen, nach dem Hafen, geführt
werden.
Nach diesen allgemeinen Ansichten kommen wir zu dieser
wichtigen Anlage selbst und ich bezeuge dem Herrn Conrad
meine Dankbarkeit für die lehrreiche Beschreibung. Ehe
ich indessen diese in der Uebersetzung mittheile, will ich zuförderst
aufstellen eine
Uebersicht von der hydrotechnischen Localität des Seehafens
Nieuwen- Diep.
D ie Grundsätze, welche von den Hydrotecten, bey der Anlage
des Nieuwendieps, befolgt wurden, sind eben so einfach als
sie sicher zum Ziele führen. Die Hydrotecten leiteten nähmlich
den aus der Südersee kommenden Ebbestrom zwischen denBoven —
Leidam und den Hangdam in das Nieuwediep allmählig ein und
machten es auf diese Weise möglich : dafs der so verstärkte und
beschleunigte Ebbestrom das Bett des Nieuwendieps austiefen konnte
und dieser Effect wird vermittelst dem Leidamme und den verschiedenen
perpendiculairen Höftern noch gar sehr vermehrt. So
einfach diese Idee auch ist, setzte sie doch eine genaue hydrographische
Kenntnifs von allen Strömen und Sanden; von der
Richtung der Ebbe und Fluth in der Südersee voraus. Diese
— verbunden mit den Grundsätzen der Hydraulik und mit der
Geschichte derer in der Südersee erfolgten Veränderungen (*)
— hewiefs es: dafs in der Nähe der Rhede an keiner andern
Stelle ein Seehafen angelegt werden konnte, als im N'ieuwendiep:
denn nach dem Wderingerdiep hin, worin allenfalls die nöthi-
ge Tiefe hätte bewerkstelligt werden können, konnten tiefgehende
Kriegsschiffe nicht fahren; also nur gelichtet, und dann auch
nicht anders als mit verschiedenen Winden. Ein gleiches trat
beym AusSegeln ein.
Dieser Seehafen wird in der Zukunft noch wichtiger, da in
dessen Nähe — in Medenblick — die Magazine der Marine, welche
sonst in Enkhuysen standen, errichtet werden. Um daselbst
auf den Docken Kriegsschiffe zu erbauen, werden die Häfen i 5
Fufs unter ordinaire Fluth vertieft, auch werden die nöthigen
Werfte angelegt. Als ich im July 1798 daselbst die Arbeiten
besah, arbeiteten unter Direction des Inspectors Goudriaan 800
Mann. In der Zukunft wird der Eingang dieser Häfen auch-wohl
erweitert und verbessert werden müssen. Wollte man dann
noch den Busen auf dem die Schöpfmühlen mahlen verlegen:
so könnte man sich desselben zum Spühlbusen bedienen , um so
die zwo Häfen zu reinigen. Durch diese Anlagen wird also das
Nieuwediep noch zweckmäfsiger gemacht. Doch wir wollen
uns jetzt mit diesem wichtigen Seehafen näher bekannt machen.
( * ) Die erfolgten Veränderungen und den Gang der Natur mufsten die
Hydrotecten deswegen kennen: damit sie ihrer Sache gewifs wurden:
ob die in den letzten Zeiten mit den Sanden, Watten und Strömen
erfolgten Veränderungen — in der Zukunft nicht die anzuwendenden
Kunstmittel zum Theil unwirksam machen könnten. Ein Gegenstand
der alle Aufmerksamkeit verdiente: denn da, wo jetzt der Ebbestrom
sich hinwendet, wird er sich nicht mehr wälzen, wenn ihn auf diesem
seinem Wege eine neue Erhöhung der Watten und Sande re-
tardirt.