
 
        
         
		von Hoorn bis Veenbuysen gedenken kann,  nordwärts bis nahe an  
 den  Inseln  Texel,  Vlieland  und  Schelling  lag,  festes  Land  war.  
 Auch  diese  Inseln  hingen  noch  durch  Sande  und  "Watten  mit  
 dem  festen  Lande zusammen.  Alles was jetzt Vogel-Sand,  Robbe 
 Sand,  Breede-Sand,  Laage-Sand  u.  s.  w.  heifst,  war  also  
 festes  Land.  Die  Insel  Wieringen  war  folglich  auch  festes  
 Land.  Wohl  aber  war  eine  beträchtliche  Insel  in  dem  Flevo  
 Lacus,  unter  den  Nahmen  Flevo  insola,  wovon  die  jetzigen  Inseln  
 Ens  und  Urk  noch  Ueberreste  sind  (T.  44-)  ( ^)•  Nicht  
 weit  von  dieser  letzten  Insel  sind  die  Ruinen  von  zweyen  Dörfern  
 in  der  See entdeckt  worden,  deren  Mauern  mit  Seegras  bewachsen  
 sind.  Im  Jahre  i 55o  hat  man  im  Norden  des  Xexels  
 Ueberbleihsel  von  einem  Walde  gesehen,  Ja  bey  Collants-ooy  
 kam  1704  bey  niedrigem  Wasser  das  Mäuerwerk  einer  Kirche  
 zum  Vorscheine  (c). 
 Zu  welcher  Zeit  diese  grofsen  Veränderungen  vorgegangen  
 seyn  mögen  ,  wo  die  See  einen  so  grofsen  und  schon  cultivir-  
 ten  Theil  Landes  wieder  verschlang ,  ist  wohl  nicht  auszumachen. 
   Einige  Schriftsteller  muthmafsen,  dafs  dieses  117 0   bey  
 einer  schweren  Sturm-  oder  Seefluth  geschah  (d).  Dafs  damahls  
 ein  beträchtlicher  Theil  Landes  verschlungen  ward ,  kann  vielleicht  
 wahr  seyn;  indefs  ist es wohl  gewifs ,  dafs hierdurch  nicht  
 alles  verlohren  ging  ,  und  nicht  schon  damahls  der  jetzige  
 Zustand  der  Süder-See  erfolgte',  da  wohl  vielmehr  anzunehmen  
 ist,  dafs  der  ganze  Verlust  des  Landes,  wie  wir  ihn  jetzt  
 sehen,  allmählig,  oder  wenigstens  doch  zu  mehreren  Mahlen ,  
 und  zu  verschiedenen  Zeiten  erfolgte.  Ja  des  tobenden  Meeres  
 beständigen  Arbeiten  sprengen  ihm  nur  dann  plötzlich  einen  
 freyen Weg  durch  das  Land,  wenn  es  dasselbe  im  Stillen  aus- 
 Mela  Libr.  III.  c.  2. 
 (c)  Verhandeling  door  de  Mattschappye  der  Wetenschappen  te  Haarlem. 
 I.  DeeL  175g,  p.  90. 
 (_d)  Wagenaars  Vaderl.  Hist  Boek  VII.  Cap.  21. 
 höhlte.  Dieser  Meinung  ist  auch  Alting  (e)  zugethan.  Er  
 stellt  die  zu  verschiedenen  Zeiten  erfolgten  Veränderungen  in  
 verschiedenen  Karten  dar  ,  nach  denen  der  Flevo  Lacus  von  
 Zeit  zu  Zeit  nach  der  Nordsee  sich  vergröfsert "hat;  so  wie  der  
 Borneda  Sinus,  ein  Meerbusen  nordwestlich  von  dem  Vlic-  
 Strome,  der  Anfangs  gar  nicht  da  w a r ,  immer  gröfser  und  
 gröfser  ward.  Ein  anderer  inländischer  See,  zwischen  dem  
 Borneda  Sinus  und  dem  Flevo  Lacus,  mit  dem  Nahmen  Chi-  
 melo  fara,  existirte  gleichfalls  nicht,  Die  gröfste  Ueberschwem-  
 mung  ist  nach  Alting  bey  hoher  Sturmfluth  in  dem  drey zehnten  
 Jahrhunderte  vorgefallen.  Wahrscheinlich  wäre  diefs  alsdann  
 in  den  hohen  Seefluthen  erfolgt,  die  den  i7ten  Dec.  1286  
 und  den  5ten  Jan.  1287  Statt  hatten.  Bey  ihnen  ging  fast  
 alles  verlohren,  aüfser  dafs  zwischen  Ost-Friesland  und  Nord-  
 Holland  noch  eine  schmale  Landenge  blieb,  wovon  das  Dreg-  
 terland  noch  vorhanden  ist.  Es  entstand  diesmahl  also  schon  
 die  Insel  WGeringen.  Der jetzt  Versunkene  grofse  Theil  Landes  
 kommt  beym  Alting  unter  den  Nahmen "Heyden-Zee  vor.  Die  
 Statt  Medenblick,  die  bald  nach  dieser  Fluth  vom  Grafen  Florenz  
 V-  erbauet  wurde,  um  den  Eingang  ins  Dregterland  zu  
 w asser  offen  zu  halten,  lag  damahls  an  den  Heyden-Zee;  so  
 wie  Horn  (Horna),  Schellinghout  (Scellinchout),  WVdenes  
 (WGdenisse),  Enkhuysen  (Enchusa)  an  der  Süder-See,  oder  
 am  Flevo  Lacus  lagen.  Die  Insel  in  diesem  See  blieb  noch  
 ganz  da.  W^ann  aus  dieser  die  beyden  kleinern  Inseln  Urk  
 und  Ens  oder  Schokland  entstanden  sind  ,  und  wann  die  Landenge, 
   die  die  Süder-und  die  Heyden-See  damahls  noch  schied,  
 bis  an  das  Dregterland  vollends  unter  gegangen  ist,  darüber  
 weifs  man  gar  nichts.  "Wie  die  Süder-See  jetzt  ist,  wird  ihre  
 Gröfse  auf  mehr  als  3z5ooo  Morgen  geschätzt  (ƒ). 
 ( 0   Germaniae  infer.  antiq. 
 (ƒ)  L’Epie  Gesteldh.  van  Holland.  III.  Deel.  II.  Hoofdst.  §.  III.  bl.  192,