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 lieber alles mit  den Augen  und  Händen  sehen  und  fühlen  möchten  
 ,  ist  folgende  ( m ) : 
 Er  liefs  hundert  krummgebogene  Röhren  (sifoni,  ö canne  ri-  
 torte),  die  alle  gleich  grofs  waren,  an  den  Rand  eines  Gefäfses,  
 alle  in  eine  horizontale Linie  anbringen.  Das  Gefäfs  wurde  bis  
 zu  einer  gewissen Höhe  über  den  Mündungen dieser Röhren  voll  
 gehalten  ,  wobey  die  Vorkehrung  so  getroffen  w a r ,  dafs  diese  
 Höhe immer unveränderlich  blieb ,  es  möchten  nun  einige  dieser  
 Röhren geöffnet  seyn ,  oder  auch  das Wasser  durch  alle  hundert  
 Röhren  zugleich abfliefsen.  Dieses abfliefsende Wasser  wurde  in  
 ein niedriger  stehendes Gefäfs aüfgefangen,  von wo aus es in  einen  
 abhängigen  Canal  flofs.  Die  lebendige  Höhe,  welche  das Wasser  
 in  diesem Canale jedes mahl hatte,  wurde von Castelli bemerkt  
 E r  fand,  dafs  diese  lebendigen  Höhen  sich  verhielten  ,  wie  die  
 Quadrat-Wurzeln der geöffneten Röhren,  oder des  durchfliefsen-  
 den Wassers. 
 Barattieri,  der,  ungeachtet  der  schon häufig gegen  die Theorie  
 des  Castelli  erhobenen  Schwierigkeiten  ,  sehr  von  derselben  
 eingenommen  war,  erzählt  folgende  gemachte  Erfahrung  (n) : 
 Das  Wasser  der  Codogna,  eine  der  gröbsten  Wasserleitungen  
 der  Lodigiano,  endigt  sich  zuletzt  in  einen  Regulator  (Regulatore, 
   6  Partitore),  und  theilt  sich  daselbst  in  vier Wasserleitungen  
 von  verschiedenen  Breiten,  die jedoch  ein  gleiches  Ge-  
 fäll  haben.  Er  beschreibt  nur  Eine  Erfahrung,  die  er mit  zwey  
 dieser  Abtheilungen  gemacht  hat.  Setzt  man  die  ganze  Breite  
 dieser  beyden  Abtheilungen  =   i 53,  so war  die  Breite  der  einen  
 Abtheilung  A  =   67  ,  und  die  Breite  der  andern  B  =   86.  
 Waren  beyde  Abtheilungen  geöffnet,  so  dafs  durch  A  67  und  
 durch  B  86  Theile  des  gesammten Wassers  abflossen;  so war  die  
 Wasserhöhe  in  dem  Regulator  =   8 ^ -   Zoll.  Wurde  aber  die  
 Abtheilung  B  verschlossen,  da  also  die  gesammten  x53  Theile 
 (m)  In  der Aufl.  von  1 65g.  S. 92. 
 (n)  Arch.  d’acq. di Barattieri.  P.  II.  L. III.  C. II. 
 des Wassers durch die Abtheilung  A  fliefsen mufsten;  so  war  die  
 Wasserhöhe  in  A  =   12  Zoll.  Es  verhält  sich  nahe genug  
 (^ l¥ s ) 2:  ( 1 2 I ^ ) 2  ' =   67-' 1 53,  oder  wie  die  abfliefsende Wassermenge; 
   und  demnach  verhalten  sich  die  Geschwindigkeiten  
 wie  die  Höhen. 
 Wie  wenig  dieses  Verhältnifs  zwischen  Geschwindigkeiten  
 und  Tiefen  in  ordentlichen  Flüssen  zutrift,  haben  wir  schon  B.  
 I.  S.  382  gezeigt,  da  nähmlich  die  Tiefen  bey  verschiedenen  
 Wasserständen  bald  wie  die  Quadrat-Wurzeln  der  Geschwindigkeiten  
 ,  bald  wie  die  Geschwindigkeiten  selbst,  bald  aber  
 auch,  wie  die  Quadrate,  Cubi,  ja  wie  die  Biquadrate  der  Geschwindigkeiten  
 sich verhalten.  Doch hat  Castelli  dieses  Gesetz  
 auch  nur  eigentlich  für  solche  regulaire  Quer-Profile  festgesetzt,  
 als  seine  Regulatoren  sind.  Uns  sind  keine  Erfahrungen  hierüber  
 mit  solchen  Regulatoren  oder  rechtwinkeligen  Quer-Profilen  
 bey  Flüssen  und  Bächern  bekannt,  um  diese  Behauptung  
 daran  prüfen  zu  können.  Aber  auch  in  ganz  regulairen  Wasserleitungen  
 hat  dieses  Verhältnifs  nicht  einmahl  Statt,  wie  aus  
 folgender,  nach  den  von  dem  Herrn  Professor  Lempe  in  rechtwinkeligen  
 Canälen  angestellten Messungen  ( o),  verfertigten  Tabelle  
 sich  erOgibt: 
 (0 )  Herrn  Lempens  Zusätze  zu  der  von  ihm herausgegebenen  Uebersetzung  
 von  Buats  Grundlehren  der Hydraulik.  S.  12 1  und  f2g.