der, der Sache angemessenem entgegengesetzten Meinung. Hiezu
kömmt noch , dafs der Landmesser der Provinz Geldern — ( Lee-
nen) behauptete: der Pannerdensche Canal führe nur den dritten
Theil des Stromes der Obervvaal ab , ohne sich auf etwas anders
als auf eine Tiefenmessung zu beziehn. Es ist demnach nur zu ge-
wifs , dafs die Rede nicht von der Wassermenge, wie sie es doch
hätte seyn sollen ^sondern nur von den Profilgrössen war. Selbst
Lulofs und Bolstra sagen diefs ganz bestimmt in ihrem Gutachten
von 1763. Nach diesem ist sogar der Vergleich gemacht und
die eben erwehnte Vertheilung der Ströme angenommen worden,
ohne einmahl eine genaue Tiefenmessung bewerkstelligt zu haben.
Sie sagen ferner: „Es ist zwar seit einiger Zeit der Befehl da, diese
Messungen anzustellen. Es hat sich aber nicht fügen wollen ihn
zu erfüllen. “ So unbedeutend, ja oberflächlich, waren also da-
mahls noch die hydrometrischen Untersuchungen. Möchte doch
ein ähnlicher Fall nirgendmehr bey den wichtigsten Wasserbau-
ängelegenheiten ein treten !
Die Leckdeiche brechen durch; die Flufsbetfen erhöhen sich, und doch werden die nöthigen Mittel
verabsäumt.
Der hohe Strom kehrte sich auch an diese von Grundsätzen
entblöfste Convention nicht. Schon' im Jahr 1747 zerrifs er
den Norder Leckdeich bey Wyck by Duurstede (T. 36). Man fuhr
aber dennoch fort, die Anschwellung des Lecks nicht den zwo
Wasserstrafsen: dem Pannerdenschen Canal und dem Altenrhein ,
sondern nur den vielen Sandbänken und Kribben, die im Leck
lagen , so wie dem Gebüsch, das längs dieses Flusses Ufer und auf
den Aussendeichslanden (Uiterwaarden) stand, zuzuschreiben. Ist
diefs nicht unbegreiflich? In dieser aller Kenntnifs des Locals wiedersprechenden
Ueberzeugung wurde indessen lediglich verordnet:
alles das fortzuräumen , was des Leckstromes Abflufs hemmte.
Von so grofsem Nutzen diese Verordnung im allgemeinen auch
war , so konnte sie dem Uebel doch nicht vollkommen begegnen :
denn dieses lag leider in jenen Oefnungen beym Spyck; bey Lo-
byt, und in einer zu weiten Mündung des Pannerdenschen Canals.
— Diese Ursachen, waren sie nicht eben so unverkennbar
als ihre Wirkungen?
Das Bett des Leckflusses und des Niederrheins versandete während
der Alterhein nur wenig Strom abführte, also wenigstens
in dem Zeitraum von 1623 bis 17 12 sehr, denn der schwache
Strom mufste das Material , welches in die einschlürfende Mündung
des Pannerd. Canals gekommen war in dem Bette dieses
Canals und des Niederrheins liegen lassen. Sobald aber dem hohen
Strome zwey grofse Wege-, der erweiterte P. Canal und der
Alterhein, statt einem sehr engen: dem 12 Ruthen schmalen Ca-
nale, angewiesen waren, mufste er den Sand aus dem Bette dieses
Canals und des Niederrheinsk b und in das Bett des Lecks einführen.
So stiegen also die Flufsbetten und mit ihnen der Strom
zu einer Höhe empor, die sie nie erreicht hatten. Wer sieht also
nicht mit uns die NothWendigkeit der Einschränkung jener Stromwege
ein ? Wie nöthig diese und die Verbesserung der Yssel-
mündung G H und PQ (T .X IV u n d X V ) , (welche einen sehr
geringen Strom ihrer rechtwinkeligen Richtung wegen die sie mit
der Bahn des Niederrheins bildete, empfieng,) auch war, um einen
grössern Stromaufzunehmen : so wurde von allem dem , was diese
Uebel heben konnte auch gar nichts gethan. Im Gegentheil liefs
die Stadt Nymegen auf dem Millingsehen Waard einen Damm
(in Fig. B T. X X V I punctirt) auf zwanzig Fufs 10 Zoll Arn-
heimer Pegelhöhe aufführen , welcher dem Pannerd. Canal viel
W’asser zuwiefs. Die höchste Anschwellung des Stromes war nur
bis zu neunzehn Fufs 4 \ Zoll gestiegen , auch hat das höchste
W ’asser nachher ( 1781 ) nicht mehr als zwanzig Fufs A. P. erreicht.
Ja! als Sommerdamm hätte er nur 1 5 5 Fufs A. P. seyn
dürfen.
Neue UeberscHwemmungen bringen eine neue Convention.
Die Inondationen von 1747 electrisirten nun wieder die Staaten
von Holland und W^est(riesLand : solcher. Unglücksfälle bedurfte
es immer, in Holland wie überall, sich nach Verbesserungen
umzusehn. Die Convention , welche 1749 zu Stande kam,