das Y die Höhe von g3 Zoll amsterdammer Pegel erreicht hatte,
schwoll von ihr, der genannte Busen 73 Zoll an. Endlich cr-
höhete sie diesen Busen im Febr. 17 9 1 , als das Y 90* Zoll amsterdammer
Pegel stand, 123 Zoll.
Für die Stadt Haarlem und ihren nahen Gegenden ist die
Ueberströmung weit nachtheiliger als man wohl im ersten Moment
denken sollte. Vorzüglich aber in Rücksicht des Salzwassers,
womit ihre Cisternen, Keller, Gärten und Ländereyen augenblicklich
angefüllt werden.
Man sieht also: dafs dieser Slaaperdeich allerdings eine nähere
Untersuchung verdient, und dafs die Sage von seinem Nutzen
niemand von einer solchen Untersuchung abhalten darf.
Ehemahls glaubte man : dafs die Ueberströmungen des Y ’s
über diesen Slaaperdeich den Waterlandschen-Diemer-undMuy-
der-Deichen einigen Entsatz des Wassers verschafften. Andere,
und bey weitem die gröfste Anzahl, war der Meynung: dafs
sie der Stadt Amsterdam und vorzüglich dem ausser Deichs gelegenen
Theil, bey hohen Fluthen, eine Entlastung gewährten
und also zugleich den Deichen an dem westlichen Y zu' Spaarn-
dam*, Sint Aagten und Assendelft, das Wasser entzögen. Ehe
wir jedoch den angeblichen Vortheil, welcher für Amsterdam
aus diesem Ueberlafs entstehn soll, näher untersuchen, so mufs
angemerkt werden, dafs wenn es mit diesem Vortheil wirklich
Grund hätte (wovon doch in der Folge das Gegentheil gezeigt
werden wird) sich doch die Frage aufwerfen liefse: ob es
rathsamsey, zum grofsen Schaden Anderer, eine Mafsregel auszuführen
zu welcher man nicht gezwungen ist. Denn es dürfen
ja nur die Y Deiche zu einer solchen Höhe und Stärke gebracht
werden dafs sie bey den höchsten Fluthen Widerstand leisten;
wie man diefs denn in Nordholland mit dem Sint Aag-
tenschen und Assendelfer Deichen bewerkstelligte. Ob diese Deiche
gleich bey Stürmen aus Nordwesten weit weniger von demWel-
lenschlage zu leiden haben und sie ausserdem noch am Oberwal
liegen, wo das Y zuweilen 18 und mehrere Zoll niedriger als
an der entgegengesetzten Seite steht; so wurden sie gleichwohl
erst in dem Jahr 17 18 und 17 19 und nachher, als sie die hohen
Sturmfluthen von 1775 und 1776 ausgehalten hatten,
nochmahls, auf Kosten des Gemeinenlandes von Holland, erhöhet
und verstärkt. (*) Diese Deiche können also den Entsatz
entbehren. In Ansehung des spaarndammer Deiches mufs aber
jeder Hydrotect eher des Slaapers Erhöhung und Verstärkung
als die für ganz Rheinland schädlichen Ueberströmungen anra-
then. Man sieht sonach bald: dafs der Nutzen von diesem Ue-
berlasse weder in dem einen noch andern Fall zugegeben werden
könne, wenn nicht erwiesen wird. Erstens: dafs er eine
effective-Entlastung des Y ’s bewirke, entweder durch die Senkung
des Y ’s Oberfläche, oder dafs er in demselben eine weitere
Anschwellung, ohngeachtet die Sturmfluth fortdauert, verhindere.
Zweytens: oder dafs er wenigstens das Steigen des Y ’s
(opkropping), welches man glaubt das es ohne ihn Statt finden
würde, nicht zulasse. Da nun das eine eben so wenig als das
andere zu beweisen ist, so wird: die Frage aufgestellt werden
müssen: was man eigentlich unter einer Entlastung des Wassers
verstehn müsse? Ohne Zweifel kann keine Wasserverminderung
(Entlastung) in einem Busen oder Becken Statt finden, wenn
der Ausflufs nicht gröfser als der Zuflufs ist. So ist z. B. der
Slaaperdeich nur 58o Ruthen lang, über ihn stürzt das Wasser 20
bis 24 Zoll, und der Zuflufs ist die Nordsee und also das ganze
Weltmeer welches durch die Seemündungen, so lange der nähm-
liche Wind mit gleicher Kraft wehet, das Wasser in die Süder-
see und von da in das Y führt, welches immer die Höhe die-
( * ) Die Erhöhung der besagten Deiche war ganz gegen den Willen von
Amsterdam, welches sich von diesen Deichen, wenn sie überliefen den
nähmlichen Effect wie vom Slaaper versprach. Es suchte sogar i. J.
1726 die Stadt Haarlem mit in die Sache zu interessiren : um die
Erhöhung der Nordholländischen Y - Deiche nicht nur zu hintertreiben
, sondern diese Deiche selbst bis zu der niedrigen Lage des Slaapers
zu erniedrigen; Nordholland weigerte sich aber standhaft.