Es ist. zweytens gewifs: dafs obgleich durch alle beengten
Profile « (im Meerbusen ) * eine geringere Wassermenge-in gleichen
Zeiten Jliefst, dennoch die mittlere Geschwindigkeit in jedem der
Profile gröfser in den unbeengten Profilen seyn müsse, ob wir
sie gleich nicht genau durch Rechnung bestimmen können:
denn der abwechselnde Widerstand, den das Wasser von dem
Umfange des Bettes leidet, verursacht zuverlä'fsig einige Abweichungen
von der Theorie; überdem kennen wir auch noch nicht
hinlänglich das Gesetz des Widerstandes. Zu unserm Zweck ist
eine solche Genauigkeit auch nicht nöthig, bey ihm gnügt es,
zu wissen, dafs sich die mittlere Geschwindigkeit nach den Pro-
filgröfsen und der Wassermenge richtet; dafs also jene in den
beengten Profilen gröfser als in den unbeengten seyn müsse, ob
schon durch die erstem (in gleichen Zeiten) eine gröfsere Wassermenge
fliefst als durch die letztem. Um aber einigermafsen
zu zeigen in welchem Verhältnifse die Geschwindigkeiten nach
der Theorie stehn sollten: so wollen wir den unbeengten und
beengten Meerbusen als Sammelcanäle ansehn wovon jeglicher
durch sein beengtes und unbeengtes Profil in gleicher Zeit ausströmt.
Wird nun aller Widerstand bey .Seite gesetzt, so sollen
die Geschwindigkeiten in diesen Profilen im Verhältnifs des cu-
bischen Innhaltes der Sammelcanäle stehn, dividirt durch den
Innhalt der Profile. Man setze Q. 9/gleich den Wassermengen
der beengten und unbeengten Sammeleanäle,; P , p seyen die
Profile wodurch die Wassermenge in gleicher Zeit abfliefsen;
und V , v ihre mittlere Geschwindigkeiten: So ist Q — PU ;
? = p v : und V § ; v = B folglich V : I = 2 : 9.
P I- c P p
Es sey also die Gröfse des unbeengten Meerbusens = 5ooo
Morgen und die unbeengte Breite seines Profiles gleich goo Ruthen;
es sey ferner der beengte Meerbusen 2000 Morgen und
dessen Breite 200 Ruthen: so wird (die Tiefe in beyden Profilen
gleich genommen) die Geschwindigkeit in dem unbeengten
Profile und in dem beengten ^ seyn. Es würde sich demnach
die erstere Geschwindigkeit zu der letztem verhalten wie
55 : 100. Ob nun gleich, wie bereits erinnert worden ist, die
Theorie der Erfahrung nicht vollkommen entspricht, man also
das berechnete Verhältnifs nicht als ganz genau ansehn dürfe;
so ist es dennoch gewifs, dafs die erstere Geschwindigkeit gröfser
als die letztere seyn werde. Und mehr wird ja nicht zu beweisen
seyn, um die Bedenklichkeit zu heben: dafs nähmlich
durch eine regelmäfsige Beengung des westlichen Ye’s auch das
Vermögen welches zur Vertiefung des Bettes erforderlich ist,
Vermindert w ird ; um endlich zu beweisen: dafs auch im Y in
den engsten Stellen die größten Tiefen Statt finden müssen!
Wird nun erwogen: dafs der Y Strom die einzige Wasserst
rafse von Süd - nach Nordholland ist ; dafs also von dessen fahrbarem
Zustande ein großer Theil der Wohlfahrt dieser Provinzen
abhängt,' und dafs über dessen Fahrwasser mit Recht Beschwerden
geführt werden: so wird man es höchst löblich finden
, dafs die Academie diesen Gegenstand zu einer Pro ifs frage
gemacht hat. Aus den Tiefenmessungen sieht man, dafs die Tiefen
des Ye’s', ausgenommen in den engsten Profilstellen, fast
durchgehend« 6 , 7 und 8 Fufs, unter dem amsterdammer Pegel
(oder sehr nahe bey ordinairer Fluth) betragen. Deswegen ist
denn auch das Fahrwasser zwischen Spaarndam und dem West-
zaandammer Overtoom für tiefgehende Schiffe nicht anders als
während den Springfluthen fahrbar, welche die Schiffer benutzen
müssen um durch die Spaarndammer Schleusen ein- oder
auszugehn. Die zweyte Unvollkommenheit des Fahrwassers liegt
in dessen Enge; weswegen die Schiffe, wenn sie gegen den
Wind laviren, von dem übrigen Raum des Ye’s, den sie sorgfältig
meiden müssen, keinen Vortheil haben. Dieser Fehler des
nautischen Zustandes vom Y wird dem nicht befremden, welcher
den Veränderungen die mit dem Y Strom seit dem X IV . Jahrhundert
(Eikelenberg gestelheit etc.) vorgenommen sind nachgeht;
und die Folgen einer solchen Veränderung sind die wohl mühsam
aufzusuchen? Schon Coleveld sah diese Folgen in der Mitte