verteidigen soll, nicht sehr ehrenvoll, wenn er es durch seine
Arbeiten im Frieden gegen die Angriffe der Natur zu erhalten
sucht; wenn er durch sie den Flor des Landes, welches ihm
nährt, befördert, oder wenn er durch sie seines Fürsten Einkünfte,
der ihn unterhält, vermehrt, und so dessen Ruhm, auch
im Frieden, zu erhöhen bemühet Mm
Corbulo verbindet den Rhein und die Maas durch einen Canal;
jetzt L e c k genannt.
Man gedenke sich von Lecksmonde am Leck (T. 3g und 40)
ab einen kleinen Flufs, da wo jetzt die Leck und die neue Maas
(nieuwe Maas) strömen, und erwäge, dafs die Fluth, Welche
durch den Canal kam, weit stärker als ehemahls gegen die Ba-
tavische Küste und in die Flüsse hineinströmte. Man erinnere
sich ferner, dafs der Rhein von der neuen Yssel sehr geschwächt
worden war; so wird es einleuchtend: wie die Mündung des
Rheines bey Kattwyk zu versanden anfing, und wie dieses Stromes
Gewässer, von der Fluth zurück gestauet, auf das Rett nicht
mehr Kraftvoll genug wirken konnte, und daher in die niedrigen
Gegenden des Haarlemmer Meeres und in den unbedeich-
ten Theil der Insel treten mufsten. Man erwäge alles dieses,
so wird es leicht zu erklären seyn, warum die Römer auf den
Gedanken kamen, den Gewässern des Rheines vermittelst eines
Canales einen andern Abflufs zu verschaffen. Corbulo unternahm'
es also, gleich jenem Könige von Lacedämon, der die
Gewässer, womit Laconien überdeckt war, in einen künstlichen
Flufs leitete, und dem Eurotas seinen Lauf gab (e ) , die
hohen Anschwellungen des Rheines unschädlicher abzuleiten.
E r liefs 47 Jahre nach unsrer Zeitrechnung von den Soldaten
einen Canal 21,000 Schritt, oder 170 Stadien ( J ) (4 deutsche
Meilen 442 Rheinl. Ruthen) lang graben.
(e) Pausan. Lib. 3. cap. I. p. 204.
(J") Dio Cassius L. IX. c. 3o.
5i
Einige Schriftsteller unter andern Cluverius (g) und d’An-
ville haben die Vlie und-Sehre, welche von Leyden nach Maas-
landssluis geht, und fast gar kein Gefäll hat, für den Canal des
Corbulo gehalten. Lalande (h) meint, dafs Corbulo seinen Canal
17 4 1 1 Toisen lang aus dem Rheine bey Leyden in einer
krummen Linie bis zur Maas gegen Gervliet über geführt habe.
Diese Meinungen Wurden wohl hauptsächlich vom Tacitus
veranlafst, weil er sagt (t), dafs der Canal angelegt worden sey, die
Gefahren des Oceans zu vermindern. Die Schriftsteller dachten sich
daher von der ausgegrabenen Erde dieses Canales an seinem Ufer nach
der See einen Damm aufgeworfen (fc). Indem sie aber so raison-
nirten, vergafsen sie der Dünen, welche Schutz gegen die See
gewähren. Auch drückt sich Dio Gassius bestimmter als Tacitus
aus, wenn er in der eben angeführten Stelle sagt: dieser Canal
sollte verhindern, dafs die von der Fluth zurück gestauten Flüsse
keine stillstehende Seen bilden möchten. Könnte wohl die
fast horizontale Wasserleitung, welche die Vlie und Schie genannt
wird, den Ausflufs des Rheines befördern, und den
Strom der Maas gegen die Fluth verstärken? Auch istAlting(Z)
darin einstimmig, dafs die Vlie es nicht seyn kann, welche viel
neuer is t, wie aus einem Privilegio vom Albert von Beyern
vom Jahre 1404 (m) ersichtlich ist, worin er nähmlich den
Einwohnern von Delft die Erlaubnifs g ib t, einen Canal zu
graben.
Es scheint also gewifs zu seyn, dafs Drusus den Rhein in der
Gegend bey W yk by Duurstede mit Dämmen einschlofs; dafs
Corbulo den Canal von diesem Orte bis etwa nach Lecksmon-
(g ) Clnver. de triff Rheni Alv. Cap. VI.
(A) Canauji de navigation §. 84g.
( i) Ann. L. XI, 20.
(A) Alting, Germ. inf. P. I. p, 4
(/) L. c. P. I. p. 48.
( m) Boitet Beschryvinge van Delft.