war: Wie auf welche Weise, sollte man sich aber gegen die
hohen Gewässer vertheidigen', da die Deiche, an so vielen Stellen
in den Coupuren durchgegraben und die gefrorne Erde ;
die hohen und unübersehbaren Eisfelder, welche aus den künstlichen
Inondationen gebildet waren, jegliche solide Zudämmung
der Deicheinschnitte erschwerte, ja — unmöglich machten! Nie
war vielleicht ein Zustand jeglichen Uferbewohners, jeglichen Ba-
tavers critischer als dieser ( 7 ) , um und neben sich ein Element,
welches ihm Verderben drohete, in seiner Wohnung die der
Engländer verlassen hatte — den sieggewohnten Franken, jetzt
als Feind gleich darauf wie Bundsgenosse. —
Durchdrungen von der Gefahr, womit das Vaterland, —
die eigne Existenz bedroht ward, bemüheten sich die provisorischen
Repräsentanten des batavischen Volkes, in Gemeinschaft mit
dem Committe der allgemeinen Wohlfahrt von Holland , das
schreckliche Unglück, womit insbesondere diese Provinz bedroht
wurde, zu mindern. Dem Präsidenten Brünings, dem Gene-
ralcontrolleur de Bock und dem Ingenieur Obrist Dahlhoff wurde
aufgetragen: alle Mittel zu bewerkstelligen', um die beschädigten
Deiche wiederherstellen — die Coupuren zudämmen zu lassen.
Aberleidernur zu früh, für alle die wichtigen und nöthigenAr-
beiten, setzte sich der Eisgang schon am 1 Den Febr. auf der Waal
in Bewegung, thürmte sich in dem seichten Bette vor Bommel,
wo auch wegen der Fluth der Strom an Geschwindigkeit merklich
abnimmt, zu einem Eisdamme auf. Schnell lief nun der Strom
zu Banndeichshöhe an, seine Neigung schwellte hier 5 Fufs über
die gewöhnliche Neigung des Flusses. An einigen Deichstellen
stürzte sich das Wasser über. Und wenn gleich die Waal bey Ny-
megen nur bis zum i 5ten (*) mit Eis gieng; so blieb dennoch vor
Bommel der Eisdamm unbeweglich stehn, bis sich endlich der
(9) Rapport wegens eene gedaane Inspectie door K. Goudriaan en T. W.
Conrad etc. p. 9 bis 14.
(*) Die Waal stand beym Eisfreyen Strom, bey Nymegen 20 Fufs, bey
Tiel 21 F., an den Pegeln.
Eisstrom am Den März durch den Altenwiel in den Biesbosch entlastete.
Die Waal hatte aber bereits ihre linkseitigen Deiche unter
Nymegen; das Land tuschen Maas en Waal überströmt, und
den Deich bey der Dreumelschen Schleuse zerrissen. Jetzt war
also die Losung zur Inondation gegeben , welche die Gegenden an
der Maas, gleich denen zwischen Leck und Waal S. 222, treffen
sollte.
Der Eisgang des Waalflusses steht in enger Verbindung mit dem Eisgänge der
Obernmaas ( *).
Der Eisdamm bey Bommel war nicht nur für die Waaldeiche
äufserst gefahrbringend, sondern auch für die an der Maas. Indem
er den Abzug der Waal verhinderte, stauete er das Eis und
Wasser der Waal durch den Canal -bey St. Andries (T. 29) u. durch
das Voorensche Gat, der letztere Canal ist sammt einem dritten i
oberhalb dem gewesenen Fort Nassau (oder Fort Voorn) im Jahr
1734 zugedammt, damit diese schädliche Wassercommunication ,
bis auf eine gewisse Wasserhöhe, gehemmet würde. Durch diese
Wege strömte 1795 der hohe Eisgang der Waal in die Maas hinein.
Als sich beyde Eisströme so verreinigt hatten, schwellten sie
die Maas zur schrecklichen Höhe — doch hiervon an einem andern
Orfe ( r ) wann die Maas Inondationen beschrieben werden.
Diefs war auch nicht das erstemahl, dafs der Waaleisgang durch
jene Wege in die Maas einströmte. Schon Barneveld in seinen
Rivierkundigen Waarnemingen sagt S. 98 : <c die Einwohner von
St. Andries, Rossum und Driel bezeugen die Gewalt, womit das
'Wasser aus der Waal über die Grundstücke von Rossum in die
Maas gefallen ist, und dafs es weiter abwärts, • selbst nach dem
Baartwykschen Ueberlasse, gemeinschaftlich mit der Maas, strömte";
also die linkseitigen Maasdeiche zerrifs! Alles diefs geschah auch
im Febr. 1795. Ferner ist es bekannt, dafs am 2fisten J an,
( * ) Obermaas wollen wir die Maas oberhalb der Merwede nennen. Wir
rinden auch, dafs man ihr diese Benennung in Holland, zum Unj
terschiede; der Alten- und Neuenmaas, giebt.
(r) Rapport weegens een Inspectie etc. door Engelmann den 27sten Jun. 1795.