17 1 1 - In diesem Jahre entstand an dem Spykschen Deiche
(T. i 3.) ein Durchbruch, der überhaupt für die untern Gegenden
des Rheins und des. Lecks gefährlich wurde, da hierdurch
ein grofser und breiter Weg für den Zuflufs des Wassers nach
dem Nieder-Rhein offen wurde. Zugleich brach der Boterdeich
zwischen der alten Zollkammer und der Schenkenschanae durch.
17 15 . Im März dieses Jahres hat ein Sturmwind aus Nordwesten
grofse Ueherschwemmungen in Holland, Seeland, Friesland
und Grönningen verursacht (p).
1 71 7' *n diesem Jahre erfolgte, unter dem Nahmen grofse
"Weihnach tenflu th so sehr bekannte Wassersnoth, traf auch dieverei-
nigten Niederlande. Das Seewasser war durch anhaltende Stürme in
die Nordsee und gegen die Küsten sehr hoch angeschwellt.
Nun entstand ein so heftiger Wind aus Nordwesten, dafs viele
Dämme am 2 5sten und 2ßsten December der Gewalt des Wassers
wichen. Der Assendelftsehe Deich an dem Y (T. 4 1 .)
und dem Wykersee brach an sechs verschiedenen Stellen durch,
wodurch viele Dörfer in dem Norderquatier von Holland, von
Zaandam an bis Avenhorn unter Wasser gesetzt wurden (T. 43.).
Das Schermer Eiland , welches um ein beträchtliches höher
liegt, blieb allein von der Ueberschwemmung frey. Auch
wurden die Beemster, Schermer, Purmer und Wormer (T. 43.)
durch ihre Dämme erhalten. In dem St. Aagtendamme waren
auch zwey Oeffnungen entstanden, wodurch die Uitgeester
und Heemskerker Gebiete überschwemmt wurden. Weiter
ging die Ueberschwemmung nicht in dem Norder-Quartier von
Holland. In Friesland überströmte das Wasser die Grieteney-
en Ferwaarderadeel, Ost-und West-Dongeradeel und Kullum
(T. 43 und 45.) gröbsten Theils und so unvermuthet, dafs
vieles Vieh und einige Menschen ertranken. Aber in keiner
Landschaft that die Ueberschwemmung gröfsern Schaden , als
00 Wag. Vad. Hist. VII. D. B. 69.
in Grönningen, welches mehrentheils mit Wasser bis zu so einer
erschrecklichen Höhe bedeckt ward, dafs dasselbe in der Stadt
Grönningen vier Fufs höher stand, als in der grofsen Wasser-
fluth 1686. Man fand bald nachher, dafs zwischen vierzehn
und fünfzehn tausend Häuser weggespühlt, mehr als zweytau-
send Menschen, vierzehn tausend Stück Hornvieh und Pferde
und über zwey und zwanzig taüsend Schweine und Schafe ertrunken
waren. Im Süder-Quartier (T. 4°-) von Holland,
und in Seeland hat die Fluth den wenigsten Schaden gethan.
Bey Dordrecht waren nur drey Polder, und in dem Lande
Ober-Flacquee war nur der Polder Ooltgensplaate überschwemmt
worden (o). Der Alblasserwaard blieb diesmahl verschont.
Diese Wasserfluth breitete sich über ganz Ost-Friesland,
und weiter nordwärts längs der ganzen Seeküste bis nach Schweden
und Dännemark aus, und verursachte überall unermefsli-
chen Schaden. In der Elb-Gegend fiel diese Ueberschwemmung
schon in der Nacht vom 24s;ten auf den 25sten December
ein (r). In Embden war die Noth unaussprechlich grofs.
Im ganzen Fürstenthume wurden viele Dörfer mit Menschen
und Vieh fort geschwemmt. Zu Aurich allein kamen über
zwey tausend todte Körper angetrieben. In Esen kamen über
tausend Menschen und alles Vieh um. In der Westerkumer
und Schymer Kirchspielen ertranken gleichfalls über tausend
Menschen. In Hamburg rechnet man den Schaden auf mehr
als zwey Millionen. Im Hollsteinischen ertranken viele tausend
Menschen. Zu Sanessen, bey' Bremen, ertranken über zwey
hundert Menschen in der Kirche, wohin sie sich geflüchtet hatten.
An der Elbe waren fast alle Dämme ruinirt. In den
Kirchspielen Groden und Döse* im Amte Ritzebittel, ertranken
dreyhuudcrt und sechs Menschen, hundert sieben und zwanzig Häuser
wurden weggeschwemmt. Zu Abhusen, im Budjadingerlande,
( ? ) Wag. Vad. Hist, VII. D. B. 80.
( r ) Pötzschens clironol. Gesch. der grofsen Wasserfl. des Elbstr. S. 227.