richtete und wogegen Brünings manche Zweifel mit vollem
Rechte erhoben hat, so die von den Professoren Allemand und
Wynpersse angestellten ( * ) , kommen in keinem Betracht. Von
dem Y oort sind gar keine Tiefenmessungen in allen weitläuf-
tigen Schriften der Holländer erwähnt, noch viel weniger von
dem Pampus, ja! es verdient gewifs angemerkt zu werden, dafs
sich Steenstra in seinem Raisonnement fast immer auf die Aussagen
der Schilfer stützt (d). Diesem Mangel an hydrometrischen
Untersuchungen ist es denn auch wohl vorzüglich heyzumessen,
dafs selbst so verschiedene Meynungen über die Richtung der
Stromrinnen und der Tiefen; über die Geschwindigkeiten Statt
fand. Gewifs werden also billige Leser es entschuldigen: wenn
sie hier über manche Frage keine befriedigende Antwort finden ;
wie konnte ein Fremder die Data verschaffen, die selbst denen
fehlen welche Gelegenheit hatten, sie auf Kosten des Staats zu
sammlen? Doch wir kommen zur
Analyse der verschiedenen Projecte.
Der Generalinspector Brünings ; der Aufseher von Rheinland
Herr Engelmann und der Landmesser Bolstra, welche im Jahr
1772 um Rath gefragt wurden, schlugen vor. i°* Das Pferde-
Eck bey C auf eine Breite von 18 Ruthen, 4 Fufs unter dem
amsterdammer Pegel, abzugraben. 20’ Die verfallene Kade D
aufzuräumen. 3°' Statt derselben in das Ziekewater hinein, östlich
dem Oostindischen Compagnie-Baum, auf eine Länge von
60 Buthen, eine einzelne Pfahlreihe ee zu schlagen, um dem Ebbestrom
eine bessere Leitung über die Platte zu geben und dessen
Einfall in das Ziekewater zu verhindern. 4 ° * Wollten sie gegen
Schellingwoude ein Hofd A A , auf solche Höhe legen so dafs die
obern Gurthölzer der ordinairen Fluthhöhe gleich kommen sollten.
Aus diesem Holzbauprojecte geht also hervor: dafs damahls
(*) Sie entsprechen keinesweges dem Verlangen des Hydrotecten. Ich
werde sie bey der Materie von der Natur der Ebbe - und Fluthströ-
me erwähnen.
(d) Nieuwe Jaerboeken J. 1778. p. 1000. 1002. etc.
der vortrefliche Bau mit Sinkstücken und der FaSfchinenbau
noch nicht so allgemein wie gegenwärtig in Holland eingeführt war.
5°‘ Um den Fluth- so. den Ebbestrom nach der südlichen Seite
zu leiten , schlugen sie vor: vom Schelvishofd an ein neues Hofd
von B nach B aufzuführen. Die Kosten aller diese'r Anlagen berechneten
sie zu 250280 ft. Nieuwe Jaerboeken Jahr 1778 p.
ggo u. s. w.
So sehr die hydrotechnischen Vortheile dieser Vorschläge auch
einem jeden, der Sache unparteiisch Nachdenkenden einleuchten
müssen; so schienen sie doch, wer weifs aus welchen Gründen,
bey den Staaten von Holland und Westvriesland keinen sonderlichen
Eingang zu finden: denn sie übergaben sie dem Lector
Steenstra. Ein Mann der mit seinen theoretischen Kenntnissen
und der Bekanntschaft die er mit den italienischen Schriften eines
Guglielmini und Lecchi; (Kurz die er mit der Raccolta d’autori
che trattano del moto dell’acque; deren Verfasser aber von der
Natur der Ebbe-und Fluthströme' s^hr wenig Erfahrung und
manche unrichtige Vorstellungen haben) gemacht hatte, über alles
dasjenige sich hinauszusetzen beliebte was aus vieljähriger Beobachtung,
mit anwendbarer Theorie verknüpft, abgeleitet worden
war. Nicht selten wiedersprach er auch mit dem Muthwil-
len eines alleswissenden Literators schnurstracks den bündigsten
Beweisen des Generalinspectors Brünings, und mischte dann in
seinen Raisonnements eben so viel Bitterkeit als Weitschweiffig-
keit. Diese geht so weit, dafs es mir viel Ueberwindung gekostet
hat, um seine Abhandelungen (S. 3 17 . citirt) bis zu Ende
durchzulesen. Er rechnet darin weder auf den Effect den ein beengter
Strom; noch auf den welchen ein befser geleiteter auf die
Untiefe hervorbringen würde. In der engsten Profilstelle bey
Volewyck dachte ersieh noch eine Anschlickung wahrscheinlich,
so bald das Pferde-Eck eingekürzt seyn würde (e). Mufs aber
nicht in dieser Stromenge die Geschwindigkeit vermehrt werden,
wenn man vermittelst den Werken A A und B B die Schlickplatte
(£) Nieuwe Jaerboeken J. 1778 p. 998.