Schlick dadurch verbessern. Besteht nicht das Material der Yssel,
in der die Fluth aufrollt, aus vorzüglichst fettem Klay oder Schlick?
3°' Das Wasser der Nordsee auf dem Strande keinen Sehlick
absetzend (S. 366.), selbst bey Stürmen nicht, kann auch keinen
in die Flüsse und Seemündungen bringen, "wenn nicht dessen Mischung
mit süfsem von Thon und andern Stojfen geschwängerten
Wasser Absonderung bewirkt.
4°‘ We il einige Beobachtungen es zeigen: dafs im Elbewasser
während der Vorfluth eine gröfsere Quantität Schlick-
theile enthalten ist als während der Ebbe, wo doch frisches Flufs-
wasser abfliefst (Tetens Briefe S. 45), so darf man billig fragen;
wie diese gröfsere Quantität entstehe!
5°‘ In einigen Meerbusen wie im Südersee und Y ist die
Masse des Niederschlages beträglich und das Volumen des ein-
fliefsenden Schlickes geringe, denn wie viel Schlick kann die
Amstel, die Vecht, die Yssel; ein paar andere kleine Flüfschen
und die innern Busen (S. 36o) geben? Auch sieht man es
an den Watten und Marschen, von denen die mehresten weit
von den Flufsmündungen ab entstehn, dafs zu ihnen das aus den
Flüssen gekommene Material nicht mit beytragen konnte, wie
z. B. die W ratten und Aussendeichslande zwischen der Insel Ame-
land und dem friesländischen Gestade, wo dieses stark anlandet.
Das Flufswasser ist aber daselbst noch mit dem Seewasser gemischt,
gleich wie in der Jahde noch das aus See-und Weserwasser
gemischte W asser und das Jähde Flüfschen ein tritt, auch
bringen die auswässernden Schleusen in diesen Meerbusen sü-
fses Wasser. ,
Schwerlich läfst sich auch wohl die Aufschlickung, längs dem
Lopende-Diep und am Gestade der Nordsee bey Gröningen, aus
dem Niederschlag des süfsen Wassers erklären, denn die auswässernden
Schleusen: das Esumer Zyl, das Dokkumer Zyl, das
Munneke Zyl, das Kommer Zyl und Nieuwediep können so viel
Schlick nicht ausführen als da aufgehäuft ist, wie viele Marschen
sind da nicht binnen einem Jahrhundert eingedeicht worden?
die letztere Marsch ist der Ruige deren Eindeichung 1796 von einem
thätigen Landmann vorgenommen wurde.
Diese Grundsätze welche dieNatur darlegt, ergeben Folgendest
das trübe Flufs-u. Binnenwasser entbindet aus dem Meerwasser die erdichten
, kalchartigen Theile wenn es sich innig damit vermischt,
durch welche Mischung auch die in dem süfsen und gemischten
Wasser schwimmenden Stoffen zum niederschlagen befördert werden.
Dieser Satz wird von den Versuchen des Lavoisier, nach
denen das süfse Wasser aus Sauerstoff und Wasserstoff besteht ( i)
unterstützt. Der Sauerstoff wird also aus den aus Kochsalz, erdichten
Theilen, salzgesäuerten Bittersalz und Kalcherde bestehenden
Meerwasser die erdichten, kalchartigen und salzigen Theile (* )
entbinden. So dachte ich und communicirte meine Idee dem
Herrn Assessor Ehrhard hieselbst, als einem sehr gelehrten Chemiker
der Theorie und Ausübung verbindet; er hatte die Güte mir
darüber folgendes zu schreiben. « Ich habe in sehr vielen chemisch,
u.physicalischen Schriften über diesen Gegenstand nicht die mindeste
Untersuchung gefunden, ich glaube aber, dafs während der Vermischung
des süfsen mit vielem Tonschlamm gemengten Flufswas-
sers mit dem saturirten gesalzenen Seewasser die in diesem aufge-
löfsten erdigten Theile: als die mit Salzsäure gesättigte Bittererde,
die mit derselben Säure gesättigte Kalch - und Thonerde dadurch
nicht mehr fähig sind sich aufgelöfst zu erhalten und also während
der Fluth als Schlick in die gesammte Wassermasse sich mischen.»
Es dürfte sonach wohl die Erhöhung der Flufsmündungen
und Meerbusen, der Watten und Inseln entstehn l 0. Von
dem Flufsschlick aus einer Mischung von Erden, Ton - und Kieselsand
(B. I. S. 408.) 20' Von dem Material, welches der
( i) Lavoisier System der • antiphlogistischen Chemie aus dem Französischen
übersetzt von Hermbstädt B. I. S. 120.
( * ) Das süfse Wasser löfst ja sogar die metallischen Kalche und die metallischen
Säuren auf desto mehr Lebensluft sie in sich halten; ist
■ ja auch die Kieselerde, nach Bergmanns Versuchen, im siedenden Wasser
auflösbar.