Kurze Untersuchung warum diese Werke perpendiculair a u f das Seeufer
gelegt sind.
Da diefs die erste Analyse wichtiger Seeuferbauwerke ist,
die wir dem Leser vorlegen: so dürfte es wohl nützlich seyn,
von der Lage der Seehöfter einiges anzumerken. Wenn uns
also die Beobachtungen zeigen , dafs die Richtung des Ebbe - und
Fluthstromes längs dem Gestade fast parallel mit dem Seeufer
ist, und man sich aus dem ersten Bande dieses Werkes erinnert,
wie die perpendiculairen Werke den gröfsten hydraulischen Effect
leisten, dafs ist; den Strom zum weitesten abweifsen; so
scheint es zweckmäfsig, ja nöthig zu seyn: die Seeuferbauwerke
perpendiculair auf die Richtung des Stromes, also in den mehre-
sten Fällen perpendiculair auf die Lage des Ufers zu legen. Hier
trift demnach zu, was Guglielmini sagt, u. das S. 2 10 angeführt
ist, insbesondere da man es mit keinem beuferten sondern (in
Rücksicht der Länge des Höftes) mit einem unbegrenzten Strome
zu thun hat. Auch verstärkt ja ein in die See hineingehendes
Bauwerk die Geschwindigkeit des Fluthstromes nicht, weil
es das Profil der bewegten Masse nicht einschränkt; mithin leitet
es die nächsten Wassercolonnen ab, ohne dafs sie schnell um
den Kopf des Höftes umgebogen werden und sonach kann hier
keine anmerkenswerthe Vertiefung entstehen. Für die perpendiculaire
Lage der Seeuferbauwerke spricht auch die Richtung
des Ueberfalles vom Fluthstrom, und von der W e lle , die allemahl
perpendiculair mit dem W"erke ist; mithin würde über
ein solches Höft das einen stumpfen Winkel mit dem Seeufer
bildete, die "Welle, so der Fluthstrom, an den Fufs des Sanddeiches
anbranden und ihn zu zerstören trachten. Ferner lehrt es
die Erfahrung, dafs die in einen declinanten Lage liegenden Seeuferbauwerke
Widerströme erzeugen (o), wenn die höchsten Barren
von den sanft ablaufenden perpendiculairen "Werken in ihrem
Angriffe auf das Ufer geschwächt werden, indem sie auf
dieser ihrer Oberfläche allmählig aufrollen;- ja , vermöge der Co-
(0) Algemeene Konst en Letterboeden 1797 Nt0‘ 175 p. 1 38.
häsion des Wassers wird diese Defatigation sich in die gesamm-
te Wellenmasse, die an das Ufer anbrandet, zertheilen (*).
Wird demnach alles dieses und der vortreffliche Effect der perpendiculairen
Seeuferbauwerke erwogen, dann ist evident: dafs
man dergleichen "Werke, ohne besondere Beweggründe, nicht
anders als perpendiculair auf das Seeufer legen müsse. In den
Fällen aber wo das Seeufer eine unregelmäfsige Lage hat, dürfte
die Wasserlinie des niedrigen Meeres, wohl diejenige Basis seyn ,
auf der man die Höfter perpendiculair legen kann; denn mit dieser
läuft fast immer der Fluthstrom parallel. Um indessen dieses
noch durch einen aus der Erfahrung abgeleiteten Beweis unterstützen
zu können, wollen wir
von dem Effect der delfiandschen Höfter
das Wesentlichste anmerken. Als nähmlich die Höfter kaum
vollendet waren, entdeckte man schon, an den auf verschiedenen
Entfernungen geschlagenen Markirpfähleil, eine anmerkenswerthe
Erhöhung des Strandes, und es wurden Muscheln auf dem Strande
gefunden die auf einem abnehmenden nie liegen bleiben (all-
gemeene konst en Letterboede 1797 Nr°' 17 5 ) ; auch an den Enden
der Höfter, wo sonst bey der Ebbe 4 bis 6 Fufs Wasser
wa r, entstand eine Verflächung des Strandes (es wird hiervon
dem Zustande gesprochen als die W e rk e nach 10 Ruthen kürzer
Waren) und dieser äusterst günstige Effect bewirkte im Jahr 1792
ihre weitere Verlängerung. Dafs sie den Strand erhöhen, diefs
habe ich selbst am loten August 1798 sehr deutlich wahrgenommen,
denn der gedeckte Strand ist höher als der ungedeckte, ja
längs dem Fufse des Sanddeiches ist die Anstäubung wenigstens
(*) Hieraus folgt, dafs es derHydrotect nicht versäumen dürfe, während
denen der Küste sehr nachtheiligen Seestürmen, die Breite der anbrandenden
Wellen zu messen. Diese Breite wird ihm nähmlich bey
der zu bestimmenden Entfernung der Bauwerke ein sehr wichtiges
Hiilfsmittel, seyn. Wo also Werke in zu grofser Entfernung liegen,
da könnte man ja auf beyden Seiten der Spitze niedrige Flügel, senkrecht
auf das Werk anfugen', damit in dem Zwischenräume zwischen
zwo Werken nicht mehrere Wellen zugleich aufrollen könnten.