erhält und wenn ich nicht irre, so beobachten die Schiffer in ihrem
Laufe diese Rinne zurZeit, wenn sich die Nordsee erhebt,
nähmlich diejenigen, welche von England nach Hamburg steuern.
Die nördliche Mündung der Nordsee hat hingegen wohl
die Südersee; den Dollard; — die Jahde und die Weite der W e ser
und Elbemündungen bewirkt.
Aus allem diesem geht nun hervor: dafs es äufserst wichtig
wäre, wenn wir genaue Beobachtungen hätten — die nicht nur
denUnterschied vonEbbe undFluth in der Mündung des Canals —
an den holländischen, englischen und französischen, an den
schottischen und norwegischen Küsten, und vor der Elbe; aber
in solchen Puncten, die etwas in das Meer hinein liegen , angäben;
sondern die uns auch die Gröfse des nach der Fluth und Ebbe erfolgten
Stillstandes und zu welcher Zeit er eingetreten sey, — die
uns ferner die Richtung der Fluth ( * ) und der Ebbe so ihre Geschwindigkeit
zeigten. W ir würden alsdann, ohne Zweifel,
wie ich mir die Fortpflanzung der Erhebung und Senkung des
Meeres denke, gewahr werden: dafs in dem Meere kein eigentlicher
Fluthstrom, den wir an den Küsten bemerken, statt findet,
sondern : dafs der Ocean sowohl als die Meere und grofsen Meerbusen,
die mit ihm in Verbindung stehn, nur eine oscillirende Bewegung,
bis zu einer gewissen Tiefe erhalten und zwar vermöge der
Erhebung ihrer Oberfläche und der wichtigen Naturerscheinung
wegen, wobey die flüssigen Massen in ihrer ganzen Ausdehnung
den Druck förtpflantzen (B. I. S. 426). Diese Oscillation, bis zu einer
gewissen Tiefe — die der Attractionskraft der zwo Weltkörper
und der Cohäsion des Wassers, entspricht — gehend, ist es
also, welche man so oft Fluthstrom genannt hat. Ein wirklicher
Strom, wobey die gesammte Meeresmasse in Bewegung wäre
und also durch jedes Profil des Meeres eine gewisse Wassermasse
durchflöfse, kann aber durchaus deswegen im Meer nicht
( * ) Bis zum Texel wird sie nach meiner Idee vom Canal herkommen;
nördlich und östlich des Texels wird sie aber ihren Zug von der
nördlichen Mündung der Nordsee her erhalten.
Statt linden, weil sonst ein solcher Strom in sechs Stunden vom
Aequator bis zum äufsersten Puncte wo die Erhöhung des Meeres
verspürt wird, .laufen müfste. Welche ungeheure Schnelligkeit
würde nicht alsdann entstehen? Könnte dann wohl die Schiffahrt
Statt finden und wie möchten die Ufer einer solchen mit
Blitzesschnelle strömenden Masse widerstehn? Man kann sich dennoch
die fortschreitende Bewegung der Oberfläche desOceans, und
zwar so vorstellen : dafs jede unendlich kleine mit der Richtung
des Aequators parallel laufende Wasserwand, deren Höhe von dem
Attractionsvermögen des Mondes und der Sonne und von der Cohäsion
des Wassers abhängig ist, die nachfolgende fortschiebt und
dafs auf diese Weise sich die Bewegung in einer kurzen Zeit in
die gesammte Masse des Oceans; in alle mit ihm in Verbindung
stehenden Meeren ausbreitet, ohne dafs die Masse selbst schnell bewegt
wird. Daher verspüren diejenigen Meere, die nach Verhält-
nifs ihrer Gröfse eine kleine Mündung haben , als z. B. die Ostsee;
das mittländische Meer, gar keine oder doch eine äufserst geringe
Oscillation in ihrer Oberfläche. Indem ich mir nun eine Erhebung
des gesammten Oceans gedenke , so bedarf es ja keines Stromes
um die oscillirende Bewegung hervorzubringen. Da wo aber
die Wassermasse einen Widerstand an dem Gestade antrift, mufs
nothwendig eine Strömung bis zum Boden herab entstehn und
zwar.stärker nach Mafsgabe dieses Gestade der fortwürkenden Bewegung
des Meeres entgegensteht, wie wir diefs bey der holländischen
und deutschen Küste der Nordsee gesehn haben. Je seichter
nun das von der Sonne und dem Monde aufgezogene Meer ist,
desto höher wird es gehoben werden können, weil vermöge der
Cohäsion des Wassers , die obern Wasser nicht allein sondern
auch die untern und zwar bis auf eine gewisse Tiefe, eine oscillirende
Bewegung erhalten können. Diese Ondulation ist auch
noch sichtbar in der Mündung derer Flüsse in denen die Fluth
einströmt, wovon nachher mehr Vorkommen wird.
Aus den Beobachtungen die wir bis jetzt über das Steigen
und Fallen des Meeres haben, scheint nun hervor zu gehn: dals