dentliches Steigen und Fallen der Oberfläche. Dieser berühmte
SeeolTicier führt ferner an: dafs die Fluth regelmäfsiger und stärker
werde, je nördlicher man kömmt, dafs sie aber gegen Lindes-
nas, hin, abnimmt. Es ist dieseErscheinung vielleicht aus der Lage
der norwegischen Küste, welche nördlich dieser Mündung entgegensteht
und südlich von ihr abweicht, zu erklären.
Die zweyte Naturerscheinung, welche von dem grofsen
Einflufs des Oceans auf die Nordsee — vermittelst dieser nördlichen
Mündung, zeugt, ist diese: es erhebt sich nähmlich die
Nordsee vom Vliestrom an bis zur Elbemündung immer höher
und dieses erkläre ich so: diefs Gestade von der Nordsee steht
ihrer nördlichen Mündung immer senkrechter entgegen, je mehr
es sich der Elbemündung nähert; folglich mufs die Oberfläche
des Wassers höher vor der Elbe, als vor dem Vliestrom steigen.
Eine andere Ursache dieser Erscheinung wollen wir gleich
anführen, wenn erst von derjenigen geredet ist, diezum abwechselnden
Steigen der Fluth, längs der deutschen und holländischen
Küste, beyträgt. Die Oscillation der Nordsee mufs nähmlich von
diesen zwo entgegengesetzten Seiten her, als von ihrer nördlichen
und südlichen Mündung, irgendwo , und zwar daselbst wo sich
die Wassermassen begegnen, geringer seyn, als da wo jegliche
Wassermasse für sich fortschreitet. Diese geringe Erhebung treffen
wir nun längs der holländischen Küste an, so beträgt z. ß. der
ordinaire Unterschied zwischen Fluth und Ebbe an folgenden
Orten: bey Blankenberg in Flandern 16 Fufs; bey Brouwershaven
8 Fufs; bey Goeree 5| ; bey Briel 5| ; bey Katwyck und
Nordwyck 5| ; (u) im Maarsdiep3f ; im Vliestrom bey Terschelling
aber wieder 5 Fufs; an der friesländischen und gröningschen
Küste 5i bis 75; vor der Jahde 8| Fufs; in der Wesermündung
9 und endlich bey der Cuxhaven 9,1 Fufs rheinländisch. Zwischen
dem Vliestrom und dem Texel mögen sich also die Wasser
begegnen. Daher kömmt es denn auch wohl: dafs die Richtungen
aller Ausflüsse von den Seemündungen und den Flüssen sich nach
( a ) Waterpassingen door Cruquius.
diesen zwo grofsen Mündungen lenken; nähmlich aus den Mündungen
der seeländischen Gewässer, aus den Rivieren Kramer
und Haringvliet, aus der Maas und aus dem Texeistrom die
Ebben nach dem Canal hin von wo auch die Fluth kommt. Der
Vliestrom, die Ems, die Jahde, die Weser und Elbe lenken ihre
Ausflüsse aber nach der nördlichen Mündung von der Nordsee.
— In der Eyder steigt wohl deswegen die Fluth nicht so hoch
als vor der Elbe weil ihre Mündung von der Tönniger Spitze gedeckt
wird. Wenn man nun die Größe der nördlichen Mündung
gegen die der südlichen hält und dann erwegt, dafs die bewegte
Meeresmasse, aus jener in die Nordsee kommend, eine fast
senkrechte Richtung auf die deutsche, gröningsche und friesländische
Küste hat; die Richtung der in Bewegung- seyènden und
durch den Canal kommenden Masse vor dem holländischen Gestade
aber vorüber zieht, und dafs diese selbst noch nach der englischen
Küste hingeschoben wird, wie wir bald näher zeigen werden:
so ist es wohl nicht mehr räthselhaft weswegen die Fluth an
der holländischen Küste niedriger als an der deutschen steigt, zumahl,
wenn wir uns an die so eben vorgetragene erste Ursache
erinnern.
Diese zwo Mündungen der Nordsee, und die Sturmfluthen
aus ihnen kommend, haben auch wahrscheinlich alle diejenigen
Meerhusen hervorgebracht ,< ■ welche denen Hydrotecten
noch gegenwärtig so vieles zu schaffen machen. So ist ohne
Zweifel, die südliche Mündung (der Canal) die Ursache von allen
Seeländischen Gewässern, vom Haringvliet, dem Biesbosch
und der ehemahligen Weite der Maasmündung und von der grossen
Rinne, welche wir auf den Seekarten von den sogenannten
Hoofden an (zwischen Calais und Dower) bis nördlich gegen
Yarmouth bey Smiths Know erblicken, — die mit der Mündung
des Maarsdieps unter einem Grad der Breite sich an der
nördlichen Seite endet. Diese südliche Mündung der Nordsee
trift also näher an der westlichen und östlichen Küste eine Rinne
über welcher das Wasser eine schnellere oscillirende Bewegung