W ir kommen jetzt zu dem Parallel- und dem Parabelwerke,
welche in Büschs Uebersicht des Wasserbaues (B. I. S. 23g) von
Woltman beschrieben sind. Der Vollständigkeit wegen werde
ich diese Beschreibung ebenfalls entlehnen und darin auf die Zeichnung
Tab. 48 verweisen. «Eine dichte Pfahlwand ab ist eingeschlagen
; die Pfähle 12 bis 1 5 Zoll dick, 1 5 bis 19 Fufs lang, an
zwey Seiten nach der Schnur beschlagen und weil einige Pfähle
dicker, andere schwächer sind, so sind sie so an einander gerammt,
dafs die Wrand an der Rückseite eine ebene Fläche bildet:
d. i. an der Rückseite treten die stärkern Pfähle nicht mehr als die
schwachem hervor, und liegen alle an zwey Riegelhölzer c, platt
an. Der obere Riegel 2 Fufs niedriger als die Kopfplatte der
Pfähle; der untere 1 bis 2 Fufs unter dem W'attgrunde, soweit
es füglich geschehen kann, ohne Zulauf des Wassers und Schlammes.
Durch den obernRiegel bekommt ein Pfahl um den andern;
durch den untern jeder 3,e Pfahl einen gehakten Spizbolzen. So
ist die Wrand fertig, die 6 Eufs über tägliche Fluth 9 bis; 10 Fufs
über dem W^attgrunde hervor steht, der hinterwärts nachher
aufgeschlämmt und zum Theil schon begrünet ist, an der äufsern
Seite aber etwas abgenommen hat.
Weil die W^and in blofsen Sandgrund eingerammt worden,
so würde eine einzige Sturmlluth sie erschüttern, lofspühlen und
übern Haufen werfen, wenn nichts weiter geschehen wäre; dies
zu verhindern, ward der untere Flügel mit Steingrand d beworfen
und bestampft, darüber eine Lage Felssteine e von 3 Fufs breit,
längs der ganzen Rückseite der Wand hergesetzt und mit einer
Reihe kleiner Pfählef , 5 Fufs lang, 4 bis 6 Zoll di ck, unterstützt:
welche kleinere Pfähle jedoch nicht geschlossen oder dichte, sondern
i - Fufs von einander geschlagen worden, also dafs auf jede
Ruthe etwa 10 bis 12 Stück stehen. Damit hat die Wand gegen
das Erschüttern, Ausspühlen und Auftreiben hinlängliche
Festigkeit. Nichts desto weniger ist das Werk so noch nicht
für vollendet zu achten.
Denn weil die Wellen gegen eine so steile Wand fast wie
Fontainen in die Höhe spritzen und wiederum stark niederfallen,
so würden sie den blofsen Sandgrund an der äufsern Seite dergestalt
erniedrigen und abspühlen,- dafs die Wand an der Stromseite
minirt würde. Diefs zu verhindern ward eine Lage Busch
g 1 bis 2 Fufs dick, 9 Fufs breit, längs der ganzen Wand gelegt,
und mit Felssteinen belegt; auch längs dem Fufse mit einer
Reihe kleiner Pfähle unterstützt, endlich noch auf circa 6
Fufs breit eine dünne Lage Kiesel vorgeWorfen *.
Zwischen dem Neudöser Seedeich und den letztem Werken
liegen auf das Watt Schlickdämme der ordinairen Fluth gleich ;
das Wasser tritt alsdann durch die Oefnung öö im Parabelwerk
zwischen die Dämmchen ein und läfst dort vermöge seines Stillstandes,
Schlick fallen. Auf diese Weise sucht man den Zwischenraum
zwischen dem Deiche und den Parallelwerken zu erhöhen;
eine Absicht die zum Theil schon erreicht ist und gewifs
vollkommen' erreicht werden wird.
Ehe ich diese Beschreibung fortsetze, will ich eine Stelle aus
Tetens Briefe S. 42° > die zur Darstellung des jetzigen Locals nö-
thig und die beym Seeuferbau äufserst lehrreich ist, aufnehmen.
Die Worte dieses berühmten Mannes werden ohne Zweifel bey
denen Eindruck machen die sich dem Seebau widmen, zumahi
da ihnen durch die 48- Kupfertafel alles anschaulich wird; auch
wird diese Stelle dasjenige noch deutlicher darstellen was ich von
dem Nachtheil der blofsen Buschwerke und der Quincünxen (S.
432) gesagt habe. Sie lautet so: «Was der Erfolg dieser W e rke
en quincunx gewesen sey? werden Sie, wenn Sie ein wenig
darüber denken, von selbst vermuthen. Das Watt draufsen ward
um nichts gebessert; sie selbst lagen mehr dem Wellenschlag aussetzt,
und wurden stark beschädigt; sie liefsen den Strom zwischen
sich durch auf dem Watt, wodurch diefs noch mehr wegschälte,
zumahl da man nicht durch Zwischenzäune wehrte, was
auch, da sie hier so weit hinaus stehen, schon beschwerlicher
ward. Sie deckten also freylich das Hinterwerk und den Deich