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 kauft  oder  eintauscht,  deren  er  für  das  tägliche  
 Lehen  bedarf.  Jeder  isländische  Bauer,  er  mag  noch  so  
 tief im Innern  wohnen,  besucht  wenigstens  einmal im Jahre  
 den  Hafenort,  und  diese  oft  langwierige  und  beschwerliche  
 Reise  bildet  einen  Hauptabschnitt  in  dem  ewigen  Einerlei  
 seines  einsamen  abgeschlossenen  Lehens. 
 Die  mittlere Jahrestemperatur  für Akureyri'beträgt  nur  
 +  0,58°  C.,  während  sie  für  Reykjavik  4,5 °  C.  ist;  dieser  
 Unterschied  von vier Temperaturgraden  auf nur 2% Breitegrade  
 ist  merkwürdig genug und  nur  aus  dem Umstande zu  
 erklären,  dass  im  Süden  von Island  der Golfstrom  eine  bedeutende  
 Erhöhung  de  Temperatur  bewirkt.  In  Akureyri  
 ist  die  mittlere Temperatur  im  Sommer -f  7,5° C.,  im Winter  
 — 6,25° C.  Im  Sommer  ist  das  durchschnittliche Maximum  
 des Thermometerstandes +  24° C., im Winter das durchschnittliche  
 Minimum — 34°  C.  Die grössere  oder geringere  
 Kälte des Winters ist stets von der Menge des grönländischen  
 Treibeises  abhängig,  welches  in einigen Jahren bis zum Juli  
 den Fjord bedeckt  hat.  Im Winter  werden  die kurzen nebeligen  
 Tage  oft  schon  nach  drei  Stunden  durch  die  Nacht  
 verdrängt.  In  den  langen  Winternächten  suchen  die  Einwohner  
 dieser  nördlichen  Regionen,  so  gut  es  angeht,  sich  
 die  Langeweile  fern  zu  halten;  die  wenigen  Kaufleute  
 und  Beamten  kommen  abends  abwechselnd  bei  dem  einen  
 oder  ändern  zusammen,  wo  sie  dann im wohldurchwärmten  
 Zimmer  L’Homhre  oder  Whist  spielen;  draussen  herrscht  
 eine  schneidende  Kälte  und  am  Himmel  steht  das  Nordlicht, 
   dessen  röthliche  Strahlen  magisch  die  Atmosphäre  
 durchzittern.  So  sitzen  sie  oft  bis  zum  ändern  Tage,  um,  
 da  im  Winter  alle  Geschäfte  stocken,  bis  spät  in  den  Vormittag  
 zu  schlafen.  Sie  haben  auch  einen  Leseverein  gebildet  
 und  es  cursiren  dänische  und  auch  einige  deutsche  
 Bücher.  Mit  grösser  Sehnsucht  erwarten  sie  den Frühling, 
 der  ihnen freilich  keine Blumen,  sondern  nur  das  erste aus  
 Dänemark ankommende Schiff bringt, welches sie mit Neuigkeiten  
 und  den  feinem Lebensrnitteln  und Luxusgegenständen  
 versieht. 
 Allmonatlich  geht  von  Reykjavik  eine  Post  nach  Akureyri  
 ab,  welche  im  Sommer  fünf  Tage  unterwegs  ist.  Der  
 Weg,  den  der  reitende  Bote  macht,  geht  über  Pingvellir  
 und  Kalmanstünga  durch  die  Wüste  Arnarvatnsheiöi^ (zwischen  
 den  nördlichen  Fiskivötn  durch  über  den  Störisan-  
 durjmach  dem  Priesterhofe Goödalir,  dann  über  die Öxna-  
 dalsheiÖi.  Zur Winterzeit  ist  diese Reise mit nicht  geringer  
 Gefahr  verbunden,  und  es  ist  schon  öfters  vorgekommen,  
 dass  der  Postbeamte  dem  stürmischen  und  rauhen  Klima  
 zum  Opfer  gefallen  ist.  Wenn  die  Schnee-  und  Eismassen  
 allzu  hoch  liegen,  kann  er  sich  oft  gar  nicht  der  Pferde,  
 seiner  einzigen  und  treuesten Gefährten,  bedienen,  sondern  
 ist  genöthigt,  diese  starre  winterliche  Wüste  zu  Euss  zu  
 durchwandern.  Die  grösste Gefahr erwächst  ihm,  wenn  die  
 alles  ebnende  Schneedecke  seinem Auge  die  Felsvorsprünge  
 und  die  aufgehäuften  Steinpyramiden  (varbar)  entzieht,  
 welche  ihm  die  Richtung  des  Wegs  andeuten.  Auch  die  
 Flüsse,  die  er durchwaten muss,  wenn  die sie  überziehende  
 Eisdecke  nicht  stark  genug  ist,  ihn  zu  tragen,  bereiten  
 ihm  oft  unübersteigliche  Schwierigkeiten.  Wenn,  wie  dies  
 häufig  geschieht,  die  Nacht  ihn  an  einem  unbewohnten  
 Orte  überfällt,  so  muss  er  sich  von  Steinblöcken  oder  
 Schnee  ein  Obdach  errichten  oder  in  einer  unterirdischen  
 Höhle  seine  Zufluchtstätte  suchen,  in  welcher  er  ausruht,  
 bis  das  trübe  Licht  des  kurzen  Tags  oder  der  helle  Nordlichtschein  
 die  Weiterreise  ermöglicht. 
 Von Akureyri  gibt  es  auch  einen ändern Weg  nach dem  
 Südlande,  den  Vatnahjallavegur  oder Hvitärvatnsvegur,  der  
 das  Thal  der Eyjafjaröarä  aufwärts  über Holar  geht,  durch  
 die  Wüste  an  den  Quellen  der  Blanda  vorbei,  sodann