und nach dessen Gipfel hinaufschaute, schien derselbe mir
bald sich in die Höhe zu heben und anzuschwellen, dann
wieder zusammenzuschwinden und in seine frühere Gestalt
zurückzufallen. Der Erfolg zeigte, dass ich darin auch
nicht fehl gesehen hatte; denn am Montag Morgen, den
8. August, merkte man nicht allein beständige und erschreckliche
Stösse von Erdbeben, sondern auch häufig
Getöse und einen furchtbaren Knall, welcher dem Donner
nichts nachgah. In dieser Erschütterung wurde alles, was
im Hause stand, umgeworfen, und es schien nicht anders,
äls dass alle Gebäude und Berge über den Haufen gestürzt
werden sollten; doch blieben die erstem noch stehen. | Der
grösste Schrecken aber entstand dadurch, dass kein Mensch
errathen konnte, woher das Unglück komme und wohin es
sich wenden würde. Vormittags nach 9 Uhr hörte man
drei über die massen heftige Knalle, und augenblicklich
darauf brachen mehrere Wasserströme hervor, von denen
der letzte der stärkste war und Pferde und alle Thiere;
die er in seinem Laufe ereilte, mit sich fortriss. Als diese
Wassergüsse vorüber waren, schoss der Eisberg selbst in
die Ebene hinab, genau so, wie wenn geschmolzen Metall
aus dem Tiegel ausgegossen wird, und er füllte die Thalebene
zu solcher Höhe aus, dass ich von dem bekannten
Berg Lomagnüpur nichts mehr entdecken konnte als ein
Stückchen, wie ein Vogel so gross. Darauf flutete das
Wasser ohne Unterlass an der Ostseite heraus und zerstörte
das wenige, was noch von Grasweiden übrig geblieben war.
Die weinenden Weiber und die rathlos umherlaufenden
Nachbarn waren ein betrübender Anblick. Da ich aber
merkte, dass der Wasserstrom naeh meinem Hofe hinlenkte,
brachte ich meine Kinder und Leute auf den Gipfel eines
hohen Felsens am Berge' Dalskaröstorfa; hier liess ich ein
Zelt aufschlagen und alles, was der Kirche gehörte, nebst
Nahrungsmitteln , Kleidern und den nothwendigsten Geräthen
hinschaffen, denn ich machte den Schluss, dass, wenn
auch der Berg noch an einer ändern Stelle ausbräche,
diese Anhöhe am längsten verschont bleiben würde. So
überliessen wir uns denn dem Willen Gottes und blieben
daselbst.
«Nunmehr aber veränderte sich der ganze Anblick; denn
der Jökull selbst erlitt einen Ausbruch und einige von seinen
Eisklumpen liefen sehr weit in die See hinaus, die dicksten
aber blieben auf der Ebene zurück in einer geringen Entfernung
vom Euss des Bergs. Hierauf flog unter beständigem
Knallen und Toben Feuer und Asche so dicht in
der Luft umher, dass man kaum den Tag von der Nacht
unterscheiden konnte; die durch die Aschenwolken verursachte
Finsterniss war hlos durch den Schein des Feuers
erhellt, welches aus fünf oder sechs Spalten im Berge hervorbrach.
Auf diese Weise nun ward das Kirchspiel Orsefa
drei Tage hintereinander durch Feuerausbrüche, Wasserergüsse
und Aschenregen heimgesucht; es lässt sich aber
lange nicht so arg beschreiben, wie es in der Wirklichkeit
war; denn die ganze Erdoberfläche sah kohlschwarz aus
und man konnte unter freiem Himmel nicht sicher gehen,
weil glühende Steine aus der Luft niederfielen, wogegen
manche ihren Kopf mit Eimern und Wannen schützten.
«Den 11. ward es ein wenig helle in der benachbarten
Gegend, der Eisberg aber fuhr noch immer fort, Rauch
und Flammen auszuspeien. An diesem Tage ritt ich mit drei
ändern aus, um zu sehen, wie es um den Kirchort Sandfell
stände, wo die Gefahr am grössten war. Diese Reise war
gefährlich, denn man konnte nirgends fortkommen als
zwischen dem Jökull und demjenigen Eisberg, der in
die Ebene geschleudert worden, wo das Wasser so heiss
war, dass die Pferde reissaus nehmen wollten. Als wir
aber schon Hoffnung hatten, glücklich hindurchzükommen,
blickte ich zufälligerweise hinter mich und ward eine neue,