braunen des Weibchens unterscheiden lassen und von geringerer
Güte sind. Werden nun zum dritten mal die Dunen
oder Eier fortgenommen, was früher vielfach geschah,
so verlässt der arme Eidervogel seinen Brüteplatz und kehrt
niemals wieder. Er sucht sich fern von den herzlosen gewinnsüchtigen
Menschen eine einsame Insel zur Wohnung
aus, um ungestört dem Naturtriebe gehorchen zu können.
Auffallend ist es, dass die Eidergänse nur oder fast nur,
wie es scheint, auf kleinen, meist unbewohnten Inseln
nisten. Auf Island selbst fanden wir kein Nest, aber auf
Akurey, Viöey, Flatey, den Westmännerinseln, Grimsey und
vielen ändern gibt es Tausende.1)
Sind die Jungen ausgekrochen, so werden sie gleich ins
Wasser gebracht. Oft vereinigen sich zu dem Zwecke mehrere
Familien. Wir sahen 28 Eiderentchen zusammen auf
dem Wasser. Die Mütter nehmen ihre Kleinen auf den
Bücken und schwimmen langsam ins Meer hinaus, dann
tauchen sie plötzlich unter und überlassen sie einige Zeit
ihrem Schicksal, bis Furcht und Angst vor dem Wasser
etwas nachlassen. Hierauf führen sie dieselben ans Ufer
zurück, um das Experiment gelegentlich zu wiederholen.
Aber schon nach dem ersten Bade können die Kleinen in
der Begel ordentlich schwimmen. Das Männchen, welches
während der ganzen Brütezeit sich in der Nähe des Weibchens
aufzuhalten pflegt und ihm allerlei zärtliche Liebesdienste
erweist, verschwindet bald nachdem die Jungen ausgekrochen
sind, und es ist anzunehmen, dass es andere
innerhalb der Polarzone liegende Gegenden aufsucht.
Erst im dritten (nach Faber erst im fünften) Sommer
]) Kürzlich hat man dadurch, dass Heu auf den Strand gelegt
wurde, die Eidervögel grossentheils von Viöey nach dem benachbarten
Engey hinübergelockt (Engey von engi, Wiese), wo ihnen
der Nestbau erleichtert wird.
wird der Eiderenterich zeugungsfähig. Er zeichnet sich
durch sein schönes weiss und schwarzes Gefieder leicht vor
dem braunen unscheinbaren Weibchen aus. Die Seiten seines
Halses sind seegrün gefärbt, der Kopf glänzend schwarz
mit einem weissen Längsstrich am Nacken. Der Bucken
ist weiss, der Bauch schwarz. *
Die Dunen, welche jährlich von der ungeheuern Anzahl
von Eidervögeln, die auf den um Island gelegenen Inselchen
brüten, gewonnen werden, sind ein Hauptexportartikel
der Isländer. Der bei weitem grösste Theil jedoch soll
heimlich ausgeführt werden.
Man unterscheidet im Handel gereinigte und ungereinigte
Eiderdunen (ceöardün hreinsaöur og ohreinsabur).
Der höchste Preis für ‘ein Pfund gereinigter Dunen ist
4 Bd. 58 Sk. (3 Thlr. 9% Sgr.’); der niedrigste 2 Bd.
66 Sk. (1 Thlr. 28% Sgr.), während die ungereinigten im
besten Falle nur mit 1 Bd. 75 Sk. (ungefähr 1 Thlr. 8 Sgr.),
im schlimmsten mit 28 Sk. (fast 6% Sgr.) das Pfund bezahlt
werden.
Dieses Geld ist nicht, wie man mehrfach annimmt,
Staatseigenthum, sondern alle Brüteplätze sind im Besitz
von Privatleuten und die Verletzung desselben wird streng
geahndet. Einige der von den Eidervögeln bewohnten Inseln
sind seit Jahrhunderten im Besitz ein und derselben
Familie. Wer ein Ei oder Dunen davon wegnimmt oder
irgendwo eine Eiderente schiesst, wird wie ein Dieb bestraft.
So gemessen diese halbzahmen Vögel den Schutz der Gesetze
in weit ausgedehnterm Massstabe als gar manches Volk.
Als wir auf der Bückfahrt von Viöey nach Beykjavik
etwa halbwegs gerudert hatten, bemerkten wir zu unserm
höchsten Schrecken plötzlich eine kleine Wassersäule mitten
im Boote aufspringen. Im Augenblick war das Fahrzeug
fast bis zur Hälfte mit Wasser angefüllt. Wir vermutheten
ein Leck, konnten aber die Oeffnung nicht finden; es herrschte