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 viel  besser  als  im  Süd-  und Westlande,  die  Weiden  grasreicher, 
   die Gehöfte  weit zahlreicher  und besser  gebaut;  die  
 Zimmer  sind  alle  im  Innern  mit  dünnen  Holzbretern  bekleidet, 
   wonach  man  anderswo vergeblich sucht. 
 Von jenem Gehöft zog sich der Weg sehr lang einen  steilen  
 Berg hinan;  es  war ein unangenehmer Tag,  je mehr wir  auf  
 die Höhe kamen, desto dichter wurden die Regenwolken, desto  
 mehr  verschwand  die  Aussicht  auf besseres Wetter.  Trotzdem  
 war  die  Gegend,:  welche  vor  uns  lag,  sehr  malerisch;  
 freilich  hätten  heller Sonnenschein  und einige Tannen ihren  
 Reiz  um  ein  Bedeutendes  erhöht.  Die steil abwärts führenden  
 Pfade  waren  durch  den anhaltenden Regen  fast unwegsam  
 und  sehr  schlüpfrig  geworden,  sodass  wir  oft; Gefahr  
 liefen,  mit  den  Pferden  in  die  jähen  Abgründe  hinabzustürzen  
 ;r  tief  unten  in  einem  engen  Thale  lag  ein  langgestreckter  
 einsamer  See,  in  den  sich  von  allen  Seiten  
 Bäche  ergossen,  welche als  tosende Wasserfälle an den  steilen  
 Felswänden hinabbrausten und sich schäumend durch die  
 zerrissenen  Schluchten Bahn  brachen;  schwere  graue Nebelwolken  
 wälzten  sich  von  den  verschleierten  Bergkuppen  in  
 die  tiefern  Thäler  hinab;  ein  kleiner  Fluss  mit  zahllosen  
 Windungen,  den  wir  sechsmal  kreuzen  mussten,  begleitete  
 uns.  Von  der  Höbe  eines  Bergs  erblickten  wir  ein  sehr  
 breites  sumpfiges  Thal  vor  uns,  in  welchem  zwei  Ströme  
 flossen:;:  auf der  ändern  Seite  erhoben  sich  hohe Gebirge in  
 .schwarzblauen  Farben.  Um  4  Uhr  hielten  wir  in  Viöimyri  
 (mitten  im Sunlpfe). an  einem  kleinen Gehöft am Rande  der  
 Berge;  der  Regen  hatte  glücklicherweise  aufgehört,  sodass  
 wir nicht genöthigt waren,  die übelriechende rauchige Atmosphäre  
 einer  isländischen  Hütte  einzuathmen,  sondern  im  
 Freien  durch  heissen  Kaffee  und joottbrauö  mit Butter  uns  
 neue  Kräfte  sammeln  konnten.  Es  ist  unglaublich,  welche  
 Quantitäten  Butter  ein  isländischer Magen  vertragen  kann: 
 mit  dem  grössten  Wohlbehagen  verspeisten  unsere  Führer  
 fingerdicke  Klumpen  reiner  Butter  und  wenn  uns  abends  
 ein  viereckiges  Stück  von  der  Grösse  eines  Ziegelsteins  in  
 das  Zelt  gebracht  wurde,  so  geriethen  am  folgenden  Morgen  
 unsere  freundlichen  Wirthe  stets  in  Erstaunen,  es  
 1  nicht  ganz  aufgezehrt  zu  finden. 
 Nach  kurzer  Rast  brachen  wir  auf,  um  das  sumpfige  
 Thal und  die Flüsse zu kreuzen,  welche uns noch von Mikli-  
 bser,  unserm  heutigen Reiseziel,  trennten;  ein  aufgeweckter  
 junger Bursche,  der  fast  alle  Theile  der Insel bereist  hatte  
 und  manche  geographische  Kenntnisse  an  den  Tag  legte,  
 war  unser  Führer;  seine  Aufgabe,  uns  durch  einen  ausgedehnten  
 Sumpf  zu  führen,  löste  er  mit  vielem  Geschick;  
 wir  mussten  oft,  die  festesten Stellen,aussuchend,  im Zickzack  
 hin-  und  herreiten.  Als  wir  an  den  Fluss  kamen,  
 stellte  es  sich  heraus,  dass  derselbe  zu  tief  und  reissend  
 war,  um  ibn  mit  den  Pferden  durchwaten  zu  können;  wir  
 sahen  uns  genöthigt,  in  einem Kahne überzusetzen  und  die  
 Pferde  schwimmend  das  andere  Ufer  erreichen  zu  lassen.  
 Unsere Führer begannen  sämmtliches Gepäck  und  die Sättel  
 von  den  Pferden  abzunehmen,  während  wir  mit Aufbietung  
 aller  Kräfte  unsere  Stimmen  erschallen  liessen,  um  den  
 Fährmann  aufmerksam  zu  machen.  Nach  langem W arten  
 löste  sich  endlich  vom  gegenüberliegenden  Ufer  ein  zerbrechlicher, 
   fast  kreisrunder Kahn  ab  und  eine junge Frau  
 steuerte  mit  grösser  Gewandtheit  dieses  elende  Fahrzeug  
 durch  die  rasch  dahinströmenden Wellen  zu  uns  herüber.  
 Durch  eine  viermalige Ueberfahrt  wurde das Gepäck  an das  
 andere  Ufer  geschafft,  dann  begann  das  Uebersetzen  der  
 Pferde;  die  Zügel  wurden  ihnen  um  den  Kopf  geschlungen  
 und  so  das  ganze  Rudel  in  den  Fluss  getrieben;  an  derartige  
 Ereignisse  längst  gewöhnt,  stürzten  sie  sich  bunt  
 durcheinander  in  das  wilde  Gewässer  und  kämpften  wacker  
 gegen  Strom  und  Wellen  an,  da  jedes  das  andere  Ufer