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 zumal  sie  hauptsächlich  von  dem  gefährlichen  Vogelfänge  
 ihr  Leben  fristen  und  dieses  dabei  oft  auf das  Spiel  zu  
 setzen  genöthigt  sind. 
 Als  wir  zwischen  den  Inseln  Bjarnar%  und  Heimaey  
 hindurchfuhren,  gewahrten  wir  ein  Boot  mit  12  Eingeborenen  
 bemannt,  welche  dem  «Arcturus»  sich  zu  nähern  
 suchten,  und  nach  langem  vergeblichen  Ankämpfen  gegen  
 die  gewaltigen Wogen  endlich  so  nahe  heranrudern  konnten, 
   dass  unser  Kapitän  ein  kleines  Packet  Briefe  aus  
 Kopenhagen  hinüberzuwerfen im Stande war.  Bezahlt wurde  
 nichts  dafür,  denn  alle  Briefe  von  Dänemark  nach  Island  
 und  den  umliegenden  Inseln  sind  portofrei,  um  den  Verkehr  
 zu  befördern.  Kaum  war  das  Boot,  dessen  Ruderer  
 uns  noch  die  unwillkommene  Nachricht zuriefen,  der  Katla  
 habe  seit  15  Tagen  zu  speien  aufgehört,  verschwunden,  
 als  unsere  Aufmerksamkeit  durch  eine  so  ungeheuere  Anzahl  
 von  Seevögeln  in  Anspruch  genommen  wurde,  wie  sie  
 nicht  leicht  an  einem  ändern  Punkte  der  Erde,  die  Loffo-  
 den  etwa  ausgenommen,  gefunden  wird.  Nicht  nur  sind  
 die  steilen  Felsen  dieser  küstenlosen Inseln  von  den  darauf  
 sitzenden  und  brütenden  Vögeln  und  deren  Excrementen  
 ganz  weiss  gefärbt,  auch  die  Luft  ist  dermassen  mit  unzähligen  
 Scharen  angefüllt,  dass  man  sie,  aus  det  Ferne  
 gesehen,  für Mückenschwärme zu halten geneigt wäre,  wenn  
 nicht  das  unaufhörliche  Geschrei  die  Vogelnatur  verriethe.  
 Auch  das Meer  ist  stellenweise bedeckt mit Vögeln,  die,  wo  
 wir  nur  hinsehen,  uns  durch  ihre  ganz  unfassbare  Zahl  
 überraschen  und  zu Hunderten  unser  Schiff umfliegen.  Es  
 gelang  uns  auf der leider  allzu raschen Durchfahrt  folgende  
 Arten  mit  Gewissheit. zu  unterscheiden:  Larus  marinus,  
 L.  glaucus,  L.  tvidactylus,  Pr ocellaria  glcicicilis,  Puffinus  
 anglorum,  Mormon  fratercula,  Alca  torda  und  Thalassidroma  
 pelagica,  die  wir  hier nur namentlich erwähnen,  um  
 später  darauf zurückzukommen.  Den  Eindruck,  den  diese  
 im  ganzen  in  der Lebensweise  und Färbung  sich  ähnlichen  
 Vögel durch ihre Individuenzahl auf denjenigen machen,  der  
 sie immer nur vereinzelt gesehen,  ist wahrhaft überwältigend;  
 ob  aber  die  Behauptung,  dass  es  im  Norden  nicht  weniger  
 Vögel  gibt  als  in der gemässigten Zone  und  dass  sein mangelnder  
 Artenreichthum  durch  vermehrte Individuenzahl ersetzt  
 wird,  nicht  dennoch  unrichtig  ist,  wagen  wir  nicht  
 zu  entscheiden.  Wir  glauben  indessen,  dass  derartige  
 Brüteplätze  um  Island  viel  zu  selten  sind,  als  dass  dadurch  
 die  gesammte  boreale  Ornis  an  Individuenmenge  
 wirklich  bedeutend  gewinnen  könne.  Es  bleibt  dies  eine  
 schwer  zu  beantwortende  Frage,  wie  denn  überhaupt  die  
 Statistik auf dem Gebiete der Zoologie noch ungemein  wenig  
 geleistet  hat. 
 Auf der  Weiterfahrt  von  den Westmännerinseln  um  das  
 Cap  Reykjanes  (Rauchcap,  wegen  vieler  in  der Nähe  dampfenden  
 heissen Quellen)  herum  in  den  schönen  Faxabusen  
 hinein  entfaltete  sich  immer  mehr  und mehr die  nun  etwas  
 flacher  werdende  Küste  Islands.  Wenn  wir  sie  vielleicht  
 schöner  fanden,  als  sie  ist,  wenn  wir  die  Berge  mehr  bewunderten, 
   als  sie  es  verdienen,  so  ist  das  schon  hinlänglich  
 durch  eine sechstägige Seereise  entschuldigt  und  durch  
 das  angenehme  Gefühl,  unsere  lang  gehegten  Hoffnungen  
 ihrer  Verwirklichung  so  nahe  zu  sehen. 
 Wir  erkannten  deutlich  einige  an  der  Küste  liegende  
 Ortschaften,  z.  B.  Stokkseyri  (Stockstrand,  wahrscheinlich  
 wegen  des  Treibholzes),  Eyrarbakki,  Staöir  u.  a. 
 Am Morgen  des  14. Juni,  des  letzten  «Seetages»,  sahen  
 wir  uns  dem  herrlichen  Snsefellsjökull  (Schneeberg)  gegenüber, 
   der  im  Sonnenlicht  magisch glänzte.  Wiewohl  er  fast  
 15  geographische  Meilen  entfernt  lag,  konnten  wir  doch