Spalten und Löcher zu flüchten, jedoch sieht inan es häufiger
im Zwergbirkengehölz, wo es mehr Nahrung findet.
Jedes isländische Lavafeld von bedeutender Grösse hat
einen besondern Namen, z. B. OdäÖa hraun (d. i. Lavafeld
der Missethaten), Hrafntinnu hraun (Rabenstein-, Obsidianlava)
u. v. a.
Die von uns eben zurückgelegte Strecke zwischen Hafnar-
fjöröur und Krisuvik wird Bruni, d. i. das Gebrannte ge-
heissen und ist ein Theil des Ungeheuern Lavagebiets, das
vom Vulkane Skjaldbreiö' bis zum Cap Reykjanes (Rauchcap)
über die ganze südwestliche Halbinsel Islands sich
ausdehnt und eben dieser grossen Ausdehnung wegen Äl-
menningur (allgemeine oder Allerweltslava) genannt wird.
Wohlthuend war es, als wir, einen steilen Berg erklimmend,
vor uns grünes Wiesenland erblickten, auf dem Pferde grasten.
Die Lava war endlich durchritten und ein neues weit
interessanteres Schauspiel that sich uns auf: überall entstiegen
grosse Dampfwolken' mitten im Grase dem abhängigen
Boden; die Hauptschwefelquellen aber sahen wir noch
nicht, erst als wir nach Westen uns wendend durch eine sehr
steile Schlucht, Ketül (d. i. Kessel) genannt, ritten und
eine kleine eiserne Hütte erreichten, lag der eigentliche
«Höllenpfuhl» in einer Schlucht des Sveifluhals vor uns.
Die Hütte war von einem Engländer, der hier eine Schwefelraffinerie
anzulegen gedachte, aus England mitgebracht worden.
Sie enthält zwei Räume, von denen der eine im
Augenblick mittels Sättel, Reisedecken u. s. w. in ein den
Umständen angemessenes Speise-, Schlaf- und Wohnzimmer
verwandelt wurde, während der andere dem Führer überlassen
blieb. Der Tag hatte sich zwar schon geneigt, als
wir «dinirten», es blieb aber die ganze Nacht hell; um
10 Uhr noch photographirten wir die Springquellen und bis
gegen 2 Uhr wurden von einigen Herren unserer Gesellschaft
Schneehühner, Schnepfen, Brachvögel und Regenpfeifer
gejagt, die hier alle häufig sind (Lagopus islan-
dorum, Scölop. gallinago, Numen. phaeopus, Gh. plu-
vialis).
Bevor wir nun zur speciellen Beschreibung der Schwefelquellen
Krisuviks übergehen, welche noch im Laufe des
Abends besichtigt wurden, wollen wir erst einige Worte über
die heissen Quellen Islands im allgemeinen vorausschicken.
Die Isländer unterscheiden ihre warmen Quellen in Hverjar,
Laugar und Nämur. Die Hverjar (Springquellen) sind
entweder permanente' Springquellen, solche, deren sie-
dendheisses Wasser sich in fortwährendem Aufwallen und
Kochen befindet, oder intermittirende, deren Wasser nur
in bestimmten Perioden ein heftiges Aufwallen wahrnehmen
lässt, während dessen es die Siedhitze erreicht, die
übrige Zeit aber sich im Zustande der Ruhe befindet und
oft um ein Bedeutendes in seiner Temperatur herabsinkt.
Laug (warmes Bad) ist eine Quelle, deren Wasserspiegel
stets ruhig bleibt, nie in einen wallenden, kochenden Zustand
geräth und nie die Siedhitze erlangt. Die Nämur
sind Schlamm- und Schwefelquellen, bei denen ein blaugrauer
Schlamm in fortwährender brodelnder Thätigkeit ist.
Unter Beyhirenälich verstehen die Isländer jede dampfende
heisse Quelle.x)
b Nach Bunsen’s scharfsinnigen Beobachtungen geht die Thätigkeit
der isländischen Fumarolen in einem förmlich chronologischen
Verlaufe vor sich. Der Beginn aller Erscheinungen der Fumarolen-
thätigkeit wird durch das- ausschliessliche Auftreten der schwefligen
Säure bezeichnet; dafür geben die Fumarolenfelder an den Kratern
des Hekla, welche, er kurz nach der Eruption im Jahre 1845 besuchte,
ein Beispiel ab, wo weder durch den Geruch, noch durch Reagentien die
geringste Spur von Schwefelwasserstoff sich nachweisen liess, während
neben den reichlichen Schwefelsublimationen die Gegenwart der
schwefligen Säure schon in weiten Entfernungen durch den Geruch
unzweifelhaft zu erkennen war. Als zweite Phase der Fumarolen-
thätigkeit, in welcher sich die Solfataren von Krisuvik und Reykjahliö