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 Ausflüge  in  die  Umgebung  von  Keykjavik. 
 Akurey.  Viò'ey.  Reykir.  Der  Lachsfluss.  Die  Schwefelberge  bei 
 Krisuvik. 
 Während  unsers  ersten Aufenthalts  in Reykjavik machten  
 wir  mehrere  Ausflüge  in  die  umliegende  Gegend.  Der  
 erste war eine Nachenfahrt nach Akurey  (Ackerinsel,  wegen  
 der  daselbst  angestellten  Versuche  Getreide  anzubaüen),  
 welches  nordwestlich  von Reykjavik  liegt.  Eine  einstündige  
 Fahrt  in  einem jener grossen grob gezimmerten isländischen  
 Fischerkähne,  deren  viele  auf  dem  Strande  liegen,  brachte  
 uns  an  die  felsige Küste  des Eilandes.  Schon  auf der Hinfahrt  
 hatte  uns  die  ausserordentliche  Menge  von  Seepapa-  
 gaien  (Mormon  fratercula),. die  scharenweise  an  uns  vorüberflogen, 
   in  Erstaunen  gesetzt.  Jetzt  aber,  als  wir  landeten, 
   kannte  dasselbe  keine  Grenzen.  Von  dem  die Insel  
 unmittelbar  umgebenden  Meere  war  kaum  noch  etwas  zu  
 sehen,  so  wurde  dasselbe  von  diesen  Vögeln  bedeckt  und  
 ebenso  die  Felsen  und  das  Gras  der  Insel  selbst.  Der  
 Rasen  war  überall  vollständig  durchlöchert,  durchgraben  
 und  in  Kammern  getheilt.  Diese  unterirdischen  Kammern  
 sind  die  Nester  der  Vögel,  in  die  sie  ein  schneeweisses  
 Ei  zu  legen  pflegen,  welches  aber  von  dem  es  umgebenden  
 gelben  thonigen  Erdreich  sehr  bald  eine  gelbbraune  Farbe 
 annimmt.  Es  ist  nicht ganz leicht,  sich  diese  Eier  zu  verschaffen, 
   indem eine Armeslänge  kaum ausreicht,  um bis an  
 das Ende des Loches zu gelangen,  wo überdies das  brütende  
 Thier  mit  seinen  Krallen  und  seinem  harten  Schnabel  dem  
 Eindringling  nicht  unempfindliche  Schmerzen  verursacht. 
 Ausserdem  ist  es  streng verboten,  Eier,  Junge  oder alte  
 Vögel  zu  ergreifen,  zu  fangen  oder  zu  tödten,  da  sowohl  
 die  Eier  als  auch  die  fetten jungen Vögel  (eingemacht)  im  
 Winter  den  Isländern  eine  sehr  schmackhafte  Speise  sind.  
 Trotzdem  glückte  es  uns  einige  brütende Weibchen  zu  fangen  
 und  ein  halbes Dutzend Eier  zu  sammeln.  Der  wissenschaftliche  
 Zweck  musste  die  Wilddieberei  entschuldigen.  
 Die  gefangenen  Vögel  konnten  wir  selbst  mit  der  grössten  
 Anstrengung  nicht  vom  Leben  zum  Tode  bringen.  Sie  
 sind  ungemein  lebenszäh.  Mehrere  Stiche  in  das  Hinterhauptloch  
 fruchteten  nichts,  ebenso  wenig  gewaltsames  
 Zusammenpressen  der  Lungen.  Immer  wieder  hörte  man  
 von  Zeit  zu  Zeit  das  eigenthümliche  Knurren,  das  auf  
 Leben  deutete.  Dieses  Knurren  klingt  fast  unheimlich,  
 wenn  man  über  den  mit  Gras  bewachsenen  Theil  der  
 Insel  geht  und  unter  den  Füssen  fortwährend  den  sonderbaren  
 Laut  hören  muss.  Dieser  und  der  rothe  Schnabel  
 haben  dem  Vogel  seinen  dänischen  Namen  (S0papeg0ie)  
 gegeben.  Uebrigens heisst  er  isländisch  lundi,  wonach  die  
 benachbarte  Insel  Lundey  ihren  Namen  hat  und  wegen  
 seines einer Bischofsmütze ähnelnden Schnabels auch prestur,•  
 wie  in  Cornwall  priest  und  im  übrigen  England  pope.  
 Auf  der  Rückfahrt  nach  Reykjavik  wurden  mehrere  Seevögel  
 geschossen  und  der  erste  Seehund  (Phoca  vitulina)  
 beobachtet. 
 Eine  andere  Excursion  ward  nach  ViÖey  (d.  h.  Nebeninsel) 
   unternommen,  dem  seit  Jahren  bekannten  Brüteplatze  
 der  für  die Isländer  so  nützlichen Eiderente  (Soma-  
 teria  mollissima,  isländisch  cedar,  ceÖarfugl).  Ein  Segel