IV.
Ausflüge in die Umgebung von Keykjavik.
Akurey. Viò'ey. Reykir. Der Lachsfluss. Die Schwefelberge bei
Krisuvik.
Während unsers ersten Aufenthalts in Reykjavik machten
wir mehrere Ausflüge in die umliegende Gegend. Der
erste war eine Nachenfahrt nach Akurey (Ackerinsel, wegen
der daselbst angestellten Versuche Getreide anzubaüen),
welches nordwestlich von Reykjavik liegt. Eine einstündige
Fahrt in einem jener grossen grob gezimmerten isländischen
Fischerkähne, deren viele auf dem Strande liegen, brachte
uns an die felsige Küste des Eilandes. Schon auf der Hinfahrt
hatte uns die ausserordentliche Menge von Seepapa-
gaien (Mormon fratercula),. die scharenweise an uns vorüberflogen,
in Erstaunen gesetzt. Jetzt aber, als wir landeten,
kannte dasselbe keine Grenzen. Von dem die Insel
unmittelbar umgebenden Meere war kaum noch etwas zu
sehen, so wurde dasselbe von diesen Vögeln bedeckt und
ebenso die Felsen und das Gras der Insel selbst. Der
Rasen war überall vollständig durchlöchert, durchgraben
und in Kammern getheilt. Diese unterirdischen Kammern
sind die Nester der Vögel, in die sie ein schneeweisses
Ei zu legen pflegen, welches aber von dem es umgebenden
gelben thonigen Erdreich sehr bald eine gelbbraune Farbe
annimmt. Es ist nicht ganz leicht, sich diese Eier zu verschaffen,
indem eine Armeslänge kaum ausreicht, um bis an
das Ende des Loches zu gelangen, wo überdies das brütende
Thier mit seinen Krallen und seinem harten Schnabel dem
Eindringling nicht unempfindliche Schmerzen verursacht.
Ausserdem ist es streng verboten, Eier, Junge oder alte
Vögel zu ergreifen, zu fangen oder zu tödten, da sowohl
die Eier als auch die fetten jungen Vögel (eingemacht) im
Winter den Isländern eine sehr schmackhafte Speise sind.
Trotzdem glückte es uns einige brütende Weibchen zu fangen
und ein halbes Dutzend Eier zu sammeln. Der wissenschaftliche
Zweck musste die Wilddieberei entschuldigen.
Die gefangenen Vögel konnten wir selbst mit der grössten
Anstrengung nicht vom Leben zum Tode bringen. Sie
sind ungemein lebenszäh. Mehrere Stiche in das Hinterhauptloch
fruchteten nichts, ebenso wenig gewaltsames
Zusammenpressen der Lungen. Immer wieder hörte man
von Zeit zu Zeit das eigenthümliche Knurren, das auf
Leben deutete. Dieses Knurren klingt fast unheimlich,
wenn man über den mit Gras bewachsenen Theil der
Insel geht und unter den Füssen fortwährend den sonderbaren
Laut hören muss. Dieser und der rothe Schnabel
haben dem Vogel seinen dänischen Namen (S0papeg0ie)
gegeben. Uebrigens heisst er isländisch lundi, wonach die
benachbarte Insel Lundey ihren Namen hat und wegen
seines einer Bischofsmütze ähnelnden Schnabels auch prestur,•
wie in Cornwall priest und im übrigen England pope.
Auf der Rückfahrt nach Reykjavik wurden mehrere Seevögel
geschossen und der erste Seehund (Phoca vitulina)
beobachtet.
Eine andere Excursion ward nach ViÖey (d. h. Nebeninsel)
unternommen, dem seit Jahren bekannten Brüteplatze
der für die Isländer so nützlichen Eiderente (Soma-
teria mollissima, isländisch cedar, ceÖarfugl). Ein Segel