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 ändern;  alle  waren  vollkommen  ruhig,  wir  traten  aber  mit  
 einem  Gefühl  an  ihre Ränder  hinan,  mit welchem man  sich  
 dem  verderbendrohenden  Krater  eines  schlummernden Vulkans  
 nähert. 
 Der  grosse  GeysirJ)  hat  sich  aus  kieseligen  Tuffen  
 und  Sintern  einen  flachgewölbten  Kegel  von  hellaschgrauer  
 Farbe  aufgebaut;  die  Höhe  dieses  Kegels  beträgt  30  Fuss  
 über  der  Thalfläche  und  der  Durchmesser  etwas  weniger  
 als  200  Fuss;  seine  Böschung  ist  sehr  flach,  da  
 er  gegen  Osten  und  Norden  sich  nur  mit  9—10°,  gegen  
 Westen  und  Süden  aber  kaum  mit  7°  abdacht.  Dieser  
 Kegel  ist  gerade  wie  ein  Vulkan  gebildet,  indem  auf  
 dem  Gipfel  sich  ein  fast  kreisrundes,  kesselartiges  Becken  
 einsenkt,  dessen  innerer  Abfall  ebenfalls  ziemlich  flach  
 geneigt  ist.  In  dem  tiefsten  Punkte  in  der  Mitte  dieses  
 Bassins  ist  das  eigentlich  trichterartige  Rohr  der  Quelle,  
 75%  Fuss  senkrecht  hinabsteigend,  angesetzt.  Das Bassin  
 misst  an  seinem  obern  Rande  58  Fuss  im  Durchmesser  
 und  besitzt  in  der  Mitte  eine  Tiefe  von  6 — 7  Fuss.  
 Das  Quellenrohr  hat  bei  seiner  Ausmündung  in  das  flache  
 Becken  einen  Durchmesser  von  ungefähr  12  Fuss,  nach  
 unten  zu  verengt  es  sich  aber  noch  um  einige  Fuss.  Die  
 Innenseite  des  Beckens,  mit  Kieselinkrustationen  bekleidet,  
 biötet  eine  weissliche  Oberfläche  dar;  die  tiefsten  Stellen  
 desselben,  sowie  der  hinuntersteigende  rohrartige  Kanal  
 selbst,  dessen  Wandungen  in  fortwährender Berührung  mit  
 dem  Quellenwasser  bleiben,  werden  durch  die  Reibung  so  
 glatt  erhalten,  dass  sie  wie  polirt  erscheinen.  Wir  fanden  
 das  Becken  mit  krystallhellem,  bläulichgrünem Wasser  angefüllt, 
   welches  zwar  eine  Temperatur  von  98°  C.  besass, 
 ’)  Der  Name  Geysir  stammt  von  dem  Worte  aö  geysa,  heftig  
 hervorbrechen,  nicht  von  aö  gjösa. 
 aber  vollkommen  ruhig  und  spiegelglatt  dalag  und  von  so  
 wunderbarer  Durchsichtigkeit  war,  dass  wir  den  ganzen  
 innern  Bau  des  Apparats  und  die  zartesten  blumenkohlartigen  
 Gebilde  an  den  feinen  Krusten  erkennen  konnten,  
 welche  den  innern  Abhang  des Beckens  bedecken.  An  der  
 südöstlichen  Böschung  des  Kegels  befinden  sich  drei  kleine  
 Einschnitte,  die  Abflussrinnen  für  das  Wasser,  welches,  
 der  äussern  Neigung  folgend,  langsam  herabrieselt. 
 Unter  den  zahlreichen  in  der Nähe befindlichen  Quellen  
 erregt  diejenige,  welche  Strokkur1)  (Butterfass)  heisst,  
 besonderes  Interesse;  diese  Quelle,  deren Namen  man  meistens  
 mit  dem Geysir  aufgeführt  findet,  liegt-kaum hundert  
 Schritte  von  letzterm  entfernt;  ihr  äusseres  Ansehen  ist  
 aber  von  jenem  sehr  verschieden.  Sie  hat  sich  an  ihrer  
 Mündung  keinen  hohen  Eruptionskegel  von  Kieseltuff mit  
 kesselartigem  Bassin  aufgebaut  wie  der  grosse Geysir,  sondern  
 ihre Oeffnung  ist  nur  von  einem wulstförmigen,  kaum  
 4  Zoll  hohen  Rande  umsäumt,  welcher  aus  einem  braunen  
 festen  Sinter  besteht.  Unmittelbar  von der Oberfläche senkt  
 sich  die  Röhre  hinab.  An  der  Mündung  hat  dieser  Kanal  
 einen Durchmesser  von 7% Fuss,  in einer Tiefe von 26 Fuss  
 aber  verengt  sich  derselbe  so  sehr,  dass  er  nur  noch  eine  
 Breite  von  1  Fuss  besitzt.  Das  Wasser  steht  gewöhnlich  
 10—13  Fuss  unterhalb  der  Oberfläche  und  ist  fortwährend  
 in  starkem  Wallen  und  Aufkochen  begriffen,  ohne  dabei  
 höher  aufzusteigen  oder  tiefer  hinabzusinken. 
 Nachdem  wir  eine  flüchtige  Rundschau  unter  all  den  
 verschiedenen  Kochbrunnen  gehalten,  beschlossen  wir,  uns  
 davon zu überzeugen,  ob man wirklich, was frühere Reisende 
 i)  Gliemann  schreibt  («Geographische Beschreibung  von Island»,  
 Altona  1824,  S.  56)  fälschlich  Stroh  statt  StroTckur  und  behauptet,  
 dies  bedeute  Kern;  er  hat  offenbar  das  dänische  kjarne  (Butterfass)  
 mit  kjerne  (Kern)  verwechselt.  Strok  ist  kein  Wort. 
 Isla n d .