Anzeichen eines Menschen zu erblicken; auch eine erhebende
Sonntagsfeier im Anstaunen der grossartigsten, gewaltigsten
Kraftäusserungen der Natur.
Während die meisten südeuropäischen und viele der
amerikanischen Vulkane sich durch ein amphitheatralisches
wallförmiges Ringgebirge, den sogenannten Erhebungskrater
auszeichnen, fehlt dieses, wie es Sartorius von Waltershausen
bemerkt, hei den isländischen Vulkanen fast gänzlich.
Bei jenen Centralvulkanen hat sich die vulkanische
Thätigkeit, wie es dpr Name ausdrückt, an einen bestimmten
Mittelpunkt gebunden, bei diesen in viele parallel-
laufende Längenspalten aufgelöst, auf welchen oft in sehr
grösser Anzahl die verschiedenen Krater wie tiefe Kessel
in einer Reihe liegen. Die gewöhnlichste Richtung der
Spalten scheint die nordöstliche zu sein. Zwei von den Kratern
des Leirhnükur zeigen deutlich auf ihrem Umkreise
zwei einander gegenüberliegende hornförmige Spitzen, welche
ziemlich hoch über den Kratersaum sich erheben; ihre
Verbindungslinie trifft ebenfalls mit jener östlichen Richtung
der vulkanischen Spalten zusammen. Dieselben Hörner trägt
auch die Riesengestalt des Snsefellsjökull von Reykjavik aus
gesehen.
Von der Höhe des Tuffkegels hat man die ausgedehnteste
Fernsicht; die Lava- und Aschenfelder, welche den
Fuss des Bergs weithin umgeben, sind unglaublich wüst
und öde und gleichen einem wilden, aufgeregten dunkelschwarzen
Meere. Im Osten sahen wir den Rücken der
Krafla, im Nordnordwesten die langen, oben flachen, zu beiden
Seiten steil abstürzenden Gaesadalsfjöll (2809 Fuss hoch),
südwestlich den Hliöarfjall (2404 Fuss hoch), südöstlich entfernt
den Bläfjall. Der Tuff kegel zeigt auf der Ostseite mehrere
Fumarolen, das einzige Zeichen jetziger vulkanischer
Thätigkeit. Ganz in der unmittelbaren Nähe dieser Dampf-
exhalationen ist ein kleiner Teich mit grasgrünem Wasser
von nur 51° Fahrenheit Wärme, welches auffallenderweise
gar nicht nach Schwefelwasserstoff schmeckt.
Vom Leirhnükur, an dessen Fusse wir ein höchst frugales
Mittagsmahl einnahmen, ging es über ausgedehnte Aschenstrecken
und Heideland mit Lavablöcken bedeckt, zur Krafla.
Am nordwestlichen Fusse derselben führte uns Jönsson an
einen kleinen See. Wir erblickten plötzlich einen jähen Abgrund
zu unsern Füssen und in einer Tiefe von 80 Fuss ein
kreisförmiges, malachitgrünes Gewässer mit spiegelglatter
Oberfläche, wunderschön anzuschauen. Es heisst dieser
Ort Viti, das ist Hölle, weil hier ein durch Fumarolen-
thätigkeit eingestürzter Abgrund gähnte, in welchem sich
vormals ein Schlammpfuhl befand; aus seiner Mitte stieg
eine in Rauch eingehüllte Schlammsäule unter donnerndem
Gebrüll in die Luft, sodass, wie Henderson sagt, welcher
diesen Platz noch im Jahre 1814 besuchte, dieses
schreckenvolle Schauspiel in der Seele des Beschauers die
stärksten Empfindungen des Widerwillens und Abscheues
hervorrief. Jetzt passt freilich dieser Name wenig mehr, da
der klare grüne Seespiegel, welcher den ehemaligen Höllenschlund
ausfüllt, einen mehr idyllischen als infernalischen
Anblick gewährt. Dagegen scheinen die Fumarolen, welche
beim Besuche von Sartorius von Waltershausen im Jahre
1846 gänzlich erstorben waren, wieder im Auf leben begriffen
zu sein, wenigstens gewahrten wir am südwestlichen und
nördlichen Fusse der Krafla starke Dampfentwickelung mit
den in Island gewöhnlichen Zersetzungsproducten.
In der Nähe des Viti waren wir auch so glücklich, in
den zerstreut umherliegenden Blöcken, die mit dem Namen
Krablit bezeichnete, noch sehr wenig bekannte Mi-
neralspecies in solcher Quantität anzutreffen, dass alle
Museen der Welt damit hätten versorgt -werden können,
schade, dass wir jeder nur ein halbes Dutzend grösser
Stücke mitnehmen konnten. Wir ritten nun um die