für 'Ross und Reiter glücklich ab und das kalte Bad schadete
niemand. Nachdem auch die eine kleine Stunde
breite Ebene durchritten war, befanden wir un§ um halb
5 Uhr morgens in dem langersehnten, vielgenannten Kal-
manstünga, einem Grasplatz mit einigen elenden Bauerhütten
darauf. Zwanzig Stunden lang hatten wir mit einer
nur sehr kleinen Unterbrechung im Sattel gesessen, hatten
die letzten zwölf Stunden kein Gras, geschweige denn ein
lebendes Wesen angetroffen, hatten, getrennt von den Führern
und Packpferden in einer schrecklichen Einöde uns
verirrt, hatten den Geitlandsjökull erstiegen und schliesslich
die Hvitä gekreuzt. Das alles war höchst anstrengend
und ermüdend gewesen, der Hunger aber überwand den
Schlaf, und das einfache Abendessen, vielmehr Frühstück,
mundete uns ganz vortrefflich. Es bestand aus Schwarzbrot
und Milch aus der Hütte und Schiffszwieback mit eingemachtem
Fleisch aus unserm Yorrath. Gleich nach dem
frugalen Mahl bemächtigte sich unser der Schlaf, dem wir
neun volle Stunden lang uns hingahen. So ward der Sonntag
des 24. Juni 1860 in Kalmanstünga gefeiert!
V I.
Beschreibung der Snrtshellir.
Um 7 Uhr am folgenden Morgen brachen wir von Kalmanstünga
auf, um einen Ausflug nach der kaum zwei
Stunden entfernten, in ganz Island noch immer verrufenen
Surtshellir x) , der schwarzen oder Teufelshöhle zu machen,
die zu den grössten Merkwürdigkeiten der Insel gehört.
Der Weg dorthin führt zuerst auf einen ziemlich steilen
südwestlichen Ausläufer des Strütur, geht dann eine Strecke
auf dem Gebirgsrücken weiter bergan, bis man auf der
Höhe angelangt ein ungeheueres Lavafeld vor sich sieht,
im Norden von dem reissenden Norölingafljöt und der seereichen
Arnavatnsheiöi, im Süden vom Geitlandsjökull und
im Osten vom Eyriksjökull umschlossen. Im Westen verliert
sich dieses Lavafeld in unabsehbare Ferne, nur ein
Theil wird vom Strütur im Südwesten abgegrenzt. Wir ritten
den Berg hinab, ohne eine Ahnung zu haben, in welcher
Gegend der endlosen Lavawüste der Eingang zur
Surtshellir liege, und kamen an das linke Ufer des Noröi)
Surtshellir bedeutet schwarze Höhle; sortur heisst schwarz. In
der Sturlünga saga wird sie (1.5, cap. 46) hellirin sortur (schwarze
Höhle) genannt. In ihr hauste vor Zeiten der Kiese Surtur, der schwarze
Fürst des Feuers, der Allgefürchtete. Vgl. Rolmverja saga, c. 32.