Yoa Melstaöir nach Bölstaöarhliö über Hnausar.
Der pöreyjargnüpur.
Melstaöir J) liegt sehr schön auf der Höhe eines in das
Thal der Miöfjaröarä sich sanft abdachenclen Hügels. Alles
Land umher ist mit dem frischesten Grün bekleidet und man
fühlt sich auf Augenblicke wie nach Deutschland oder England
versetzt, wenn man die üppigen Wiesen, die vielen Kühe
und Schafe betrachtet, welche von einem muntern Knaben
mit Hülfe von stets bellenden Hunden zur Molke getrieben
werden. Andererseits mahnt uns der gänzliche Mangel jedes
baumähnlichen Gewächses und der Anblick des Hauses, das
■ wir betreten, an den hohen Norden; aber hier tritt er in
seiner angenehmsten Form auf. Die Hunavatnsyssel, in
deren Nordwestecke Melstaöir gelegen ist, gehört zu den
schönsten, einträglichsten und bewohntesten des ganzen Landes.
Die Fischereien sind wohl die, ergiebigsten Islands,
a) Melstaöir heisst runisch T t r p A , melur; das ist der Name
für Elymus arenarius, "welches heute noch wie Korn benutzt und
mitunter in Island angebaut wird; so kann man Melstaöir mit Kornstadt
oder Mehlstadt übersetzen, denn melur heisst auch Mehl. Das
Gebäude, welches mit seinen Anhängseln und einer Kirche den Ort
bildet, ist sehr alt.
das Vieh ist nirgends besser mit Futter versorgt als hier,
und nirgends fanden wir die Wohnungen der Menschen so
ordentlich, geräumig und wohnlich eingerichtet, em o en
barer Beweis für die Wohlhabenheit der Bevölkerung. Vor
allen zeichnet sich aus das Haus des Propstes Guömundur ^
Yigfüsson, welcher uns gastlich aufnahm und sogar em Gemach
zum Schlafen anwies'; eine angenehme Abwechselung,
denn fortwährend die Nächte unter dem Zelte zuzubringen,
wurde auf die Dauer etwas angreifend. Die geschäftige
Hausfrau beschränkte sich indess nicht darauf, die Stube
für uns einzurichten: sie bereitete uns ein Abendessen,
das unsere Erwartungen weit übertraf. Eine Biesenschussel
des schönsten Lachses, frisch' gefangen aus der am Fusse
des Hügels hinströmenden Miöfj aröarä, und köstlicher Eierkuchen
wurden aufgetischt und hernach Kaffee von einem
unbeschreiblichen Aroma in vergoldeten Porzellantassen mit
weissem Zucker servirt. Sonst ist der Zucker m Islan
meistens Candiszucker. Mit welchem Hochgenuss diese einfachen
Dinge von uns verzehrt wurden, das weiss nur der,
welcher vierzehn Tage fast ausschliesslich von eingemachtem
Kindfleisch und Schiffszwieback gelebt hat und selbst damit
nicht allzu verschwenderisch umgehen durfte.
Wie es kommt, dass in Island der Kaffee von einem so
vorzüglichen Aroma, einer solchen Stärke und Feinheit ist,
wie man ihn in den meisten Hauptstädten Europas kaum
'findet, ist wahrscheinlich dem Umstande zuzuschreiben,
dass er direct von den dänischen Besitzungen in Westindien
unverfälscht nach Island gebracht wird. Man sollte
sagen,, dass dabei viel auf die Art der Zubereitung ankäme;
diese ist aber in Island die einfachste, die es gibt.
In die Deckelöffnung eines Kessels wird ein grobleinener
Sack so befestigt, dass sein Ende den Boden berührt. In
diesen Sack wird der von den Isländerinnen gemahlene
Kaffee geschüttet, dann Wasser darüber gegossen und der