gen von Strümpfen, welche seine Familie im verflossenen
Winter und Frühjahr gestrickt hatte, nach dem Hafenorte
Hüsavik (Häuserbucht), von wo sie nach Dänemark verschilft
werden sollten; sie sind aus Schafwolle verfertigt und
wir kauften einige Paare davon, die uns im Verlauf unserer
Reise sehr zu statten kamen, da sie, bis weit über die
Knie reichend, fast wasserdicht sind. Der Preis ist ausnehmend
billig, das Paar kostet nur 8 Sgr.
Als wir uns am folgenden Morgen von unserm Lager
erhoben, hatte die Heftigkeit des Windes etwas nachgelassen
und wir beschlossen sogleich, heute den Solfataren und Mak-
kaluben an dem nahegelegenen Nämafjall einen Tag- zu
widmen. Vorerst wurde ein aus Lammfleisch bestehendes
Frühstück eingenommen, welches eine der Töchter des
Hauses, um die Fremdlinge zu ehren, nach Anleitung eines
in Akureyri im Jahre 1858 erschienenen isländischen Kochbuchs
auf besondere Weise bereitet hatte.
Die gelbrothen Schwefelberge sind schon aus weiter
Ferne sichtbar; unser Weg führte zuerst über Wiesen
in östlicher Richtung, dann über vulkanischen Sand;
links lag die majestätische steile Bergpyramide des HK-
öarfjall. Bald kamen wir durch Lava, welche sich über
den Sand und Tuff ergossen hat und in den merkwürdigsten
und wildesten Formen mit grotesken Zacken
und Spitzen erstarrt ist; grosse Platten sind aufgerichtet
und übereinander gewälzt und bilden seltsam geformte
Höhlen. Nach Verlauf einer Stunde waren wir an dem
Fusse des Höhenzugs der Solfataren angelangt; das Pa-
lagonittuffgebirge, welches diese Bergkette zusammensetzt,
ist durch die Einwirkung der säuern Dämpfe-im höchsten
Grade zu Thon zersetzt und mit Schwefel durchzogen (vgl.
S. 70). Kleine Hügel aus gelbem und rothem Thon und
halbzersetztem Tuff gebildet und theilweise mit mehligen
Schwefelrinden überzogen, zeigen an ihrer Spitze eine heftige
Dampfentwickelung. Der ganze Höhenzug ist in mehrere
Spalten zerrissen und aus den zerborstenen Felswänden
dringen heisses Wasser und Weiche Dampfstrahlen mit Sausen
und Zischen, oft sogar mit dröhnendem Brüllen und
Sfchnaufen hervor. Kochende Quellen springen allerwärts
aus dem Boden und verwandeln den weichen Thon in
einen bodenlosen Morast. Um zu dien Makkaluben oder
Schlammvulkanen zu gelangen, welche auf der östlichen
Seite des Höhenzugs liegen, gingen wir einem darin ein-
geschnittenen hochgelegenen Thale nach; wo sich dasselbe
auseinander thut, eröffnete sich uns ein überaus merkwürdiger
Anblick. Wir standen am Rande einer dürren Lava-
ebene; im Vordergründe eine Reihe ¡grösser kraterartiger
Vertiefungen im Erdboden, eingehüllt in unermessliche Säulen
eines dichten Dampfes; im Hintergründe links die
starren Lavaströme des Leirhnukur und der Rücken des
Krafla, rechts der Bläfell, Büriell und andere in unbekannte
Wildniss sich verlierende Berge, die nie eines Menschen
Fuss betrat, ihre fernen Häupter mit schwarzblauen
Wolken umgeben, welche dieser ganzen Landschaft einen
unendlich düstern und öden Charakter verleihen, den einer
traurigen unheimlichen Wildniss.
Voller Erwartung eilten wir auf die Dampfwölken zu,
wurden aber bald genöthigt, unsere Eile zu mässigen,
denn je näher wir kamen, desto unsicherer und verdächtiger
wurde der ringsum dampfende Erdboden. Der
Tuff, der vulkanische Sand und die basaltischen Lavaströme
sind ebenfalls in weichen Thonschlamm verändert
worden. 'Die dünne, von sublimirtem Schwefel gelblich
gefärbte Kruste, welche ihn überzieht, bricht leicht unter
den Füssen, sodass wir, um nicht zu versinken, langsam
Sehritt für Schntt auf den einen Fuss uns stützend,
mit dem ändern die Haltbarkeit der folgenden Stelle prüfen
mussten. Schon von fern hatten wir das entsetzliche