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   den  wir  bei  uns  hatten,  und manches  andere musste  
 bis  zur  Abreise  nach Island unter Verschluss  (in  bond)  ge-  
 than  werden,  was  sehr umständlich  war.  Erst nach einigen  
 Stunden  brachte  uns  ein  Omnibus  nach  dem  eine  halbe  
 Stunde  entfernten  Edinburgh. 
 Edinburgh  ist  eine  der  prachtvollsten  Städte  Europas  
 und  trägt  mit  Recht  den  stolzen  Namen  «Königin des Nordens 
 »  (Queen  of  the  North).  Die  Lage  ist  ausnehmend  
 schön  und  die Aussicht von dem Monument Nelson’s  auf der  
 Höhe  des  am Ende  der  Prince’s-Street sich erhebenden Cal-  
 ton-Hill  zauberhaft;  man  übersieht nicht  nur die ganze Alt-  
 und  Neustadt,  sondern  auch  den  herrlichen  Frith  of Forth  
 mit  vielen  Inseln,  das  Meer  mit  den  verschiedenen  Hafenplätzen, 
  sowie den Felsen Arthurs-Seat,  jenseit des Frith die  
 Gebirge  von  Fifeshire  und  weiter  nördlich  die  Grampians,  
 südlich  dagegen  die  schön  geformten  Pentland-  und  Lam-  
 mermoor-Berge, alles zusammen ein wundervolles Bild, wenn  
 auch  die  vielen  Plakate,  in  denen  mit  grossen  Buchstaben  
 pomphaft  angezeigt  wird,  diese  Aussicht  sei  die  schönste  
 Europas,  selbst Neapel  nicht  ausgenommen,  etwas übertrieben  
 sind.  Das  neapolitanische  Camaldoli  ist  unendlich  
 schöner. 
 Ausgedehnter  noch  ist  die  Rundsicht  von  der  820  Fuss  
 hohen  Doleritkuppe  Arthurs-Seat*),  an  dessen  Fusse  das 
 b  Die  Entstehung  des  Arthurs-Seat  fällt  in  zwei  verschiedene  
 Epochen;  der  westliche Theil  desselben  ist  aus den untersten Schichten  
 gebildet;  diese  altem  Gesteine  gehören  dem  untern  Steinkohlengebirge  
 an,  auf  welchem  auch  die  Stadt Edinburgh  steht,  und  fallen  
 mit  circa  20 0  nach Osten  ein.  Sie  bestehen aus weissen,  rothen oder  
 grünlich  gefärbten  Sandsteinen  und  einzelnen  Kalksteinbänken,  zwischen  
 denen  sich  Lager  von  Melaphyr  eingeschaltet  finden,  welche  
 die  ober -  und  unterwärts  liegenden Schichten gefrittet und theilweise  
 dislocirt  haben.  Die Höhe  dieses westlichen Theils,  ein mauerähnlich 
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 uralte  Residenzschloss  der  schottischen  Könige,  Holyrood,  
 seine  dunkeln epheuumwachsenen Gemäuer  erhebt;  daneben  
 die  zerfallene  Kapelle,  in  der  vor dreihundert Jahren Maria  
 Stuart  ihrem  schwachen  und nichtswürdigen Vetter Darnley  
 angetraut  wurde.  Noch  zeigt man im Schlosse Blut,  das  bei  
 dem  Morde  ihres  Geheimsecretärs  Rizzio  vergossen  wurde. 
 An  historisch  merkwürdigen  Gebäuden  ist  Edinburgh  
 überhaupt  sehr  reich,  und  es  gibt  vielleicht keine Stadt der  
 Welt,  die  mehr  öffentliche  Denkmäler  grösser  Männer  besitzt; 
   namentlich  ist  das  im  reichsten  gothischen  Stil  zu  
 Ehren  Sir  Walter Scott’s  erbaute Monument  hervorzuheben.  
 Man  geniesst  von der Höhe  desselben eine zwar beschränkte,  
 aber  eine  sehr  interessante  Aussicht  über  den  schönsten 
 ortlaufender Grat  ( Salisbury  Craigs  genannt)  wird  durch ein solches  
 aufgerichtetes  Melaphyrlager  gebildet. 
 Der  östliche  Theil  des  Arthurs-Seat,  von  dem  westlichen  durch  
 das  tiefe  Thal  Hunters-Bog  getrennt,  zeigt  die  weitere  Reihenfolge  
 der  Gesteinsglieder.  An  seinem  Fusse  trifft  man  auf  eine  Anzahl  
 übereinander liegender Melaphyrbänkej  welche mit  grösser  Regelmäs-  
 sigkeit  sich  dem Streichen  und  Einfallen  der  darunterliegenden  sedimentären  
 Gebirge  anschliessen.  Die  jüngern  Gesteine  des  Arthurs-  
 Seat  gehören  einer  viel  spätem  Epoche  an,  denn  sie  ruhen  mit  
 horizontaler  Schichtung  auf  den  aufgerichteten  Schichtenköpfen  der  
 untern  Ablagerungen.  Das  unterste  sind  Tuff-  und  Conglomerat-  
 massen,  welche  den  mittlern  und obern Abhang  des  südlichen Hügelthals  
 ausmachen;  letztere  bestehen  aus  den Fragmenten fast aller Gesteine, 
   welche  die  ältere  untere  Hälfte  des  Berges  bilden.  Darüber  
 liegt,  die  höchste  Spitze  des  Arthurs-Seat  ausmachend,  eine  grosse  
 Doleritmasse,  theilweise  in  horizontale  Bänke,  theilweise  in  verti-  
 cale  Säulen  abgesondert;  Labradore,  Augite  und  grünlichgelbe  Olivinkörnchen  
 lassen  sich  darin  erkennen;  am  westlichen Theile  dieser  
 Masse  gewahrt  man,  dass  sie  mit mächtigen  Gängen  in  Verbindung  
 steht,  welche  die  darunterliegenden  Tuffschichten  durchsetzen;  einer  
 von  ihnen  schliesst  eine  grosse Aschenmasse  ein. 
 Der  Calton-Hill  besteht  aus  Melaphyr-  und  Feldspatporphyrschichten  
 mit  eingeschalteten  Tuffbänken.  Die  Gesteinsglieder sollen  
 mit  denen  des Arthurs-Seat  im  Zusammenhang stehen  und durch eine  
 «  grosse  Kluft  verworfen  sein.