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 oder basischen Feldspathe in  den Gesteinen  Vorkommen,  
 zählen  wir  letztere  der  Trachyt-  oder  der  Basaltfamilie  2u. 
 Während  man  früher  den  Trachyt  allgemein  als  eine  
 hauptsächlich  durch  das Auftreten  des  Sanidins  charakteri-  
 sirte  Gebirgsart  betrachtete,  hat Alexander  von  Humboldt  
 im  vierten  Bande  des  «Kosmos»  gezeigt,  dass  diese  Definition  
 viel  zu  eng  begrenzt  sei,  indem  dadurch  die  innige  
 Verkettung  vieler  vulkanischen  Gesteine  auf eine  unfruchtbare  
 Weise zerrissen werde.  Er sagt, dass verschiedene Arten  
 aus  der  Eeldspathgruppe  denselben  zusammensetzen helfen  
 und  dass  es  die  Association  eines  dieser  Feldspathelemente  
 mit  einem  oder  zwei  ändern  ist,  welche  hier  charakteri-  
 sirend  auftritt.  So  gewiss  es  nun  ist,  dass  das Wesen  der  
 Trachytfamilie  nicht  in  dem  Sanidin  allein  beruht,  ebenso  
 gewiss  ist  es  auch,  dass  man  zu  weit  geht,  wenn man  alle  
 Feldspätharten  als  den Trachyt  zusammensetzend annimmt;  
 dass  Gesteine,  welche  Oligoklas  oder  Sanidin  allein  für  
 sich  oder  nebeneinander  vorkommend  enthalten,  der  Tra-  
 chytfamilie  zugezählt  werden,  ist  vollkommen naturgemäss;  
 dagegen  ein  Gemenge  von  Labrador  und  Augit,  wie  es  
 S.  472  mit  dem  Namen  Trachyt  bezeichnet  wird,  gehört  
 offenbar  nicht  hierher,  sondern  ist  ein  der  Basaltfamilie  
 angehörendes  basisches  Gestein;  wenn  irgend  Ordnung  in  
 die  Verwirrung  geschafft  werden  soll,  welche  in  der  Gesteinsbenennung  
 eingerissen  ist,  muss  man  die  kieselsäure-  
 ärmern  Feldspathe  als  Bestandtheile  der  Basaltfamilie  
 festhalten. 
 In der Trachytiamilie  ist für  diejenigen Gesteine,  welche  
 Sanidin,  entweder  allein  oder in Verbindung mit  Oligoklas  
 enthalten,  der  Name  Trachyt  im 'eigentlichen  Sinne  allgemein  
 adoptirt.*  Wenn  wir jene Gesteine -als  reine auffassen,  
 wie  es  in  Island  vielfach  der  Fall  ist,  deren  chemisches 
 Feldspatbbild  also  nicht  durch  das  Vorkommen  von  Hornblende  
 oder  anderer Gemengtheile verdunkelt wird,  so muss  
 der Kieselsäuregehalt des Trachyts alle Mittelstufen zwischen  
 dem  von  jenen  beiden  Mineralien  durchlaufen:  einerseits  
 wird das Maximum des Kieselsäuregehalts 65,2  sein, andererseits  
 wird  er  sich  der Zahl  62,  dem  des  Oligoklas  nähern. 
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 R  ■  -f-  -R j Das  Minimum  des  Sauerstoffquotienten  von —S i-----  der 
 Trachyte in  ihrer  reinsten Form  ist =  0,333; er  nähert sich 
 wachsend  der  Zahl  0,444. 
 Da  mit  dem Oligoklas  stets  ein  natronreicheres  Mineral  
 in  den  Trachyt  zu  dem  Sanidin  eintritt,  dessen  Natronmenge  
 sehr  gering,  so  erlaubt  der  Gehalt  des  Gesteins  an  
 diesem  Stoffe  ebenfalls  einen  Rückschluss  auf  das  Verhält-  
 niss  der  zhsammensetzenden  Feldspathe.  Ob  eigentliche  
 Phonolithe auf Island Vorkommen,  kann nicht mit Bestimmtheit  
 angegeben  werden,  sie  würden  hier  ihre  Stelle  finden. 
 Es gibt aber auf der  ändern Seite zahlreiche  und  gerade  
 in  Island  überaus  entwickelte  Gesteine,  deren  Kieselsäuregehalt  
 den  des  Sanidins  noch  übertrifft,  und  deren  Sauerstoffquotient  
 unter  0,333  herabsinkt;  solche  Gesteine  enthalten  
 freie Kieselsäure  meist  in  der Form  von  Quarz  ausgeschieden. 
   Der  Name  Trachytporphyr,  welcher  dafür  üblich  
 ist,  ist  unglücklich  gewählt,  indem  diese  Gesteine  
 meistens,  z.  B.  in  Island  durchgängig  gar  nicht  den  Habitus  
 besitzen,  den  wir  sonst  mit  dem  Worte  Porphyr  zu  
 bezeichnen  pflegen.  Der  Name  quarzführender  Trachyt  
 würde  das  Wesen  und  Aussehen  desselben  besser  wiedergeben. 
   Für  diese  kieselfaurereichsten  Trachytgesteine  hat  
 in jüngster  Zeit  Ferdinand  von  Richthofen1)  den  Namen 
 i)  ln.  seinen  vortrefflichen  «Studien  aus  den  ungarisch -sieben-  
 bürgischen Trachytgebirgen» («Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt 
 »,  Wien  1860,  XI,  2,  156).