gängig von angenehmem Aeussem, erinnern durch ihr
blondes Haar und ihre blauen Augen an Deutschland. Sie
tragen wie die Bernerinnen, denen sie in der Tracht ähneln,
ein schwarzes Mieder mit kleinen silbernen Ketten. Nur
lässt die Feinheit und Reinheit der Wäsche dieser Töchter
des Nordens gar zu viel zu wünschen übrig.
Was die Beschäftigung der Färinger betrifft, so ist sie
fast ganz auf Fischerei und Schafzucht beschränkt. Au
einer der südlichsten Inseln Süderöe und auf Strömöe wird
etwas Ackerbau getrieben. Die Gerste aber bringt man in
Oefen künstlich zur Reife. x)
Nachdem wir uns so über Thorshavn und seine Bewohner
einen allgemeinen Ueberblick verschafft hatten, unternahmen
wir, die gütige Erlaubniss des Amtmanns Herrn
0. Dahlerup benutzend, einen Jagdausflug in das Innere
von Strömöe. ?,
Wir wanderten in Begleitung eines Eingeborenen mehrere
Stunden lang dem schlängelnden Laufe des Baches folgend,
welcher sich unweit Thorshavn ins Meer ergiesst und
Strömöe (Stromoe) seinen Namen gab. Von jagdbarem WTilde
war trotz aller Anstrengung nichts zu entdecken, als einige
Austernfischer (Haematopus ostrealegus), von den Färingern
passend nach ihrem unangenehmen Geschrei Kjaltur ge-
J) Die Fauna der Färöer bietet wenig Eigenthümliches dar. Es
wurde kurz vor unserer Ankunft eine Cuv'ieria phantapus und eine
Eledone gefangen, welch letztere wahrscheinlich noch unbeschrieben
ist. Ton den färöischen Raben ist im Anhänge die Rede.. Wie Island
haben die Färinseln keine Reptilien und Amphibien. Die Behauptung,
dass auf einer derselben alle Thiere, namentlich die Hunde,
Katzen, Schafe, Kühe, Hühner und Pferde schwarz würden, ist eine
Fabel, die ohne Zweifel dadurch entstand, dass es hier — wo die
Schafzucht nicht so sorgfältig getrieben wird, wie z. B. in England —
fast ebenso viel schwarze als weisse Schafe gibt.
Die Flora hat unsers Wissens keine hier ausschliesslich vorkommenden
Arten aufzuweisen.
nannt, und ein Brachvogel (Numenius phaeopus), der Spögvi
heisDsti.e anstrengende Wanderung durch sumpfige Wiesen,
schmuzige Torfstechereien, auf Bergabhängen mit Ungeheuern
Felsblöcken bedeckt, war zwar, was zoologische Ausbeute
anlangt, wenig ergiebig — denn auch Insekten suchten wir
vergebens, nur eine kleine schwarze Carabide (Patrobus
hyperboreus) und eine Mückenart fanden wir—; aber wir
lernten dadurch das Land einigermassen kennen und mussten
es eins der ödesten nennen,, das je unser Fuss betrat.
Einige Quadratruthen ebener Erde bei Thorshavn sind mit
Rüben bepflanzt oder mit Gerste besäet, sonst ist alles
nackter Basaltfels oder in den Bergschluchten Torfboden.
Kein Baum, kein Strauch unterbricht die ermattende
Einförmigkeit der Gegend. Feierliche Stille herrscht in
den kahlen Bergen und dumpf hallt das Echo unserer
Worte wider, wie die Stimme eines in seiner Ruhe aufgeschreckten
Erdgeistes. Nur der warme Sonnenschein
machte uns die Wanderung erträglich, und der Abend versöhnte
uns vollständig mit dem Tage. Die sonderbar gestalteten
Felseninseln, spärlich bewachsen mit Moos oder
Gras, erglühten in dem schönsten Roth. Das Meer war, als
wir den «Arcturus» erreichten, sehr ruhig, fast glatt. Fern
am Horizont tauchte ein einsames, heimwärts steuerndes
Segel auf, allein die Monotonie der Aussicht unterbrechend.
Die Stimmung an Bord war ausgezeichnet heiter. Wenn
man einmal nach mehrtägiger Fahrt, wieder festen Boden
unter den Füssen gehabt hat und, sei es auch nur auf
kurze Zeit, sein eigener Herr war, was man auf dem
Schiffe nicht ist, dann pflegt schon die blosse Erinnerung
daran die Unannehmlichkeiten einer Seereise zu verdrängen.
So kam es, dass wir dieses dem Naturforscher so wenig
ergiebige Land dennoch mit Bedauern verliessen, als gegen
7 Uhr abends unser Dampfer durch die verschiedenen In