mitunter die Pferde von selbst wieder zu ihnen hin, auch
wenn die Entfernung eine bedeutende war.
Jeder nicht ganz unbemittelte Isländer besitzt zum mindesten
zwei Pferde, und die meisten, alle Pachter wenigstens,
sind Pferdezüchter. Diese unterscheiden Reitpferde (reid-
goti oder reiöhestur) und Lastpferde (äburöarhestur, püls-
hestur oder Mifjahestur).
Bei den Reitpferden gibt es wieder solche, welche ausschliesslich
zum Reiten benutzt und am theuersten bezahlt
werden: sJceiÖhestar (Traber), und solche, welche auch die
Dienste eines Pack- oder Lastpferdes versehen können,
Tddrhestar. Die Preise sind sehr verschieden. Für weniger
als 3 Thlr. bekommt man in Island kein brauchbares Pferd,
aber 5 —15 Thlr. sind keine seltenen Preise. Für das
allerbeste Reitpferd jedoch gibt kein Isländer mehr als 40
Speciesthaler (58 Thlr.).
Diese erstaunlich niedrigen Preise haben in der neuesten
Zeit einige unternehmende englische Pferdehändler nach Island
geführt und es ist bereits eine nicht unbedeutende
Anzahl isländischer Pferde in England und Schottland im-
portirt worden, um in den niedrigen Strecken der Kohlenbergwerke
zur Förderung verwendet zu werden. Zweifelsohne
werden sie mit den noch kleinern Shetland-ponies eine
sehr tüchtige Nachkommenschaft erzeugen, denn beide sind
wohlgebaut und proportionirt, nur ist bei der isländischen
Rasse der Kopf fast durchgängig im Yerhältniss zum übrigen
Körper etwas zu gross. Vielleicht deutet dieses, im
Verein mit den vielen vortrefflichen Eigenschaften des isländischen
Pferdes darauf hin, dass die ursprünglich von
Norwegen nach Island eingeführten Thiere von besonders
edler Rasse waren und erst im Laufe der Zeit infolge des
harten, das Wachsthum hemmenden Klimas an Grösse ab-
nahmen, wobei der Kopf, der von allen Körpertheilen am
wenigsten wächst, auch am wenigsten verkleinert wurde oder
verkümmerte. Da uns indess alle Nachrichten über die
Einführung des Pferdes in Island fehlen, so lassen sich
kaum irgendwie haltbare Vermuthungen darüber aufstellen.
So viel steht nur fest, dass das Pferd in den ältesten schriftlichen
Denkmälern der Insel erwähnt wird, und dass es in
der isländischen Volkssage von jeher eine bedeutende Rolle
gespielt hat und noch spielt.
Es liegt ausserhalb der Grenzen einer Reisebeschreibung
hierauf näher einzugehen, wir setzen daher unsere Excur-
sion nach den Schwefelbergen fort.
Ein einstündiger Ritt brachte uns durch Torfstechereien,
durch öde, steinige Thäler ohne menschliche Wohnungen
nach dem kleinen Hafenorte Hafnarfjöröur (d. i. Meeresbucht).
Er zählt 150 Einwohner in 20—30 Häusern, die
alle in einer Reihe eins neben dem ändern am Strande erbaut
sind und einen recht freundlichen Anblick gewähren.
Der Hafen, in dem zwei dänische Segelschiffe vor Anker
lagen, ist zwar kleiner als der von Reykjavik, aber viel
geschützter als dieser; er wird vornehmlich durch die kleine
Halbinsel Hvaleyri (von hval, Wal, Walfisch) gebildet,
welche eine schmale Landzunge abzweigt.
Auffallend und dem religiösen Charakter der Isländer
wenig entsprechend ist der Umstand, dass Hafnarfjöröur mit
seinen 150 Seelen keine Kirche besitzt und so die Einwohner
gezwungen sind, nach Garöar oder Bessastaöir zu reiten,
um dem öffentlichen Gottesdienste beizuwohnen. Man sagte
uns, das Geld sei die Klippe, an welcher die Baulust der
Frommen scheitere.
Dem Mineralogen interessant ist der Trachytx) von Hafnarfjöröur,
welcher an der Ostseite des Hafens ansteht.
Hafnarfjöröur verlassend kamen wir nach wenigen hundert
Schritten in eine Gegend, die ihrer grossartigen Einx)
Siehe hierüber Anhang A, §. 7.
Island.