Jon eröffnete den Zug, sodann folgten die Packpferde mit
Arni in der Mitte, darauf wir mit Olafur, welcher die Reihe
beschloss; er schärfte uns in seiner gewöhnlichen treuherzigen
Weise ein, ja die Zügel recht kurz zu fassen, den Kopf des
Pferdes hoch zu halten und die Beine gerade in das Wasser
zu strecken, um die Gewalt des Stromes zu brechen und
dem Pferde mehr Halt zu geben. Das Uebersetzen ging
ziemlich gut von statten; die armen Packpferde kämpften
wacker gegen die wirbelnden, gräulich-weissen Wellen an,
welche ihre Schultern und die Packkisten umspülten; bei un-
sern Pferden gingen die Fluten bis über den Sattelknopf; besonders
unangenehm war, dass das Strombett aus sehr schlüpfrigen
Gerollen, ja mitunter aus Quicksand bestand und die
Pferde alle Augenblicke ausglitten und untertauchend den
Boden zu verliefen drohten. Der Fluss umspült in seiner
Mitte ein kleines Eiland mit einer Wegweiserpyramide.
Die ganze Insel war mit zahllosen Basaltkugeln bedeckt,
welche eine Schärfe und Regelmässigkeit in der Rundung
besassen, wie man sie selten zu sehen gewohnt ist; sie bestanden
aus einzelnen sich umhüllenden Schalen und einige
Kugelcalotten erreichten eine erstaunliche Grösse. Endlich
waren wir alle wohlbehalten auf dem ändern Ufer angelangt.
Unsere Freude steigerte sich, als Jön uns mittheilte,
drei Stunden später sei der Uebergang vollständig
unmöglich gewesen, weil die Sonne dann bereits zu viel
Schnee und Eis auf dem Arnarfellsjökull geschmolzen haben
und der Strom zu stark angeschwollen sein würde. Die
beiden Führer, welche zweimal übergesetzt hatten, wollten
sogar einen Unterschied zwischen dem ersten und dem
zweiten mal wahrgenommen haben. Der Karne der Furt
ist Söleyjarhöfcii.
Einmal glücklich auf der ändern Seite, eilten wir rasch
vorwärts, immer in ziemlicher Entfernung zur Rechten von
dem Längjökull begleitet, dessen südliche Abstürze, Pjöfafell
Hrütafell, Bläfellsjökull heissen. Fast alle Zuflüsse der
iPjörsä, von denen einige eine beträchtliche Tiefe und
Breite haben, strömen in dieser Gegend auf dem rechten
Ufer, auf welchem wir uns nunmehr befanden. Die
Gegend war theils wüst, sandig und vegetationslos, theils
sumpfig und mit kurzem Gras bewachsen. Hinter dem
Flusse Knifa betraten wir den Fjoröüngssandur, eine mit
Sand bedeckte Hügelkette, an deren südlicher Seite wir
entlang ritten. Sie erstreckt sich bis zu den Flüssen
Kisä und Miklilsekur, hinter denen die Gegend Loö-
naver beginnt, welche bis zu dem tiefen Nebenfluss Dalsa
reicht. 'Dieser Landstrich, obschon auch von einzelnen
Sandstrecken durchschnitten, bietet doch durch den ziemlich
üppigen Graswuchs, welcher den ehemaligen Sumpf lachen
entspriesst, einen freundlichem Anblick dar. Hier steht eine
kleine, elende Hütte, kaum drei Schritte lang, von schweren
Lavablöcken aufgeführt, die zur Beherbergung von Reisenden
im Winter dient. Auf dem Dache liegt das einzige Geräth,
ein hölzerner Spaten, um den Schnee wegzuschaufeln. Jön
erzählte uns, wie er einst allein in der unheimlichen Einsamkeit,
während alles von Schnee und Eis starrte, in dieser
Steinhütte eine Nacht verweilt habe und von einem
Schneesturm überfallen worden sei.
Westlich von der Dalsa beginnt die Skümstüngnaheiöi,
eine Gegend mit vielen grünen Wiesenteppichen, in leichte
Falten geworfen und meist mit einer kleinen Weidenart bewachsen.
Da wir schon eine weite Strecke zurückgelegt
hatten, so schlugen wir in dem hohen Grase unweit der
tjörsä an einer ganz trockenen Stelle unsere Zelte auf.
Die Pferde, die bei den anstrengendsten Märschen vier
Tage lang nur schlechte und kümmerliche Nahrung gefunden,
fielen mit Heisshunger über das üppige Grün her.
Jön nannte den Grasplatz Gljüfurleyt. Beim Beginn der
1 5 *