Krafla herum, welche auch grössteutheils aus Palagonit-
tuff besteht. *)
In der Nähe der Krafla befindet sich der berühmte Obsidianberg
Hrafhtinnufjall (so genannt, weil Obsidian im
Isländischen hrafntinna, Rabenstein, heisst) mit dem Hrafn-
tinnuhryggur oder Obsidianrücken. Das enge kurze Thal
zwischen diesem und der Krafla ist ganz mit grossen,
glänzend schwarzen, muschelig brechenden Obsidianblöcken
und kleinern Bruchstücken bedeckt. Der Obsidianstrom
zeigt zu oberst eine ziemlich mächtige Lage von Lava, dann
folgt die erste Schicht Obsidian; die zweite Schicht Obsidian,
von der ersten durch Lava getrennt, ist über 3 Fuss
mächtig und enthält bisweilen bläulich schimmernde Stellen;
manchmal erscheint die Masse nur wie ein dichtes Gewebe
feiner glasartiger Fäden, ein schwarzer Bimsstein. Die unterste
Obsidianlage fällt ins Körnige und Krummschalige, alle
drei liegen horizontal übereinander. Welche Freude, ein
Gestein, bisjetzt nur in vereinzelten kleinen und schlechten
Stücken aus Sammlungen gekannt, in einer solchen
Hülle und Fülle an einem der ausgezeichnetsten Fundpunkte
anzutreffen; wir füllten alle Taschen voll und nahmen
jeder noch ein fusslanges Stück mit auf das Pferd.
*) Sartorius von Waltershausen («Physisch-geographische Skizze
von Island», S. 111) hat geglaubt, dass der Berg Krafla niemals
vulkanische Ströme ausgesendet habe und nur ein aus Palagonittuff
bestehender Rücken sei. Der Berg ist freilich kein Vulkan mit einem
centralen Krater in der Mitte des Gipfels; aber er hat viele laterale
längliche kleine Krater, welche ebenfalls in nordöstlicher Richtung
gruppirt sind, und die Lava ist in linearen Spalten am nordwestlichsten
und südlichsten Abhange aus dem Tuffgebirge herausgequol-
len, welches den Berg bildet, und hat in den Jahren 1724—30 furchtbare
Verheerungen angerichtet. Auch Bunsen bezeichnet die Krafla
als einen von Kratern und Laven durchbrochenen, mit Fumarolen
durchzogenen Tuffrücken (Poggendorffs «Annalen», LXXXIII, 233).
Doch bevor wir schieden, warfen wir noch einen Blick in
die Ferne, in jene terra incognita, wo die Jökulsä, die hoch
oben im Süden aus dem eisigen Vatnajökull den Ursprung
nimmt, ihre kalten und breiten, von Gletscherströmen genährten
Fluten durch eine unwirthliche und ausgedehnte
Wildniss dahinwälzt. Dieser Punkt ist der nördlichste und
östlichste, den wir überhaupt in Island erreichten, der
Wendepunkt unserer ganzen Reise, von hier geht es wieder
südwärts, heimwärts.
Der Rückritt nach Reykjahliö —- wir hatten noch drei
Stunden — war nichts weniger als angenehm: sämmtliche
Taschen voll Krablit und scharfkantigem Obsidian, in der
rechten Hand ein ungeheueres, wuchtiges Stück Obsidian,
dessen Ränder, wie Messer scharf, uns alle Fingerglieder
blutig schnitten, in der linken die Zügel und einen langen,
sehr zerbrechlichen Wulst tauartig gedrehter Lava vom
Leirhnükur, alle in ganz derselben fatalen Situation, die
durch einen scharfen Ritt und allzu hochtrabende Pferde
vermehrt wurde.
Auf dem Heimwege besahen wir noch einmal flüchtig die
f Schlammkessel und sagten dann diesen merkwürdigen Dingen
Lebewohl, um sie vielleicht nie wiederzusehen.
Am Montage (den 16. Juli) erhoben wir uns erst spät
von unsern Korkbetten und Pelzen. Da der Tag ausnehmend
schön war, so beschlossen wir, ihn ganz einer Entenjagd
auf dem Mückensee zu widmen.
Wenige Länder sind zum Studium der borealen Vogel-
fauna so geeignet wie Island; wer aber nach Island reist,
ohne den Mückensee zu besuchen, der hat von dem Leben,
von der Zahl und von der Verschiedenheit der isländischen
Süsswasservögel nur einen schwachen Begriff. Am Mückensee
ist es, wo sämmtliche Anatideen Islands, mit einziger Ausnahme
der Eidergans, brüten, und hier einen ganzen Tag