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 struction des Nestes selbst in einer Nische  der Felswand gegen  
 alle Winde, ausser Südwind, vollständig geschützt, war höchst  
 einfach,  es  bestand  nur  aus Birkenreisern.  Ehedem  wurde  
 dieser  Falke  zur  Jagd  abgerichtet  und  von  den Souveränen  
 und  Potentaten Nordeuropas vorwegend  aus Island bezogen.  
 Ueber  die  Fangart  findet  man  im  Anhänge  Näheres  angegeben. 
   Jetzt  ist  der Vogel  ziemlich  selten geworden,, weil  
 die  Eier  sehr  gesucht  sind  und  von  englischen  Liebhabern  
 theuer  (2—3  Thlr.)  bezahlt  werden. *) 
 Vom  P óreyjar gnüpur  ritten  wir  über Vatnhorn  fortwährend  
 durch  hügeliges  Wiesenland  nach  Lsekjamöt,  wo  wir  
 auf  den  gewöhnlichen  Beitweg  von  Staöarbakki  (über ViÖi-  
 dalstünga)  nach  Hnausar einlenkten.  Vor uns lag die ganze  
 Zeit  das  überaus  malerische  Viöidalsgebirge  (Wüstenthalgebirge) 
   mit seinen Kegelbergen und  steilen  Schluchten,  die  
 Gipfel  oft  in Wolken  gehüllt.  Kurz  vor  Laékjamót  wurde  
 die  in  einem  Felsenbette  mit  Gewalt  zum  Hópvatn  sich  
 Bahn  brechende  Viöidalsä  durchritten  und  ein  hoher  steiniger  
 Gebirgskamm  passirt. 
 In Lsekjamót,  einem freundlichen Gehöft,  hielten wir  an,  
 um,  wie  die  Jäger  es  nennen,  die  erlegten  Falken  todtzu-  
 trinken:  Kaffee,  Cognak  und  Pottbrauö  wurden  in  grösser  
 Menge-verzehrt,  inzwischen aber  waren  die Packpferde  weit  
 vorgeritten, und es bedurfte eines sehr scharfen Galops durch  
 das  nunmehr  ebene  Wiesenland,  um  sie  einzuholen.  So  
 sahen  wir  von  der  Gegend  nur  wenig;  sie  scheint  jedoch,  
 allenthalben  mit  Geröll  bedeckt,  das  alte  Bett  eines  Sees  
 zu  sein,  dessen  Ueberbleibsel  wir  in' der  grossen  Wasserfläche  
 des  Hópsós  (Mündungshaff)  erblickten.  In  seiner 
 J)  Auch  die  jungen  Vögel  werden  in  England  neuerdings  zur  
 Jagd  abgerichtet.  Ein  Engländer  in  Reykjavik  war  bereit  20  80 
 Pf.  St.  für  ein  paar junge  Falken  zu  geben. 
 Nähe  war  eine  Schar  von  mindestens  300  Schwänen  versammelt; 
   der  Wiesengrund,  auf  dem  sie  sich  aufhielten,  
 erschien  in  der  Ferne  wie  mit  Schnee  bedeckt.  So  wurden  
 mehrere Gehöfte rasch durchtrabt, und früher  als wir erwarteten  
 lagen  die  niedlichen  weissen Häuser  von Hnausar  vor  
 uns,  auf  der  ändern  Seite  der  reissenden  Vatnsdalsa  hart  
 am  Fusse  des  isolirten,  steil  abfallenden  Vatnsdalsfjall  
 (Wasserthalberg),  dessen  Abhänge  theils  mit Gras  bewachsen, 
   theils — in  den  höhern Strichen —- mit Schnee bedeckt  
 sind.  Wasserfälle  stürzen  wie  Silberfäden  die  jähen  Abgründe  
 hinab  und  auf  den  grünen  Matten  ruhen  einzelne  
 Streifen  Sonnenlicht.  Zu  beiden  Seiten  schönes  Weideland  
 und  im  Vordergründe  eine  allerliebste  Isländerin  mit  Melken  
 beschäftigt.  Es  war  eine  schöne  Landschaft,  in  der  
 man  Bäume  kaum  vermisste. 
 Eine höchst eigentümliche Naturerscheinung,  deren, soweit  
 uns  bekannt,  in  keinem  Buche  Erwähnung  geschieht,  
 das  ist  bei  Hnausar  eine  sehr  grosse  Anzahl  von  Hügeln,  
 die,  einer  dicht  bei  dem  ändern  gelegen,  uns  durch  ihre  
 Gleichförmigkeit, ihre reine Kegelgestalt und ihre bedeutende  
 Zahl  überraschen.  Sie  bestehen  aus  ziemlich  losem  vulkanischen  
 Schutt  mit  einzelnen fussdicken  Steinblöcken  dazwischen, 
   sind  ganz  vegetationslos  und haben  ein gelbliches  
 Ansehen  wie  Sandhügel;  die  Höhe  variirt  nur  wenig,  sie  
 mag  zwischen 10 und 15 Fuss,  von ebener Erde an,  schwanken. 
   Diese  Hügel  verdanken  ihre’Entstehung  wahrscheinlich  
 einem  heftigen  Erdbeben.  Es  finden  sich  in  manchen  
 von  Erdbeben  heimgesuchten  Gegenden  Calabriens  kleine  
 kegelförmige  Sandanhäufungen  in  erstaunlicher  Menge  Und  
 die Entstehung  eben  solcher  ist  auch  in Chile  bei dem Erdbeben  
 vom 20. November 1822 beobachtet worden.  Die Hügel  
 in  Hnausar  sind  ohne  Zweifel  wie  diese  durch  Erdbeben  
 aufgeworfen;  auffallend  dabei\ ist  weniger  ihre  Zahl  als  
 ihre  Grösse.