deutsche Worte sprach, versorgte uns mit einer Abendmahlzeit.
Später erschien auch der Student, welcher längere
Zeit auf den Aufbau einiger deutscher und lateinischer
Sätze verwandte, ohne zum Ziele zu gelangen.
Zeitig am ändern Morgen trat Ölafur ein und weckte
uns mit der Nachricht, dass wir nicht, wie wir beabsichtigten,
früh aufbrechen könnten, weil in der Nacht zwei
von unsem Pferden das Weite gesucht hätten. Das Wiedereinfangen
derselben dauerte geraume Zeit, während welcher
wir einen kleinen Streifzug um das Gehöft unternahmen
und in einer verfallenen Scheune ein aus Holz sehr roh
geschnitztes Madonnenbild entdeckten, jedenfalls von sehr
hohem Alter, da es ohne Zweifel noch aus der katholischen
Zeit herrührte, welche in den Jahren 1538—41 in Island
ihr Ende erreichte. Hinter der Scheune gewahrten wir
einen grossen vierräderigen Karren, das erste Fuhrwerk, welches
wir in Island sahen. Zum Frühstück erhielten wir
dicke Milch von ausgezeichneter Güte, ein in Island nicht
häufiges Gericht; die Bauern pressen meistens die Molken
aus und die saure Milch (shyr) wird entweder mit süsser
Milch vermischt oder mit Bauschbeeren (Empetrum nigrum)
gegessen; die säuern Molken, welche syra heissen, werden
in Tonnen auf bewahrt und nicht eher für gut gehalten, bis
sie ein Jahr alt sind. Ein sehr beliebtes Getränk ist blanda,
welches aus Wasser besteht, dem ein Zwölftel syra zugesetzt
ist. Die Butter ist im Sommer gewöhnlich.ungesalzen, frisch
und süss, im Winter dagegen bedienen sich die wohlhabendem
Bauern der gesalzenen Butter, während die ärmern die
sogenannte sauere Butter (sürsmjör) essen, welche mit dem
Alter an Güte .zunehmen soll; sie wird allgemein für gesunder
und nahrhafter gehalten und mancher Besitzer eines
grössem Pachthofs versicherte uns, dass seine Arbeitsleute
ein Pfund sauerer Butter dem doppelten Gewicht an
gesalzener vorzögen.
Gegen 9 Uhr brachen wir bei drückend schwüler Luft
in Begleitung zweier Karavanen auf. Unser Weg, Ljösa-
vatnsskarö genannt, führte zuerst lange über sumpfige Wiesen
längs des südlichen Fusses des Fornastaöafjall, dann
an dem malerischen, von steilen Bergen umkränzten Lj 6-
savatn (Weisser See) vorüber, an dessen Ufern unter dem
krystallklaren Wasserspiegel die zackigen Spitzen und schwarzen
Schlünde der Lava erscheinen. Dieser See, der sich
durch Reichthum an Forellen auszeichnet, ist in der Mitte von
unergründlicher Tiefe. Mittags erreichten wir das angeschwollene
Skjalfandafljöt, einen der grössten Flüsse Islands, dessen
Quellen sich am Tüngnafellsjökull im Centrum von Island
befinden. Seinen Namen hat er von der reissenden, wellenschlagenden
Bewegung erhalten, mit welcher seine hellbläulichen,
milchtrüben Gewässer dem arktischen Ocean zueilen.
Auch dieser Fluss, welchen wir im Verlauf unserer
Reise noch einmal kreuzten und fast bis zu seinen Quellen
verfolgten, verursachte wieder einen Aufenthalt von wenigstens
zwei Stunden: so lange dauerte es, ehe der baufällige
Kahn nach und nach sämmtliches Gepäck und uns selbst
übergesetzt hatte und die Pferde an das andere Ufer geschwommen
waren. Die Strömung war um ein Bedeutendes
stärker als die eines der früher passirten Flüsse, sodass die
Pferde weit stromabwärts getrieben wurden. Gleich am entgegengesetzten
Ufer hatten wir ein hohes Bergplateau zu
übersteigen, die Flj otsheiöi. Von der Hochfläche aus that
sich uns eine weite Aussiclit auf: gegen Osten erblickten
wir zuerst die vulkanischen Berge, welche sich um den
Mückensee erheben, Jönstindar, Hliöarfjall, Vindbelgjarfjall,
Blafjall und andere ferne Kegel. Dann stiegen wir in das
Aöalreykjadalur (das grosse Thal des Rauches) hinab, wo
wir in einem in der Nähe von EinarstaÖir gelegenen Bauernhause
uns eine kleine Rast von den Anstrengungen unserer
heutigen Tagereise gönnten. Wir hatten, bevor wir naehtVerä,