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   wie ^die  kleinen  Seeschwalben  durch  allerlei  Wendungen  
 und  Drehungen  in  der  Luft  den  unablässigen  Verfolgungen  
 der  unersättlichen  Räuber  sich  zu  entwinden  
 suchen;  aber  wie  damals,  so  sahen  wir  auch hier  kein  einziges  
 mal  die Ternen  mit  ihrer Beute  glücklich entkommen.  
 Sie  ziehen es  daher vielfach  vor,  statt  auf Fische  oder Mollusken  
 oder  sonstige  nahrhaftere  Kost  auszugehen,  sich  
 lediglich mit Mückenjagen zu beschäftigen,  denn  die Mücken  
 macht  niemand  ihnen  streitig,  selbst  die  hungrigste Lestris  
 nicht.  Die  Eleganz  und  Grazie,  fast  möchten  wir  sagen  
 Koketterie,  mit  der  die  Seeschwalben  am  Myvatn  Mücken  
 fangen,  ist  in  der  That  nicht  zu  beschreiben.  Die  unzähligen  
 Caprioien,  das  Auf-  und  Niedersteigen  bei  scheinbar  
 unbewegten  Flügeln,  dann  wieder  das  pfeilschnelle  Stossen  
 unter Wasser,  wenn dennoch  ein Fischlein gar  zu  verführerisch  
 im  Sonnenstrahl  glänzt,  endlich  der  Angstruf  beim  
 Herannahen  des  Feindes,  der  die  Gruppe  nicht  etwa  zerstreut, 
   sondern  meist  verdoppelt,  wenigstens wenn  ein Nest  
 in  der Nähe  ist:  alles  dieses  hat  für den Naturfreund,  eben  
 weil  es  so  ungemein  natürlich  ist,  grossen  Reiz. 
 Wenige  Ruderschläge  brachten  uns  von  der  Seeschwal-  
 beninsel  an  das Westufer  des Myvatn,  an  eine  grosse  hammerförmige  
 Halbinsel,  die, aus Lava gebildet, jetzt mit Gras  
 zum  grossen  Theil  bewachsen  ist.  In  den Spalten  der Lava  
 findet  man  eiskaltes  krystallklares  Trinkwasser  in  grösser  
 Menge,  eine  angenehme  Erquickung  bei  der  erschlaffenden  
 Hitze, welche an diesem Tage wider alles Erwarten eingetreten  
 war.  Was  die  nächste Umgebung des Mückensees vor  allem  
 charakterisirt, das ist erstens die fast vollständige Umsäumung  
 des  Wasserspiegels  durch  Lava —  auch  der Grund  besteht  
 zum grössten Theil  daraus —,  dann  aber  die  grosse Anzahl  
 von  kleinen Seen  in der Nähe  des eigentlichen Myvatn.  Wie  
 dieser  sind  dieselben  oft  unnahbar  gemacht  durch Mücken; 
 aber gerade da  halten  sich  einige Enten-  und Taucherarten  
 ganz  besonders  gern  auf;  so  fanden  wir  dort die Rabenente  
 (Oedemia  nigra)  und  die  Knäckente  (Anas  querquedula).  
 Drei  Stunden  lang  lagen  wir  auf  dem  Anstand,  ehe  die  
 scheuen Thiere  uns zum Schuss kommen Hessen.  Dann aber  
 fielen  ihrer  freilich  nicht  wenige.  Ganz  für  sich  allein  
 schwamm  auf einem  grössern  Teiche  ein Paar  der  majestätischen  
 Eistaucher  (Colymbus  glacialis)  einher,  ein  nobler  
 Vogel  in  seinen  Bewegungen  und  seinem  schwarzweissen  
 Gefieder,  schade nur,  dass  seine Stimme so  unmelodisch ist;  
 zu  der  Grandezza  seiner  Haltung  passt  das  hohnlachende  
 Schreien  durchaus  nicht.  Weiter  gegen Süden vordringend,  
 erstaunten wir  ob  der unglaublichen Menge der sogenannten  
 isländischen  Enten  (Clangula  barrovi).  Das  Wasser  war  
 bedeckt  mit  ihnen  und  ebenso  überraschend  schien  es  uns,  
 eine  sehr  grosse  Schar  Odinshühner  zu  erblicken,  eine  um  
 so  auffallendere  Erscheinung,  als  diese  Vögel  gegen  Ende  
 Mai  in  Island  anzukommen  pflegen,  erst Ende August  fortziehen  
 und  sonst  niemals  scharenweise,  sondern  uneingeschränkt  
 monogam,  stets  nur  paarweise  oder  zu  zwei,  
 höchstens  drei  Paaren  Zusammenleben. 
 Auf einem  ändern  Teiche  erblickten  wir  noch  verschiedene  
 andere häufigere Schwimmvögel,  so Sägetaucher  (Mer-  
 gus merganser,  AL.  serrator),  schön  rothhalsige  Eistaucher  
 (C.  septentrionalis),  Krickenten  (Anas  crecca),  sowie  eine  
 Schnatterente  (Anas  strepera)  mit  18  Jungen  gewandt  auf  
 dem  sonnenglänzenden Wasserspiegel  sich  umhertummelnd.  
 Nachdem  noch  einige  Schneehühner  (Lagopus islandorum),  
 Brachvögel  (Numenius  phaeopus)  und  Eisenten  (Harelda  
 hiemalis)  geschossen  und  ziemlich  viele  Entennester  ausgenommen  
 worden  wären,  traten  wir  am späten Abend,  ermüdet  
 zwar,  aber  froh der reichen Beute,  die Rückfahrt an. 
 Zurückgekehrt,  wurde  um  9  Uhr  abends  bei  hellem  
 Sonnenlicht  noch  eine  photographische Ansicht  des Gehöfts,