dahin zu gelangen, nur die Tungnaä, einen Nebenfluss derselben,
zu kreuzen, und zwar an einer sehr südlich gelegenen
Stelle, wo sich ein Kahn befindet. Dagegen ist der Weg
von beträchtlicher Länge, indem er sich in einem grossen
Bogen mitten zwischen den Fiskivötn hinzieht, und wir hätten,
um von Störuvellir die noch sehr weit entfernten Geysir
zu erreichen, doch die tjörsä, freilich an einer bessern Stelle
kreuzen müssen. Wenn wir aber an einer im obern Laufe
der Pjörsä gelegenen Furt übersetzten, so waren damit alle
weitern Flussübergänge vermieden und wir gelangten, dem
ändern Ufer des Flusses folgend, in eine Gegend, welche
den Geysir bedeutend'näher lag als Störuvellir. Dabei war
nur der Uebelstand, dass dieser Uebergang über die Pjörsä
von Jön als lebensgefährlich und in den meisten Jahreszeiten
gar nicht ausführbar dargestellt wurde; er rieth uns
also, den gleichwohl zwei Tage längern Weg einzuschlagen;
da jedoch unsere Lebensmittel auf die Neige gingen und
wir unsere Rückreise nach Reykjavik beschleunigen mussten,
so beschlossen wir, unserm guten Glück trauend, den
Uebergang durch diese Furt zu versuchen.
Die ganze Nacht hindurch liess der Gesang der wilden
Schwäne nicht nach, deren sich viele in dieser Gegend aufhalten.
Ein weiter Weg lag heute vor uns und die Führer
begannen schon um 3ya Uhr das Abschlagen der Zelte und
Einfangen der Pferde. Nach einiger Zeit brach die kleine Ka-
ravane auf, begünstigt durch laue Luft und heiteres, klares
Wetter. Im Anfang unsers Marsches war die Gegend nicht
so gänzlich von Vegetation entblösst wie der Sprengisan-
dur, wenigstens waren die Abhänge der kleinen Bäche bisweilen
mit einer grünen Moosflora bedeckt, auch sprosste
wohl an sumpfigen Stellen hier und da etwas Gras hervor.
Was den Ritt durch diese Gegend, einen Theil des frühem
Ungeheuern Flussbettes der Pjörsä, sehr erschwert, sind
die vielen Moräste und grossen Wasserlachen, welche in
der Richtung unsers Wegs liegen; auf mehreren Teichen
sahen wir Schwäne mit ihren Jungen umherschwimmen; geschossen
wurde ein altes Männchen, ein sehr schönes und
grosses Thier, ein Weibchen, welches nicht fliegen konnte,
weil es die Flügelfedern bereits verloren hatte, und zwei
Junge-, über und über mit einem braungrauen Flaum bedeckt.
Der Arnarfellsj ökull blieb in immer weiterer Ferne
zurück,' der Blägnypuj ökull, sein westlicher Abhang, und
der Längj ökull mit seinen Eishörnern und Schneespitzen
erschienen nacheinander, ein imposanter Gletscherzug, dazu
herrlicher Sonnenschein.
Als wir uns der Pjörsä näherten, sprengten Jön und
Ölafur voraus, um die Furt ausfindig zu machen, welche
sich in dieser Gegend befinden musste. Die Pjörsä ist einer
der drei grössten Flüsse der Insel und erreicht gleich unterhalb
ihrer Quelle schon eine beträchtliche Breite und
Tiefe. Wir ändern folgten ihnen in einiger Entfernung und
als wir des Flusses ansichtig wurden, gewahrten wir unsere
beiden getreuen Führer in der Mitte des Stroms mit dem
Oberleibe halb aus den Wellen hervorragen. Voll banger
Erwartung sahen wir, wie sie in dem reissenden Wasser
umherritten, um die seichtesten Stellen auszuwählen; hing
doch an dem Gelingen eine Ersparniss von zwei Tagen und
zwar von zwei Tagen der Noth und Entbehrung, da, wrie
erwähnt, unsere Mundvorräthe um ein Bedeutendes zusammengeschmolzen
waren. Athemlos folgten wir allen ihren
Bewegungen, und als sie endlich glücklich das andere Ufer
erreicht hatten, Hessen wir unwillkürlich von dem diesseitigen
ein lautes Jubelgeschrei erschallen, freilich für sie wegen der
Breite des Stroms unvernehmbar. So w7ar also der Uebergang
möglich und der lange Umweg durch die Fiskivötn erspart.
Zuerst aber mussten wir noch hinüber. Die beiden traten
wieder ihren Rückweg zu uns durch den Strom an; dann ging
in einer langen Linie hintereinander der Uebergang vor sich.
Island.