Stellen 4—600 Fuss Tiefe und nur 200 Fuss Breite hat
und füllte es in einem Tage gänzlich bis an den Band an,
sodass die gegenüberstehenden Berge nunmehr zu einer
Ebene verbunden waren und der Feuerstrom an den niedrigem
Uferstellen noch weit über die Ebene sich ausbreitete.
Dem Verlauf des Flussbettes mit reissender Schnelligkeit
folgend wälzte sich die furchtbare glühendrothe Masse
auf die Gehöfte an beiden Seiten zu und zerstörte die zu
Hvammur und Svinadalur auf dem rechten und das zu
Skaptärdalur auf dem linken Ufer. Nachdem der Lavastrom
die Pacbtböfe Svartinüpur und Litlanes verheert, welche der
Kirsche zu Büland angehören, war er am Abend des 11.
bis nach Asar vorgedrungen, wo er augenblicklich die Häuser,
Wiesen und Weiden verbrannte. Donner, Blitz und Erdbeben
hatten noch nichts von ihrer Heftigkeit verloren;
die Ohrenzeugen berichten von dem Gebrüll des Bergs,
welches sie mit dem eines Ungeheuern Kessels verglichen,
in dem eine flüssige Masse im heftigsten Kochen begriffen
ist, oder dem Geräusch einer grossen Anzahl Blasebälge, die
mit betäubender Macht in einen glühenden Ofen blasen.
Dicht vor den Weideplätzen von Meöalland wurde die
brennende Flut durch einen grossen und tiefen Abgrund
im Bette der Skaptä aufgehalten, in welchen sie mit schrecklichem
Getöse hineinstürzte. Als die Ausfüllung der Spalte
beendigt war, staute sich die Lava, deren Masse durch
fortwährende Ergüsse immer mehr anschwoll, an den steilen
Ufern des Flussbettes zu einer bedeutenden Höhe auf. In
der Nacht von dem 14. auf den 15. überschwemmte ihr
westlicher Band das Gehöfte Nes, welches sie mit allen
Holzlanden und Wiesen gänzlich verzehrte; der Hauptstrom
wurde nunmehr nach Osten gelenkt und lief dicht neben
den Höfen Skäl und Holt vorüber; das Gehölz von Brandaland
verbrannte mit Stumpf und Stiel. Fortwährend
entflossen neue Ströme dem Krater, welche in die unterirdischen
Höhlenräume der frühem theilweise erkalteten
Lavafluten sich ergossen, und während ihres Laufs unter
der gehärteten Binde her, zerbarst die Oberfläche, die den
Dämpfen keinen Ausweg gestattete, und mit donnerndem
Geräusch wurden manche Schollen zu einer Höhe von
180 Fuss in die Luft geschleudert.
Während so die Ströme mit den grossen in der feurigen
Flut schwimmenden Schlackenschollen übereinander gehäuft
wurden, gerieth das Wasser, welches mit ihnen in Berührung
kam, in das heftigste Kochen. Am 19. theilte sich die Lava in
zwei Ströme, wovon der eine mit nicht minderer Schnelligkeit
als die Tage vorher seine Bichtung nach Süden nahm und
längs des Flusses Melkvisl in das Meöalland floss, die Ufer
des Flusses üherströmte und in der Ebene einen Feuersee
von mehreren Meilen im Umfange bildete; der andere östliche
strömte durch das Kirchspiel Siöa hinweg, verbrannte
die Gegend von Skälarstapa; w'eiter stürzte die Flut mit
uiiglaublicher Gewalt bis gegen den Skalarfjall hin; hier
hinderten Berge das weitere Vordringen, die Lava dämmte
sich hoch auf, wie ein Bach durch Schleusen aufgestaut
wird, und floss zurück in die niedrigen Gegenden. Der
Pfarrhof Skäl, welcher zwei aufeinanderfolgenden Lavafluten
glücklich entgangen war, ward durch siedendes Wasser
überschwemmt, die Kirche zu Holmafell mit allen Häusern
und Weiden durch Feuer zerstört, ebenfalls die Höfe Holmar,
Syöri- und Efri-Fljöta, Botn und viele andere gänzlich
niedergebrannt; der grösste Theil der ausgedehnten Weiden
des Hofes Hnausar stand unter Wasser.
Vom 20. Juni bis zum 13. Juli fanden in einzelnen
Zwischenräumen wiederholte Ausbrüche statt und die Lavamasse,
welche mit verdoppelter Wuth aus dem Krater hervorbrach,
wuchs immer mehr an; gleichfalls die Zahl der
verwüsteten Höfe, Weiden und Felder von wildem Korn;
einer der östlichen Zweige folgte während einiger Tage dem
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