S. 5), die weissgefleckte Rabenabart (corvus leucophmus
sp. Tem.) finde sieb in Island nicht. Ich habe sie bei
Fremrikot im Nordlande und bei Hruni im Südlande gesehen,
leider ohne ihrer habhaft werden zu können. Ob
sie eine eigene Species bildet, scheint sehr zweifelhaft. Drei
Möglichkeiten sind vorhanden: entweder ist der weissgefleckte
Rabe eine Lokalrasse des C. corax auf Island und den
Färöer, oder eine eigene Species, oder aber nur die gewöhnliche
Art in hohem Alter. Zwei Umstände berechtigen
zu letzterer Yermuthung: erstens sind, meines Wissens, noch
niemals irgendwo weissgefleckte Raben mit schwarzen oder
auch nur erstere im Neste gesehen worden, was doch der
Fall sein müsste, wenn der weissgefleckte Rabe constante
Varietät oder Species wäre; zweitens habe ich oft in grös-
sern Dohlenschwärmen, namentlich in der Rheinpfalz, Individuen
gesehen, die am ganzen Körper weissgesprenkelt
waren (warum nicht hier auch eine neue Species?), wobei
meiner Ansicht nach die weissen Flecken — entfärbte Stel-
^en nichts als das Zeichen eines hohen Alters sind.
Will man einwenden, warum man, wenn die weissgefleckten
Raben nur alte Raben sind, solche nicht in ändern Ländern
ausser den Färöer und Island finde, so lässt sich dagegen
erstlich erwidern, dass es überhaupt kaum ein Land gibt,
wo so viele Raben Vorkommen wie gerade in Island, dass
es folglich daselbst auch mehr alte Raben gibt, und mehr
solche alte, bei denen das Alter durch theilweise Entfärbung
des Gefieders sich kund geben kann; zweitens aber, dass es
wegen der grossen Seltenheit des weissgefleckten Raben
noch nicht gelungen ist, ihn in Norwegen, Sibirien und
anderswo anzutreffen. Ebenso irrig wie Faber’s Annahme,
er käme nur auf den Färöer vor, kann auch die sein, er
finde sich ausser den Färöer nur auf Island.
Immerhin muss eine endgültige Entscheidung über die
Artintegrität des Temminck’schen C. leucopkceus spätem
Forschungen Vorbehalten bleiben.
b. Turdinse.
8) Turdus iliacus L., die Rothdrossel.
In fast allen Zwergbirkengehölzen häufig, besonders im
südlichen Theile des Bjarnadalur und im Fnjöskadalur,
wo ich das Weibchen noch am 10. Juli die eben ausgeflogenen
Jungen mit Regenwürmern füttern sah. In
Skriöufell im Südlande war die Rothdrossel am 23. Juli
in ziemlicher Anzahl um die Bauernhütten versammelt, wo
gerade Heu gemacht wurde. Ich traf sie da und auch in
Solheima (im Nordland) in Gesellschaft der folgenden Art.
Während in England und Deutschland, wo dieser Vogel
meistentheils den Winter zuzubringen pflegt, seine Stimme
durchaus nichts Anziehendes hat, belebt oft sie allein in
Island im Sommer eine sonst lautlose Wildniss und erquickt
durch frische Töne das nach heimatlichen Klängen sich
sehnende Ohr des Reisenden.
Syn.: Wein-, Heide-, Pfeif-, Roth-, Bergdrossel.
Talletrast (Ölafsson), natvake (Faber) der Norweger;
oöinsTiani (Mohr) der Färöaner; skögarpröstur, pröstur der
Isländer.
c. Sylviadse.
9) Saxicola oenanthe L., der Weissschwanz.
In steinigen Gegenden nicht selten. Er wippt bachstelzenartig,
wenn er sitzt, fortwährend mit dem weissen
schwarz umrandeten Schwänzchen, welches beim Fluge weit
ausgespreizt uns schon aus der Ferne diesen Vogel verräth.
Man findet ihn häufig in Gesellschaft der Rothdrossel und
Bachstelze in der Nähe menschlicher Wohnungen. Sein
Nest baut dieses niedliche lebhafte Vöglein in F'elsritzen.
Das Ei ist 22,5 mm lang und 16mm breit und von zarter
bläulichweisser Farbe.