denen wir auf abschüssigen, schlüpfrigen Felsenpfaden un-
sern Weg suchten, traten gigantisch daraus hervor. Die
Dunkelheit nahm zu, der Weg durch die parallel laufenden
Layaschluchten schien endlos zu sein; eine Krümmung er-
öffnete uns zuletzt die Aussicht auf den Spiegel des Iffng-
vallavatn, der aber des Nebels wegen nur zum kleinsten
Theile sichtbar war. Mit lautem Freudengeschrei begrüss-
ten wir ihn, doch wir wussten auch im voraus durch die
Karte, wie unabsehbar weit sich der Weg um das nördliche
Ufer herumzieht. Die Lavaschlünde mit den dräuenden
Zacken und Spitzen boten in der Dunkelheit einen wahrhaft
gespenstigen Anblick dar; kaum konnte man die kleinen
Büsche von Birken und Weiden bemerken, die in den
Ritzen üppig wucherten. Eine solche grössere Lavaschlucht,
welche wie die sämmtlichen ändern mit der Almannagjä
auf dem ändern Ufer des Sees gleichen Verlauf hat, ist
die Hrafnagjä. Wir mussten hier über eine natürliche
Brücke hinweg, welche aus einer dünnen Lavakruste gebildet
war und nicht mehr als 2 Fuss in der Breite hatte. Der
Ritt steil bergab und jäh bergauf in der finstern Nacht auf
den steinigen Pfaden war ziemlich halsbrechend und die
Pferde glitten oft aus oder fielen in die Knie. Die Pässe
durch die Schlünde sind hohen Treppen vergleichbar; es
hat sich nämlich eine Anzahl grösser unförmlicher Stufen
gebildet, indem einige der dazwischenliegenden Steine den
Abhang hinuntergerollt sind; das Hinanklimmen dieser
Treppe war sehr ermüdend für die Pferde, denn sie konnten
nicht anders als durch einen Sprung von einem Ruhepunkt
zum ändern gelangen.
Nachdem wir noch das grosse Lavafeld durchkreuzt
hatten, hob sich endlich die Kirche von fhngvellir in schwarzen
Umrissen aus dem Dunkel hervor; eine neue Wendung
des Wegs zeigte uns auch den fernen Lichtschein, der aus
den kleinen Fenstern des Pfarrhauses drang. Wir ritten noch
durch den Fluss Öxarä und langten um 10 Uhr gänzlich
durchnässt auf dem Platze vor der . Kirche an. Dort fanden
wir unsere Packpferde, mit denen Arni eben angelangt war.
Der gefährliche Weg und die Dunkelheit hatten ihm die Obhut
über die vielen Pferde sehr schwer gemacht. Der Pfarrer
trat zu uns heraus und seine Bekanntschaft war bald erneuert.
Er hatte unser Abschiedswort: «Auf Wiedersehen
in Lingvellir!» nicht vergessen.
Die Nacht unter dem Zelte zuzubringen, war absolut
unmöglich; da auch sein Zimmer, wie er uns gleich mittheilte,
von zwei Fremden besetzt war, so erreichten wir endlich
durch einige — ungeachtet Nässe und Hunger wohl-
stilisirte lateinische Complimente, die trotz unsers mehr-
wöchentlichen Aufenthalts in Island uns immer noch geläufiger
waren als die isländischen, dass er uns ausnahmsweise
die Kirche als Quartier für die regnerische Nacht
überliess.
Wir begannen sofort uns in derselben einzurichten.
Mitten in diesem Geschäft wTurden wir durch den Besuch
zweier junger Engländer unterbrochen, Mr. William Hunter
und Mr. John Ferguson, die mit dem letzten Dampfschiff angelangt
waren und Krisuvik und die Almannagjä besuchen
wollten. Als echte Söhne Albions, welche sich nie von dem
Comfort der Heimat trennen können, waren sie reichlich
mit verschiedenen feinem Lebensmitteln versehen, und da der
Pfarrer ihnen mitgetheilt, dass wir tief aus dem Innern Islands
kämen, so hatten sie sich schon mit allerhand köstlichen
Sachen beladen, durch die sie uns mit liebenswürdiger
Freigebigkeit überraschten. In kurzer Zeit hatte das
gemeinsame Schicksal uns zu guten Freunden gemacht,
sie halfen uns unsere Sachen auspacken und die Kerzen auf
dem Altar anzünden. Froh der überstandenen abendlichen
Strapazen, tauschten wir unter dem sichern Kirchendach