einige Trachytsäulen der Baulä dazu, auf denen kurze Inschriften
eingegraben und die mit einem niedrigen hölzernen
Geländer umzäunt waren. Alle Kirchen ohne Ausnahme,
die wir in Island gesehen, sind mit einem B—4 Fuss hohen,
mit Gras bewachsenen Erdwall oder auch einer Steinmauer
oder Lavamauer umgeben, die zugleich die Kirche mit dem
Kirchhofe einschliesst. In diesen findet sich stets nur ein
Eingang, welcher der Kirchthür gegenüberliegt und an
dem meistens das Glockenhäuschen angebracht ist; ein Thurm
auf der Kirche ist überaus selten.
Auf unserer Weiterreise von Hvammur aus begleitete
uns eine schmucke Isländerin, um uns den Weg zu zeigen.
Nach Amazonenart schwang sie sich behende auf eins unserer
frei mitlaufenden Pferde, statt des Sattels ein Schaffell
auf dessen Rücken legend, und sprengte im Galop uns
voran. Die meisten Isländerinnen reiten, wie unsere rossbezwingende
stülka, nach Männersitte, jedoch gibt es auch
Frauensättel von besonderer Art; sie ähneln bequemen Stühlen
mit halbkreisförmiger Lehne und sind mit einem an
zwei Seilen hängenden Bret für die Füsse versehen. Die
Decken sind oft reich verziert und gestickt, die Kanten mit
Messingfiguren beschlagen.
Nachdem wir durch öde Steinfelder immer am linken
Ufer der Norörä eine Stunde lang hingeritten waren, gewahrten
wir ein schönes Bergprofil, eine Ablagerung von
gelbbraunem Tuff, von drei parallelen dunkelschwarzen Basaltgängen
durchsetzt, welche sich auf ihrer Oberfläche zu
einer mächtigen Decke von Basalt ausbreiten, die in unzählige
senkrechte Säulen gespalten ist. In dem letzten
bewohnten Orte (Fornihvammur) verliess uns, nach einem
unsäglich langen einförmigen Ritte, die kühne ^Reiterin und
an ihre Stelle trat ein schöner, stattlicher Mann mit einem
prächtigen blonden Barte, in einen langen Mantel gehüllt;
sein Name ist Siguröur. Er übernahm es, uns durch die
unbewohnte Wildfiiss bis nach t*oroddsstaöir zu führen.
Diese Wildniss, welche Holtavöröuheiöi heisst, nimmt hier
in Fornihvammur, wo das Thal der NorÖra (Norörardalur)
aufhört, ihren. Anfang. Unser Mittagsmahl nahmen wir
gegen 2 Uhr trotz der Kälte im Freien auf dem Grase
ein; in dem Hause, nämlich war es gar zu unreinlich und
dunkel und überdies herrschte daselbt ein eigentümlicher
sehr schlechter Geruch, den wir, da er uns im Verlauf der
Reise oftmals entgegentrat und sich nicht näher beschreiben
lässt, kurz den isländischen nannten. Mit dem die meisten
Räume erfüllenden Rauche verbunden, macht er einen
längern Aufenthalt in einer isländischen Whhnung niedern
Ranges für einen, der nicht Isländer ist, fast unerträglich.
Der Schluss der Tagereise führte uns durch eine der
ödesten und schauerlichsten Gegenden, die es vielleicht
gibt. Den unbeschreiblich traurigen Charakter, den eine
solche Landschaft hat, wollen wir zu schildern nicht versuchen,
denn keine Worte vermögen den Eindruck wiederzugeben,
den sie auf Fremdlinge aus fruchtbaren, schönen
und civilisirten Ländern ausübt. Eins, nur machte uns
grosse Freude. In der sonst leblosen Gegend, wo höchstens
einige einsame Raben, den Isländern düstere Vorboten des
Todes, langsamen Flugs uns umschwebten, erblickten wir
plötzlich in grösser Entfernung einen weissen Punkt, den
wir anfangs für Schnee hielten, als er sich aber bewegte,
erkannten wir in ihm einen Schwan. Das Thier erhob sich
und flog, unkundig der Gefahr, die ihm drohte, etwa
100—120 Fuss über unsern Häuptern dahin. Ein glücklicher
Schuss, und todt lag er zu unsern Füssen. Es war der
gewöhnliche Schwan, den wir schon am Sandklettavatn
gesehen hatten (Oygnus musicus), der Singschwan, das
grösste und schwerste in Island selbst ursprünglich einheimische
Thier. Die Isländer nennen ihn alpt und haben danach
eine Menge geographischer Namen gebildet, z. B.