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 langen  Bergkette  aufgestellt;  der  gerade  gegenüberliegende  
 Theil des Bergs ist von einer tiefen  schmalen Schlucht durchschnitten  
 und hat,  aus der Entfernung  gesehen,  eine dunkel  
 rothgelbe  Farbe.  Der  ganze  Bergabhang  besteht  grössten-  
 theils  aus  schlüpfrigem,  heissem Thon,  von Schwefelmassen  
 durchzogen;  allerorts  suchen  sich  mit  pfeifendem Gezisch 
 befinden,  ist  diejenige  zu  bezeichnen,  wo  sich  der  Schwefelwasserstoff  
 zu  der schwefligen  Säure  hinzugesellt  und  durch seine  Wechselwirkung  
 mit  ihr  jene  Folge  von  Zersetzungen  bewirkt,  welche  die  
 eigentlichen  Solfataren  charakterisiren.  Durch  die  gegenseitige  Zersetzung  
 des  Schwefelwasserstoffs  und  der  schwefligen  Säure,  welche  
 nebeneinander  nicht  bestehen  können,  durch  die  Einwirkung  der  
 atmosphärischen  Luft  auf  den Schwefelwasserstoff,  endlich  auch wohl  
 durch  Sublimation  von  Schwefeldampf  wird  der  Schwefel  erzeugt.  
 Saure  Flüssigkeiten  durchtränken  den  von  Schwefelmassen  durchzogenen, 
   .von Wasserdämpfen  durchwühlten  Boden  und  verwandeln  
 dessen  Gesteine  in Thon,  indem  sie den Silicaten Kali,  Natron,  Magnesia, 
   Kalkerde,  Eisenoxydul,  oft  auch  einen  Theil  der  Thonerde  
 als  schwefelsaure  Salze  entziehen.  Dadurch  ist  der  Anlass  gegeben  
 zur  Bildung  von  Gips,  Alaun,  Eisenvitriol,  Eisenkies  und  des  
 flüssigen  Thonbreies ,  der  die  Makkaluben  oder  Schlammvulkane  
 aufbaut. 
 Mit  der  Zeit  versiegt  die  Quelle  der  schwefligen  Säure,  der  
 Schwefelwasserstoff erhält  das  Uebergewicht  und  wirkt  zuletzt  allein.  
 Das ist dann die dritte Entwickelungsphase, welcher viele Laugar und  
 Hver ja r angehören;  am  ausgezeichnetsten erscheint  sie in  den Geysir-  
 phänomenen.  Die  saure  Reaction  des  den  Boden  durchtränkenden  
 Wassers  macht  einer alkalischen Platz,  indem  auf Kosten  des  Schwefelwasserstoffs  
 SchwefelalkaMen  gebildet  werden.  Mit  dem Erlöschen  
 der  sauren  Reaction  beginnt  die  Einwirkung  der  freien  Kohlensäure  
 und  in  den  daraus  hervorgehenden  doppelt-kohlensauren Alkalien  ist  
 das  Lösungsmittel für  die  Kieselerde  gegeben,  welche  bei  dem  Verdunsten  
 des  Wassers  abgeschieden  wird  und  die Geysirröhren  bildet.  
 Als  Endglieder  in  der  chronologischen  Reihenfolge  der  Fumarolen-  
 erscheinungen  treten  dann  die  Kohlensäurequellen  auf,  welche  als  
 ■Sauerbrunnen  (Ölkeldar,  Bierquellen  genannt)  am  Fusse  des  Snse-  
 fellsjökull  und  bei  dem  Priesterhof Bjarnanes  am  HornarfjörÖur  im  
 südöstlichen  Island  hervorsprudeln. 
 die  Dampfstrahlen1)  einen  Ausweg;  unzählige  siedende  
 Quellen und  mächtige Gasexhalationen brechen  aus dem Boden  
 hervor.  Wir  stiegen  in  der  Schlucht  aufwärts,  mit  
 grösser Mühe  freilich,  denn  auf der  abschüssigen Oberfläche  
 glitt der Fuss fortwährend aus und undurchdringliche Dampfmassen  
 versperrten  jede  Aussicht.  An  manchen Stellen war  
 der  Thon,  von Wasserdämpfen  unaufhörlich  aufgewühlt,  in  
 einen  weichen  heissen  Brei  verwandelt.  In  der  Mitte  des  
 Abhangs  ist  eine  grössere  freisse  Quelle;  durch  eine  Spalte  
 im  Boden  dringt  mit ununterbrochen  brausendem  und  sausendem  
 Geräusch  in  schiefer  Richtung  ein  starker  Strahl  
 siedenden  Wassers,  eingehüllt  in  eine  dichte  Dampfsäule,  
 hervor.  Das  Ungestüm,  mit  welchem  diese Quelle dem Boden  
 entfährt,  ist  so  heftig,  dass  man  in  weiter  Entfernung  
 den  Lärm  zu  unterscheiden  vermag.  Die  Temperatur  des  
 Wassers  betrug  94°  C.  Rund  herum  plätschern  an  allen  
 Seiten  zahllose kleinere siedende Springbrunnen.  Die Farbe  
 des  Thons  wechselt  auf  das  verschiedenartigste;  bald  ist  
 sie  gelbbraun,  bald  rosenroth,  blaugrün  oder  fleischfarbig. 
   In  den  hohem  Strichen  des  Bergs  nehmen  die  
 Schwefelablägerungen  an  Masse  zu  und  die  Kruste,  welche  
 den  Boden  überzieht,  ist  an  verschiedenen  Punkten  einige  
 Zoll  dick;  sie  ist  meist  undeutlich  krystallisirt,  locker  und  
 sehr  zerreiblich;  räumt  man  die  Rinde  weg,  so  steigen  
 Dampfwolken  aus  dem  Boden  aui.  Hier  ist  in  der  That  
 alles  vereinigt,  dem  Fremdling  Schrecken  einzuflössen;  bei  
 jedem  Fusstritt  bricht  versengender  Dampf aus  dem trügerischen  
 Erdreich  und  droht  ihn  mit  seinem  Qualm  zu  ersticken, 
   während  die  widerlichsten  Gerüche  ihn  fast  der  
 Besinnung  berauben. 
 x)  Bunsen  theilt  (Poggendorff’s  «Annalen»,  LXXXIII,  246)  die  
 Zusammensetzung des mächtigsten dieser Dampfstrahlen mit; er besteht  
 aus  82,30  Wässerdampf,  15,47  Kohlensäure,  1,17  Schwefelwasserstoff,  
 0,76  Wasserstoff,  0,30  Stickstoff.