Irländern bevölkert wurden, welehe die in Island eingewanderten
Norweger Westmänner zu nennen pflegten.
Sie bestehen aus 14 jäh in das Meer abfallenden Inseln;
zwei Häusergruppen liegen auf der grössten unter
ihnen, die zehnmal so gross ist wie alle übrigen
zusammengenommen und doch nicht viel mehr als eine
halbe Quadratmeile hält. Sie heisst, weil sie bewohnt
ist, Heimaey (Heimatsinsel). Die beiden Orte sind: Kaup-
staöir, d. i. Handelsstadt, auf einer Landzunge im Nordosten
gelegen, und Ofanleyti, d. i. «oben auf d.em Hügel» an
der Westküste. Die benachbarten Inselchen heissen: Suörey
(Südinsel), Erlendsey (Erlendsinsel, wahrscheinlich gleichbedeutend
mit Irlandsinsel, weil, wie erwähnt, die ersten
Einwanderer Irländer waren), Bjarnarey (Bäreninsel),
Alsey (Seilinsel, weil man sich mit Seilen von oben herablässt,
um die Seevögel und ihre Eier aus den Nestern
an den senkrechten Felswänden zu sammeln), Hellirey
(Höhleninsel) 1), Sülusker (Tölpelinsel, weil hier der isländisch
siila genannte Tölpel [Sula bassana] vorzugsweise
brütet), Geldingasker (Hammel- oder Schafinsel), eine der
wenigen, auf welchen Gras wächst, das den Schafen zur
Weide dient; man sagt, sie würden mit Seilen aus den Booten
hinaufgezogen, nachdem es einem Eingeborenen gelungen,
auf Umwegen die Höhe zu erklimmen, weiter westlich
Drängar (Klippe) und Einarsdrängar (Einarsklippe)
und ganz im Süden vier hintereinander stehende, seltsam
geformte Felsen, die Geirfuglasker oder Pinguininseln, wo
früher der grosse nordische Pinguin (Älca impennis), der
jetzt in Island ausgestorben ist, zu brüten pflegte. Alle
x) Ölafsson og Palsson, §. 832: «Sie hat zwei Höhlen, in denen
das Vieh zur Nachtzeit und bei schlechtem Wetter sich aufhält.»
Solche Höhlen sind in Island häufig. Sie ersparen den Bauern die
Mühe, einen Schafstall zu bauen.
diese Inseln sind mit Ausnahme von Heimaey unbewohnt
und selbst diese steht mitunter monatelang wegen der allzu
heftigen Brandung an den steilen Küsten mit Island in
keiner Verbindung. Sie bildet mit den 13 ändern Eilanden
einen eigenen Sj^sel, hat ihren eigenen Arzt, der übrigens
kürzlich gestorben und noch nicht ersetzt ist, wiewohl man
seiner dringend bedarf, zwei Pfarrer und eine Kirche,
die dicht bei Kaupstaöir liegt und Landakirkja (Landeskirche)
heisst. Der höchste Berg der Westmännerinseln
ist augenscheinlich ein erloschener Vulkan, der einen
breiten Lavastrom über Heimaey ergoss. Es ist der
916 Fuss hohe Heimaklettur (Heimatsfels). Südlicher liegt
der fast ebenso hohe Helgafell (Heiliger Berg) und Dalfell
(Thalberg). x)
Die Erzählung, dass auf den Westmännerinseln fast alle
Kinder bald nach der Geburt sterben, ist ganz wahr.2)
Man versicherte uns in Reykjavik, dass die Mütter der daselbst
geborenen Kinder diese spätestens drei Tage nach
der Geburt nach Island selbst bringen lassen, wenn es irgend
angeht. So ist es nicht zu verwundern, dass die Zahl
1) Was neuere Reisende von 2000 Fuss hohen senkrechten Felswänden
fabeln, ist gänzlich aus der Luft gegriffen.
2) Die Hauptursache der grossen Sterblichkeit unter den Kindern
auf diesen Inseln liegt an der Nahrung, die sie allzu früh statt der
Muttermilch bekommen. Die Eier und das fette Fleisch der Seevögel
(im Winter noch obendrein eingesalzen) sind keine passende Nahrung
für Säuglinge, und etwas anderes haben die armen Insulaner
kaum, es sei denn Fisch und ein wenig Hammelfleisch und Brot.
Kuh- oder Schafmilch ist ebenfalls nur in geringer Menge vorhanden.
Durch diesen Mangel an passendem Essen für die .Kleinen,
sowie durch die frühe Entwöhnung von der Mutterbrust entsteht eine
furchtbare Krankheit, die Ginklofi heisst und unheilbar ist. Sie ist
ein Krampf, der über fast alle Theile des Körpers sich verbreitet und
gewöhnlich den Tod sehr bald herbeiführt. Die Einwohner von
St. Kiida, die ebenfalls von Seevögeln und deren Eiern leben, sollen
an ähnlichen Krankheiten leiden.