neugebildeten Kluft drang mit Pfeilgeschwindigkeit eine
Wasserflut hervor, welche gewichtige Felsblöcke und Eisstücke
mit sich forfriss und so die Gegend am Fuss des
Bergs verheerte; nachdem diese zerstörenden Wasserausbrüche
ihr Ende erreicht, begann die Spalte Lavaströme
und Feuersäulen auszuspeien, wodurch der Theil der Gegend,
der von den Wasserströmen verschont geblieben war,
auch noch verwüstet wurde.
1721. Neunte Eruption der Kötlugjävom 11. bis 14. Mai.
Ueber diesen Ausbruch handelt die Schrift: Relation om
det forstralcJcelige Vandfald og Exundation af Bjerget Kat-
legiaa paa Iisland (Kopenhagen 1726).
1724 — 30. Eruption der Krafla am Mückensee, vgl.
Abschnitt XIII der Reisebeschreibung.
1725. Eruption auf der Ebene Hitahöll in der Nähe
des Mückensees; sie war bis dahin eine grasreiche Trift
# gewesen, aber in diesem Jahre spaltete sich der Boden
an mehreren Stellen und Lavaströme und dichte Wolken
von schwefeligen Dämpfen drangen aus denselben hervor, wodurch
der ganze Graswuchs versengt und erstickt, sowie
ansteckende Krankheiten unter Menschen und Vieh erzeugt
wurden.
1725. Eruption der Ebene Bjarnaflag in derselben Gegend;
unter dem stärksten Erdbeben zerriss am 19. April
an mehreren Stellen der Erdboden und aus den Spalten,
von denen eine über zwei (dänische) Meilen lang ist,
wurden Massen von glühenden Steinen und Aschen ausgeschleudert.
1725. Eruption des SkeiÖarärjökull, westlich vom Örsefa-
jökull gelegen. Von Ostern an erlitt unter heftigen Erderschütterungen
der nördliche Theil dieses Eisbergs furchtbare
Feuer- und Wasserausbrüche.
1725 — 29. Eruptionen des Leirhnükur in der Nähe
des Mückensees. Vgl. Abschnitt XIII der Reisebeschreibung.
1727. Zweite Eruption des SkeiÖarärjökull, von Pfingsten
an. «Glaubwürdige und ehrbare Männer, welche diesen
Naturwirkungen zusahen, erzählen, dass sie während
der Nacht vor dem Trinitatissonntage mit dem grössten
Schrecken den Falljökull sich wie Meereswellen bewegen
und bald rück- bald vorwärts ziehen sahen; gleichfalls gewahrten
sie) wie aus dem Berge / hin und w_ ieder Ströme entsprangen.» (Olafsson og Palsson, Reise, §. 780.)
1727. Fünfte Eruption des Örsefajökull. Eine ausführliche
schmucklose Beschreibung dieses schrecklichen Ausbruchs
hat ein Augenzeuge, Propst Jön Pörlläksson, in einem
Briefe an den Kammersecretär Olaus Olavius aufgezeichnet,
von welchem nachstehend eine Uebersetzung folgt (vgl.
OlconomisJc Reise igjennem Island ved Olaus Olavius,
Kopenhagen 1780): «Im Jahre 1727 am 7. August, dem
zehnten Sonntag nach Trinitatis, stand ich, nachdem der
Gottesdienst in der Hauptkirche zu Sandfell angegangen
war, vor dem Altar und spürte unter meinen Füssen eine
schwankende Bewegung m die ich aber anfangs gar nicht
achtete. Allein während der Predigt nahm die Erschütterung
immer mehr zu, sodass allen Leuten angst wurde;
jedoch sagte man mir, dass dies schon oftmals vorgekommen
sei. Ein abgelebter alter Mann ging zu einer Quelle
unterhalb des Gehöftes, fiel daselbst auf die Knie und
beugte sich auf den Boden, worüber die ändern in ein
Gelächter ausbrachen. Als er aber zurückkam und ich ihn
fragte, wessen er sich habe vergewissern wollen, antwortete
er: ,Seid auf Euerer Hut, Herr Pfarrer, es ist Brand
in die Erde _ gekommen!4 In dem Augenblicke sah ich
nach der Kirchthüre hin, und es kam mir sowie allen
Anwesenden vor, als ob das ganze Gebäude sich krümmte
und zusammenböge; ich ritt also von der Kirche weg und
konnte mich nicht enthalten, an des alten Mannes Worte
zu denken; als ich nun mitten vor dem Eisberg Flaga war,